Von der Dorfsägerei zum Kunstraum
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Suisse
Publié le 08 juillet 2024
Fachhochschule Graubünden
Participation au Swiss Arc Award 2024
Données du projet
Données de base
Description
Die Studierenden des Bachelorstudiengangs Architektur der Fachhochschule Graubünden im 2. Semester 2024 haben unter der Leitung der Dozenten Julius Braun, Maurus Frei, Petra Selmeczi, Prof. Christian Auer, Andreas Gredig und Mirco Blöchlinger das Projekt eines Ausstellungsraums auf dem Gelände der alten Dorfsägerei in Versam realisiert. Dieser Raum soll das umfangreiche Lebenswerk des Malers Andreas Juon der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Composition de l’équipe
Aus dem Fachbereich Architektur wurde der Entwurf von Dozent*innen Julius Braun, Maurus Frei und Petra Selmeczi und im Bereich Entwurf und Konstruktion von Professor Christian Auer, Andreas Gredig und Mirco Blöchlinger betreut. Beteiligt waren folgende Studierende: Zina Barhoumi, Julius Braun, Philipp Brune, Dave Christen, Mauro Christoffel, Leon Corsenca, Fabian Definti, Caterina Dib, Roman Fest, Gina Fischer, Jossri Halawa, Aaron Hänni, Samet Hetemi, Anina Kleiner, Mika Kleiner, Thomas Köhl, Michelle Kohler, Giacomo Kratter, Rebecca Lädrach, Lucca Lauterbach, Andri Leutenegger, Denis Locher, Lennart Lohmann, Anouk Merz, Tizian Monn, Manuel Morger, Alena Rava, Mirco Rogenmoser, Samuel Rohn, Sina Stecher, Kilian Steinmann, Jasmin Walser und Samuel Wiermer
Définition des tâches
Die Studierenden des 2. Semesters haben die Aufgabe, auf dem vorgegebenen Grundstück in Versam einen Kunstraum zu entwickeln, zu projektieren und zu planen. Der Ausstellungsraum soll dabei der örtlichen Gegebenheiten sowie der Lebens- und Arbeitsweise des Malers Rechnung tragen und durch seine Schlichtheit, Funktionalität und Nutzbarkeit überzeugen, statt ein schickes Museum zu sein. Eine wesentliche Rahmenbedingung ist, dass sich auf der Parzelle die alte Dorfsägerei befindet, die ortsbaulich als «wichtiger Baukörper» gilt. Das bedeutet, dass das Volumen und die Stellung des Baukörpers zu erhalten sind. Es ist den Studierenden freigestellt, ob sie die alte Bausubstanz in ihren Vorschlag integrieren oder eine komplett neue Bebauungsstruktur entwerfen. Die Aufgabe beginnt mit der städtebaulichen Einbindung des Projekts in den vorhandenen urbanen Kontext, geht über die Struktur und Materialisierung bis hin zu den haustechnischen Anforderungen des Projektes. Es gehört zur Aufgabenstellung, dass der Bestandsbaukörper volumenmässig eine Erweiterung erhält. Diese kann additiv angebaut oder losgelöst vom bestehenden Baukörper sein.
Erweiterung den saisonalen Bedürfnissen anpassbar und beweglich sein. Neben städtebaulichen und konstruktiven Anforderungen liegt der Fokus auf einem funktionalen, architektonischen und gestalterischen Anspruch. Der Ort muss attraktiv sein und hohe «Treffpunktqualitäten» aufweisen.
Procédure
Das Semester begann mit der Blockwoche. Diese war in drei Teile gegliedert - Analyse, Konzeption und Dokumentation. Um ergebnisorientiert zu arbeiten, orientierten sich die Studierenden für die Arbeit / Zusammenarbeit während der Blockwoche an der «Scrum-Methode», die sich durch drei Begriffe auszeichnet: – Transparenz – Überprüfung – Anpassung. Dafür wurden die drei Teile als «Sprints» und die täglichen Besprechungen als «Daily-Scrum» betrachtet. Jeweils am Ende gab es einen «Sprint- Review», welcher die Phase mit einer Präsentation abschloss. Die Ausgabe der Aufgabenstellung für die Semesterarbeit sowie die Begehung vor Ort waren ebenfalls Teil der Blockwoche. Ziel der intensiven Woche war es, ein Konzept für die weitere Bearbeitung im Semester zu entwickeln, welches als Basis für die Arbeit dienen sollte.
