Bergkapelle Kendlbruck
,
Österreich
Veröffentlicht am 16. August 2016
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Die Kapelle ist ein Andachtsraum, ein Raum der Kontemplation und des «In sich Gehens». Sie erhält auf Wunsch der Erbauer ein einfaches liturgisches Programm, entspricht aber nicht einem konsekrierten Gottesdienstraum im kirchlichen Sinn. Ein Ort zum Beten oder Sinnieren, zum Denken oder Nicht-Denken, zum Hineingehen oder davor Stehen, um den Fussmarsch zum Gipfel kurz zu unterbrechen. Einfachheit und Offenheit, reduziert auf das Wesentliche, klar im Ausdruck und der Symbolik – Ein Raum zum Innehalten und Gedenken, frei von funktionalen und liturgischen Zwängen, der Vieles zulässt.
Es wird bewusst darauf geachtet, oft gesehene und wenig hinterfragte Symbole und Gegenstände von Kapellen auf ihre Aussage hin genauestens zu überprüfen. Die Klarheit und Bereinigung überbeanspruchter Symbole und gut gemeinter Gesten (Blumenschmuck,…) wird hierbei aus einer
kultur-ästhetischen Grundhaltung sowie der Notwendigkeit, die verfügbaren Ressourcen bestmöglich einzusetzen, generiert. Der gebaute Raum soll als Bild interpretiert werden und nicht als Gehäuse, das allenfalls «befüllt» bzw. «beschmückt» werden soll. Der«reine Raum», die absichtliche Leere, soll Spannung und Erwartung hervorrufen und als optisches Gegenstück zum akustischen Schweigen und «In sich Gehens» verstanden werden.
Die im Streiflicht leuchtende Wand als Schwelle zum Jenseits, zum Unsagbaren; (…) «zu dem, der uns im ersten Gebot aufgetragen hat, sich von ihm kein Bild zu machen. (…) Von Gott wird hier nicht in Bildern, Gleichnissen und Würdeformeln gesprochen, sondern im lichtvollen Schweigen: unsichtbare Anwesenheit.» (aus Steiner, P.; Glaubensästhetik - Wie sieht unser Glaube aus? S. 64)
Der einfache rechteckige Grundriss mit steilem Satteldach prägt das Erscheinungsbild der Kapelle und verweist auf die Besonderheit des Gebäudes. Die gesamte Konstruktion, Wände, Boden sowie die Dachkonstruktion, werden aus traditionell «verstrickten» Holzprofilen zu einem Block- bzw. Strickbau ohne zusätzliche Verbindungsmittel wie Schrauben und Nägel gezimmert. Ein einziger Profilquerschnitt bestimmt dabei Dimension und Proportion der Kapelle, welche dem goldenen Schnitt (der göttlichen Teilung) zugrunde liegt. Versetzte Giebelwände bzw. die mit Lamellen
verschlagenen Giebeldreiecke vermitteln zwischen Aussenraum und Innenraum. Sie gewährleisten einerseits die Belichtung des in sich klar gerichteten, abgeschlossenen Innenraums und dienen andererseits als Filter und Schutz für die oberhalb des Eingangs befindliche Glocke. Gemäss traditionellen Bauprozessen entstammt sämtliches Material aus der unmittelbaren Umgebung und wird so zur Transformation des Orts selbst.
Next Generation Projekt eingereicht von: Hannes Sampl