Vione – Val Camonica Städtebauliche und architektonische Konzepte für eine mögliche Dorfentwicklung
,
Italie
Publié le 08 juillet 2024
Fachhochschule Graubünden
Participation au Swiss Arc Award 2024
Données du projet
Données de base
Description
Vione, eine italienische Gemeinde in der Provinz Brescia, ist wie die meisten Dörfer im Berggebiet von einer starken Abwanderung betroffen. Studierende des Bachelorstudiengangs Architektur der Fachhochschule Graubünden haben sich unter der Leitung der Dozenten Armando Ruinelli und Marco Ganzoni im 5. und 6. Semester 2024 mit architektonischen Massnahmen zur Wiederbelebung des Dorfes auseinandergesetzt.
Composition de l’équipe
Das Projekt wurde von den Dozierenden Armando Ruinelli und Marco Ganzoni geleitet, zu den beteiligten Studierenden gehörten: Simon Bolli, Severin Bonolini, Tizian Borzaga, Niklas Brodmann, Leonardo Costa Esteves, Sascha Degiacomi, Claudio Galli, Marco Knobel, Ramona Kriech, Jessica Meier, Marco Oertle, Ivo Oertli, Dario Raguth Tscharner, Jérôme Schefer, Maximilian Schilling, Anna Schmidgall und Nathalie Weber
Définition des tâches
In beiden Semestern steht das Dorf Vione im Zentrum, wobei unterschiedliche Szenarien und Massnahmen entwickelt werden, um das Dorf zu revitalisieren, aber auch weiterzuentwickeln. Durch eine eingehende Analyse der bestehenden Dorf- und Bebauungsstruktur wird die Grundlage für die verschiedenen Projekte erarbeitet. Ein wichtiger Bautyp im Dorf sind die «Tabià- Scheunen», diese Bauten werden vertieft, analysiert und weiterentwickelt. Themen, die im Laufe der beiden Semester bearbeitet werden, sind: Bauen im Bestand, städtebauliche Analysen und Massnahmen, Neubauten im historischen Kontext, Anwendung und Entwicklung angemessener Konstruktionstypen. Im ersten Semester analysieren die Studierenden intensiv das Dorfgefüge. Dies geschieht durch Massaufnahmen vor Ort und wird anschliessend in Modell- und Planform vertieft. Im Anschluss erarbeiten sie einen städtebaulichen Entwurf, der die Siedlungsstruktur des Dorfes verständlich darstellt und mögliche Bauplätze aufzeigt. Jeder Studierende soll dann eines der vier vorgeschlagenen Baufelder bearbeiten. Bei zwei Projekten handelt es sich um Neubauten und bei den anderen beiden um Umbauten. Alle vier Bauplätze haben einen starken Bezug zum öffentlichen Raum. Hier gilt es, die wichtigen Schwellenräume zwischen Gebäude und öffentlichem Raum sorgfältig zu planen. Im zweiten Semester werden vier grössere Projekte bearbeitet. Dabei handelt es sich um vier Umnutzungen. Diese Gebäude sollen sich durch ihre durchmischte Nutzung auszeichnen.
Procédure
Der Ort Vione, im italienischen Val Camonica, begleitete uns über beide Semester. Die Aufgabe bestand darin mögliche Szenarien für eine Dorfentwicklung vorzuschlagen. Das übergeordnete Semesterthema war Bauen im Bestand und interne Verdichtung.
Die Studierenden konnten pro Semester jeweils aus vier ausgewählten Orten ihren Bauplatz frei wählen. Die Dozierenden haben zu jedem Bauplatz Nutzungsvorschläge gemacht, die Studierenden konnten sich an diesen orientieren oder auch eigene Nutzungen vorschlagen.
Das 5. Semester begann mit einer Blockwoche in Vione, wo die Studierenden in Gruppenarbeiten die Massaufnahmen der einzelnen Bauplätze gemacht haben und ende Woche präsentiert haben. Während dieser Woche wurde zudem die Umgebung in einzelnen Exkursionen kennengelernt.
Das Semester begann dann mit einer städtebaulichen Analyse der Dorfstruktur und der überregionalen Beziehungen. Diese Phase wurde Gruppenweise gemacht, als Abschluss gab es eine Zwischenkritik im Plenum. Anschliessend hat jeder Studierende den eigenen Bauplatz in Einzelarbeit bearbeitet.
Während des Semesters gab es verschiedene Theorie-Inputs der Dozierenden und externer Gäste. Diese wurden zu den Zwischen- und Schlusskritiken eingeladen (Sven Matt, Marazzi + Reinhardt Architekten und Urs Padrun).