Der Unterricht während des Semesters wurde vom Dozententeam der beiden Module an einem gemeinsamen Ateliertag gemeinsam geleitet. Zu Beginn des Ateliertages wurden die Studierenden durch verschiedene Inputs in die jeweiligen Themen eingeführt und durch Gruppen- oder Einzelarbeiten weiter vertieft. Die Einzeltischgespräche der Semesterarbeiten während des Ateliertages fanden mit abwechselnden Dozierendenteams statt. Bei der Zwischenkritik präsentierten die Studierenden ihre Projekte vor der gesamten Klasse und wurden im Plenum besprochen.
Die Schlusspräsentation beinhaltete die Vorstellung des Projektes anhand von Plänen, digitalen sowie physischen Modellen.
Thématique générale
Bauen mit dem Bestand zur gesellschaftlichen Entwicklung
Die alte Dorfsägerei Versam (Safiental GR) wurde Anfangs 20. Jahrhundert von der Gemeinde errichtet. Ziel war eine gemeinschaftliche Nutzung einer Sägerei an einer geeigneten Lage. Ursprünglich wurde die Sägerei mit Wasserkraft vom nahe gelegenen Bach betrieben. Im gemauerten Sockelgeschoss befindet sich der Antrieb sowie das Sägemehl-Lager. Im offenen Obergeschoss ist die eigentliche Sägerei mit Sägeblatt, Laufwagen und Werkbänken. Später erfolgte die Elektrifizierung der Sägerei. Bis vor wenigen Jahren war die Sägerei in Betrieb, wurde aber immer seltener genutzt. Heute wird die Lokalität ab und an als Raum für Anlässe genutzt. Auch fanden darin schon Hochzeitsfeste, Kinoabende und ein Weihnachtsmarkt statt. Für den Tourismusverein waren zudem Informationswände über die Entstehung und Geschichte der Ruinaulta-Schlucht ausgestellt.
Das einfache Gebäude, die Dorfsägerei in der Mitte der beiden Dorfteile von Versam wurde gebaut zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde. Gleichzeitig bildete das gemeinschaftliche «Kleinunternehmen» ein Zentrum, einen sozialen Brennpunkt, gleichsam eines «Sozialbetriebs». Die wirtschaftliche Notwendigkeit und die gegenseitige Abhängigkeit förderten den sozialen Zusammenhalt. Aufgrund der Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Mobilität werden funktionierende Dorfstrukturen infrage gestellt und damit auch die gebaute Architektur. Der Erhalt, das Weiterbauen am Gebäudebestand und das Übertragen einer adäquaten Nutzung ist nicht nur eine Massnahme im Sinne des Materialerhalts (CO2 Reduktion, Ressourcenschonung, Abfallvermeidung et cetera.), sondern der Versuch, mit einem regional verankerten Thema aus dem Bereich der Kultur gesellschaftliche Werte zu erhalten oder auszubauen.
Résultats/Conclusion
Die vielfältige Aufgabenstellung unter dem Titel «Kleinbauten» stellt für die Architekturstudierenden im 2. Semester des Bachelorstudiums eine besondere Herausforderung dar. Gestützt auf einer noch eher geringen Wissensbasis und mit noch zu entwickelnden Fähigkeiten und Fertigkeiten, konnten Vorschläge erarbeitet werden, die von einem starken Willen geprägt sind, mit architektonischen Mitteln Lösungen zu übergeordneten Problemen zu finden. Die Projekte zeichnen sich durch die grosse Vielfalt der Ansätze, durch eine vertiefte Auseinandersetzung auch zu Detailfragen und durch erfrischende Ideen aus. Der jugendliche Enthusiasmus und die Motivation zur Gestaltung übergeht oftmals die Vorgaben der Aufgabenstellung oder gar die ortsbildgestalterischen Grundsätze. Gerade die Denkweise ausserhalb der starren Regeln können für den Ort Versam Denkanstösse auslösen, um die alte Sägerei in eine «neue Sägerei» zu transformieren. Die Auswahl der Arbeiten zeigt ein Querschnitt der rund 30 Projekte zum Thema.
Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Next Generation eingereicht und von Nina Farhumand redigiert und publiziert.