Fügung + Struktur
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Schweiz
Veröffentlicht am 07. Juli 2024
OST - Ostschweizer Fachhochschule ArchitekturWerkstatt St. Gallen
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Das Entwurfsstudio «Fügung + Struktur» im 2. Grundlagensemester der Ostschweizer Fachhochschule OST fügt einzelne Teile zu einem neuen Ganzen. Im Frühlingssemester 2024 wurde über ein Tragwerk ein architektonischer Entwurf entwickelt und daraus schliesslich ein Gebäude für eine sportliche Aktivität entworfen und konstruiert.
Zusammensetzung Team
ArchitekturWerkstatt St.Gallen unter der Leitung von Prof. Anna Jessen. Das Semester Fügung + Struktur wurde konzipiert und durchgeführt von den Dozenten Prof. Mark Ammann und Lorenz Kocher. Als Fachexpert*innen waren die Modedesignerin Dorothée Vogel (Nähen) und der Architekt Kai Strehlke von Blumer-Lehmann AG (Produktion Holz-Mockup) beteiligt. Den Kurs betreuten die Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen René Caamano Parada, Deborah Truttmann und Samuel Wüst. Folgende Studierende haben teilgenommen: Annalena Breu, Janik Butz, Jonas Forrer, Olin Meier, Kausalya Sivabalasundaram, Marius Wellauer, Sara Kugler, Remo Kaiser, Pascal Roberts, Gabriele Vampiro, Patrik Barmettler, Nils Baumann, Asja Hengartner, Dominic Fröhlich, Moritz Hortien, Tatjana Vujnic, Patrik Krasniqi, Yannik Marcazzan, Remy Brumann, Kisany Subramaniam, Inken Denninger, Conrad Mäckler, Lucia Mandura, Enrique Naya Manteiga, Adem Bilali, Kiara Dobler, Gabriel Bütler, Anja Fritsche, Yannick Anghern, Greogry Voigt, Helena Wider.
Aufgabenstellung
Der Schwerpunkt der Semesteraufgabe ergab sich aus dem Zusammenspiel zwischen Architektur- und Tragwerksentwurf sowie in einer vertieften konstruktiven Durcharbeitung des Projektes. Am Beginn stand eine Serie von parallel geführten Vorübungen zum Tragwerk sowie zu den Themen Fügen, Knoten und Struktur der Gebäudehülle. Aus dem Fundus dieser ersten Entwurfsaufgaben entwickelte sich schrittweise ein Projekt. Konstituiert im Spannungsfeld zwischen objekthaftem Struktur- und regelhaftem Systembau, erhielt die schlüssige Beziehungssetzung von Raumstruktur, Tragwerk, Gebäudehülle und Konstruktion zentrale Bedeutung. Die konstruktive Ausformulierung, also das Fügen der Teile zum Ganzen, sollte materialgerecht als Holz- oder Holz-Hybridbau erfolgen. Die Auseinandersetzung mit Ort und Programm weitete schliesslich den Blick und thematisierte den architektonischen Ausdruck und die innenräumlichen Qualitäten.
Vorgehen
Kreativer Einstieg: Als Einstieg und Inspiration für den Entwurf diente die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Techniken und Materialien: Stoff nähen, Papier falten und Holzstäben zu einem Knoten fügen. Das Material und der Prozess seiner Verarbeitung standen damit am Beginn der Entwurfsarbeit und vermittelten den Studierenden die Erfahrung des physischen Machens. Neben dem Team der ArchitekturWerkstatt unterstützte Modedesignerin Dorothee Vogel den Nähkurs, in dem der Stoff über Schnittmuster und Nähte zu Räumlingen geformt wurde.
Praxischeck: Zum Abschluss des Semesters wurde eine Auswahl getroffen und jeweils ein Ausschnitt der Struktur als Mock-up im Massstab 1:2 aus Holz gebaut. Dabei erlernten die Studierenden die Übersetzung des Entwurfs in CAD-Daten zum Abbund des Holzes sowie für die Fräsarbeiten der Knoten und sammelten beim gemeinsamen Zusammenbau physische Materialerfahrung. Neben dem Team der ArchitekturWerkstatt unterstützten Architekt Kay Strehlke und Blumer Lehmann Holzbau den Planungsprozess und die Fertigung.
Übergeordnete Fragestellung
In einem zeitgemässen, ressourcenschonenden Bauverständnis hat das Fügen von Bauteilen eine neue Relevanz erhalten und ist wichtiger Teil einer Grundlagenlehre, seien es Reuse-Themen, Holzbau oder andern stabförmigen Elementen, Hybridbau oder auch der einfache spätere Rückbau und eine zirkuläre Weiterverwendung der verwendeten Baustoffe.
Am Beginn der Aufgabenstellung stand das Bemühen, zukunftsfähige und CO₂-reduzierte Konstruktionsweisen zu lehren und im Entwurf experimentell zu untersuchen. Holzbau bietet mit dem natürlichen Rohstoff gute Voraussetzungen, ist aktuell aber von verleimten Produkten wie Brettschichtholzträger und Holzwerkstoffplatten sowie von komplexen, schichtartigen Aufbauten dominiert. Hier setzt der Entwurf mit einer stabförmigen Konstruktionsweise an, die durch Auflösung in Fachwerke ressourcenschonend aus einfachem Schnittholz hergestellt werden kann. Dabei rückt der Fokus auf die Logik der Struktur, auf die Fügung der Elemente und auf den Knoten, der als wesentlicher Teil des spezifischen architektonischen Ausdrucks begriffen wird.
Ergebnisse/Fazit
Die Studierenden erlernten in diesem Entwurf die Konzeption eines mehrgeschossigen und weitgespannten Tragwerks als integralen Bestandteil architektonischer Projekte. Sie erarbeiteten die Beziehungssetzung von Material, Struktur und Konstruktion, die als Sprache aufgefasst und von Beginn an mit dem Entwurf entwickelt wurde. Sie erlernten die konstruktive Detaillierung eines zeitgemässen Holz- oder Holzhybridbaus. Begleitende Vorlesungen zu Tragwerk und Konstruktion ergänzen das im Entwurfsprozess gewonnene Rüstzeug mit dem notwendigen Grundlagenwissen.
Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.