Im 6. Semester gab es in der Blockwoche eine Exkursion ins Vorarlberg mit Besuchen und Inputs der Gastkritiker Sven Matt und Bernardo Bader. Dazu wurden Bushaltestellen für das Dorf Vione entwickelt und vorgestellt. Das Semester war ähnlich wie das 5. Semester aufgebaut, jedoch waren die Projekte etwas komplexer, da der städtebauliche Teil schon im 5. Semester bearbeitet wurde.
Die externen Gäste an den Zwischenkritiken haben jeweils einen Vortrag zu Ihren Arbeiten gehalten, dies waren Andreas Galli und Nicola Baserga.
Bei den Schlusskritiken waren Lorenzo Giuliani und Bernardo Bader eingeladen. Das Thema wurde in Absprache mit dem Verein «Vione, laboratorio permanente» entwickelt. Im Anschluss an die beiden Semester gab es eine Ausstellung vor Ort der Semesterprojekte, die bis September 2024 laufen wird.
Résultats/Conclusion
Das Ergebnis der beiden Semester ist durchgehend positiv ausgefallen. Es ist eine Vielfalt an interessanten und stimmigen Projekten entstanden.
Die einwöchige Anwesenheit vor Ort hat zum Verständnis des Ortes und der örtlichen Baukultur beigetragen. Die Auseinandersetzung mit einer «fremden» Kultur und auch Bauweise hat das Semester stark geprägt, das haben wir als didaktische Übung als wertvoll empfunden. Einerseits wurde dadurch die städtebauliche Analyse gestärkt, andererseits hat die zeitlich beschränkte Anwesenheit vor Ort die Studierenden gezwungen, sehr genaue und detaillierte Aufnahmen zu machen.
Zwei Baufelder im 5. Semester waren Neubauten, die restlichen waren alles bestehende Bauten. Die meisten Bauparzellen sind sogenannte «Tabià» (einfache bäuerliche Wohnhäuser kombiniert mit Stallnutzung). Diese Strukturen prägen das Ortsbild, verfallen aber leider zunehmend und bleiben ungenutzt. Die meisten dieser Bauten sind von der steilen Topografie gekennzeichnet und befinden sich mitten im Dorfkern, sodass nur minimale Vergrösserungen möglich sind. Durch die vergleichsweise kleinen Bauplätze konnten die Projekte bis ins kleinste konstruktive Detail untersucht werden. Die Auseinandersetzung der Studierenden mit Konstruktion, Baumaterialien, Raumstimmungen konnte somit intensiv bearbeitet werden.
Im 5. Semester wurden an den Bauplätzen A und D Neubauten geplant. Den Standort A an der Dorfstrasse bearbeitet nur ein Studierender. Hier entstand ein Wohnhaus mit kleinen Atelier- und Gewerberäumen. Auf dem Baufeld D am Dorfeingang wurden verschiedene Portalgebäude entwickelt. Darunter ein Hotel, eine Destillerie und auch eine Käserei. Für den Standort B am Dorfplatz wurden hauptsächlich Restaurants und öffentliche Nutzungen zur Belebung des Dorfplatzes angedacht. Am Standort C, mitten im Dorfkern wurden Herbergen oder Bibliotheken vorgeschlagen.
Im 6. Semester wurden für den Standort E hauptsächlich Schulen geplant. Im Standort F waren Wohnungen vorgesehen und im Standort G sind Wohnnutzungen mit einem öffentlichen Saal kombiniert worden. Der letzte Standort H war die ehemalige Kirche, die entweiht und als Kinderheim, später auch als Truppenunterkunft und schlussendlich als Materiallager genutzt wurde. Direkt am Dorfeingang wurden öffentliche Nutzungen wie Restaurant, Festsaal, Theater oder Museum vorgeschlagen.
Die Bandbreite der Projekte ist sehr interessant. Sie zeigen auf ihre eigene Art und Weise auf, wie das Dorf belebt werden könnte. Viele der Projekte sind sehr konkret und in der Grösse überschaubar. Eine neue Dorfentwicklung wäre also mit mehreren einzelnen kleinen Initiativen möglich. Arbeitsplätze im Tourismus und Baugewerbe hat es in der Umgebung genügend, hauptsächlich fehlt es im Dorf an Infrastrukturen und Wohnraum.
Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Next Generation eingereicht und von Nina Farhumand redigiert und publiziert.