Gegossene Hülle mit hölzernem Kern

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8003 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 22. August 2016
 
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016

Gegossene Hülle mit hölzernem Kern Vorwort Situationsplan mit Entwurf Perspektive Stadtraum Skizze Schrennengasse ohne Bestand Untersuchung Fassaden Schrennengasse Perspektive Schrennengasse - Café Skizze Hof Gebäudesetzung Perspektive Oberflächenstruktur Konstruktionsschnitt Ansicht Fassade

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Birmensdorferstrasse 223, 8003 Zürich, Schweiz
Projekttyp
Studierendenentwürfe
Fertigstellung
06.2016

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
8
Grundstücksfläche
362 m²
Geschossfläche
227 m²
Nutzfläche
157 m²
Gebäudevolumen
4589 m³

Beschreibung

STÄDTEBAU
Durch die städtebauliche Setzung des Gebäudes findet zum einen eine Verdichtung auf dem Grundstück statt und zum anderen wird die zurzeit unzufriedene Situation, die sich bei der Untersuchung herausstellte, aufgeklärt.

Die Absicht des Gebäudes besteht darin, den bestehenden offenen Blockrand weiter zu spinnen und einen angemessenen Abschluss zu bilden. Das Gebäude nimmt die bestehenden Strassenfluchten und Höhen der Nachbargebäude auf und verankert sich so selbstverständlich am Ort. Durch die neue strassenbegleitende Setzung des Gebäudes entsteht nun ein prägnant gefasster Strassenraum. Durch das Aufnehmen der Häuserfluchten im Hofraum findet auch hier eine Klärung dieses gemeinsam genutzten Grünraumes statt.

Das Dach wird als steiles Satteldach ausgeführt. Dies wird mit der Nutzbarkeit der Räume unter dem Dach sowie der begehbaren Dachzinne begründet. Zudem unterstützt das steile Satteldach das Gebäude noch stärker sich am Ort zu verankern.

NUTZUNG
Das Gebäude sieht im Erdgeschoss öffentliche Nutzungen vor, die unterschiedliche Leute anspricht, um somit einen Mehrwert für das Quartier zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist der Nutzungsvorschlag ein Café, das durch die Möglichkeit einer Aussenbestuhlung zu einem neuen Treffpunkt für Jung und Alt werden kann. Zusätzlich soll ein kleines Atelier errichtet werden.

Darüber sind Wohnnutzungen vorgesehen, die als Geschosswohnungen angedacht sind und auf der Dachzinne befindet sich ein gemeinsamer Aussenraum für die Bewohner des Hauses. Die Haupterschliessung der Wohnungen befindet sich auf der ruhigen Hofseite. Im Untergeschoss liegen zudem noch die Waschküchen, Technikräume und Kellerabteile.

Der Hof wird durch Wegnetze und Aussenräume unterteilt und gegliedert. Für die Bewohner sind hofseitig Veloabstellplätze und im Eingangsbereich des Treppenhauses ist noch zusätzlich ein Veloraum angelegt. Die restlichen Grünräume im Hof laden zum Verweilen ein. Jede Nutzung soll im städtischen Kontext gerecht in Erscheinung treten.

WOHNUNGEN
Die Wohngeschosse werden durch das hofseitige Treppenhaus erschlossen. Das Treppenhaus, welches mit einem grosszügigen Fenster ausgestattet ist, ermöglicht den Bewohnern den Blick in die Natur und in den Hofraum. Die Typologie der Wohnungen orientiert sich an den kammerartigen Grundrissen der untersuchten Eckhäuser und den benachbarten Gründerzeitbauten.

Betritt man die Wohnungen vom Treppenhaus aus, befindet man sich in der zentralen Eingangshalle, von der aus die einzelnen Räume erschlossen werden. Durch zusätzliche Türen werden Querbezüge zwischen den Räumen geschaffen. Zudem entsteht ein Rundgang innerhalb der Wohnungen, was der Wohnung eine gewisse Grosszügigkeit verleiht. Jede Wohnung verfügt über einen Aussenraum, der durch die Essküche erschlossen und Richtung Hof orientiert ist.

FASSADEN
Die aus der Untersuchung erarbeiteten Erkenntnisse zu den Nachbarhäusern wie Ausdruck, Proportionen, Öffnungsverhältnisse usw. werden nun an den Fassaden des neu entworfenen Gebäudes angewendet sowie auch neuinterpretiert, um die bestehende Fassadenabwicklung der Schrennengasse fortzusetzen und neu zu definieren.

Die repräsentativen Strassenfassaden werden in der Vertikalen in Sockel, Mittelpartie und Dachgeschoss gegliedert. Die Öffnungen sind streng vertikal rhythmisiert angeordnet und verstärken die Vertikalität der Fassade zusätzlich. Analog zu den Nachbarhäusern weisen die Fenster mit Brüstung die Proportionen 3 : 5 auf. Zudem sind die Fensterflügel asymmetrisch und die Faltläden einseitig platziert. Durch die raumhohen angeordneten Fenster findet eine Verdichtung in der Fassade statt. Zusätzlich befinden sich die Eingänge jeweils unter ihnen. Die stark vertikale Gliederung der Fassade erfordert ein horizontales Element, das durch den horizontalen Dachrandabschluss gebildet wird. Ein weiteres wichtiges Element sind die Gauben, die durch ihre Materialität dem Dach angehören, doch anhand ihrer vertikalen Wirkung auch Teil der unteren emporsteigenden Ordnung ist.

Oberfläche gegossene Hülle
Beim Sockel werden halbe Rundhölzer an die Schalungshaut genagelt. Nach dem Austrocknen des Betons wird die Schalung demontiert und es entsteht eine wellenförmige Struktur. Durch seine Oberfläche zeichnet diese den Wechsel von der öffentlichen Nutzung und der darüber liegenden Wohnnutzung an der Fassade ab.

Bei der Mittelpartie wird mit einer Strukturmatrize gearbeitet, bei der nach dem Ausschallen die gegossene Hülle aus Wellenbergen besteht. In einem weiteren Schritt werden die Wellenberge mit einem Steinmeissel bearbeitet.

Da die Arbeitsspuren bei der Hülle im Sockel wie auch in der Mittelpartie sichtbar bleiben, erhält die Oberfläche des Gebäudes eine lebendige Struktur.

Fenstergewand
Bei der Schalung der gegossenen Hülle wird mit mehreren Schallbrettern gearbeitet, um eine Neuinterpretation des Fenstergewands zu erhalten. Ziel ist, durch die neu interpretierte Fenstereinrahmung das Gebäude noch stärker an den Ort zu binden.

Um den Bereich der Öffnung wird die Strukturmatrize weggelassen. Dadurch entsteht eine Umrahmung um die Öffnungen. Durch das Arbeiten mit mehreren Schallbrettern lassen sich nun Brüstung, Sturzelement und Leibung auf unterschiedlichen Ebenen abbilden.

Analog zu den Nachbarhäusern unterscheiden sich die Fenstereinrahmungen je nach Geschoss leicht voneinander.

KONSTRUKTION
Aufgrund der Untersuchung von konstruktiven Konzepten wurde der Entschluss gefasst, zuerst einen selbsttragenden Holzbau aufzurichten, mit einer Dachpappe zu verkleiden, zusätzlich zu dämmen und danach die gegossene Hülle einschalig anzubringen.

Ein grosser Vorteil des Systems zeigt sich hier, da der Holzbau vollflächig abgeklebt ist, bevor die Hülle gegossen wird. Ausserdem ist auch der Bauablauf einfach zu koordinieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass durch den Verbund mit der Betonhülle der Holzbau in seinen tragenden Dimensionen optimiert werden kann. Zusätzlich dienen die Holzwandelemente als verlorene Schalung für den Betoniervorgang der Hülle.

Konstruktion Gebäude
Der Sockel, auf dem der Holzbau zu liegen kommt, wird komplett massiv ausgeführt. Grund dafür ist der Wunsch, im Erdgeschoss grossflächige, stützenfreie Räume für die öffentlichen Nutzungen anbieten zu können. Gleichzeitig löst der massive Sockel die Akustik zwischen Erdgeschoss und Wohngeschoss.

Die darüber liegenden Wohngeschosse werden komplett als Holzbau erstellt inklusive dem Treppenkern. Einzig der Liftschacht und die Treppe sind aufgrund des Brandschutzes aus vorfabrizierten Betonelementen. Beim Holzbau werden die Wände in Holzrahmenbauweise erstellt und die Decken bestehen aus Hohlkastenelementen mit Schüttfüllung. Sowohl die Wände wie auch die Decken werden im Werk vom Zimmermann vorfabriziert.

Aussteifung
Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über das Treppenhaus und die Aussenwände in Holzrahmenbauweise sowie im EG über die betonierte innere Schale der Aussenwand.

Gegossene Hülle
Die gegossene Hülle wird ohne Dilatationsfuge ausgeführt. Wichtig ist dabei, dass in den Ecken des Gebäudes mit einer weichen Dämmung gearbeitet wird, um die thermischen Längenänderungen beim Beton aufnehmen zu können.

Gebäudetechnik
Die Haustechnikzentrale befindet sich im Untergeschoss des Gebäudes. Die Steigschächte und Haustechnik konzentrieren sich primär auf den Erschliessungskern. Die Verteilung der Zu- und Abluft erfolgt innerhalb der abgehängten Decke in der zentralen Eingangshalle der Wohnungen. Die Elektroverteilung in den Geschossen wird innerhalb des Hohlkastenelementes und der Holzrahmenbauelemente geführt. Zusätzlich findet die Verteilung des Heizungssystems im Unterlagsboden statt.

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