Neues Bauen im historischen Kontext unter Wahrung des Ortsbildes
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Januar 2016
Teilnahme am Swiss Arc Award 2014
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Thesis-Arbeit am Masterstudiengang Architektur
Nach einer intensiven Zeit der Auseinandersetzung mit den Thurgauer Bauernhäusern und deren Typologien, Steckborn mit der reichhaltigen Bausubstanz in der Altstadt und Recherchen rund um das Bauen im historischen Kontext, liegt endlich das daraus entstandene Projekt vor.
Es zeigt eine Möglichkeit auf, wie man neu bauen kann, auch ohne alles Bewährte in den Wind zu schlagen. Im Verlaufe der Arbeit hat sich das Dach und dessen Form als wirksames Mittel herausgestellt, um eine Identifikation mit der kleinteiligen, bestehenden Struktur und Dachlandschaft zu erlangen. Es gibt dem Gebäude eine Massstäblichkeit und Richtung, die von jeder Seite anders wahrgenommen werden kann und das Projekt in dieser schmalen Parzelle durch die differenzierte Dachauffaltung selbstverständlich erscheinen lässt. Auch im Strassenraum vermag es durch die Kraft des hohen Giebels eine Überleitung der beiden Häuserzeilen zu schaffen.
Als effizientes Hilfsmittel haben sich die verschiedenen Volumenstudien im 1:200 Modell herausgestellt, welche auf abstrakter Basis eine volumetrische Grundlage ergaben, welche sich unabhängig der Materialisierung und Öffnungsproportionen einzugliedern vermochten. Im Zuge des synchronen Entwurfsprozesses, half es auch, bei der Entwicklung der Strassenfassade über eine Abstraktion zum Ziel zu gelangen, welche dann immer wieder mit dem Volumen und den Grundrissen synchronisiert wurde.
Eine interessante Erkenntnis war auch diese, dass der Holzbau in diesem engen Kontext mit seinen brandschutztechnischen Anforderungen durch die Wahl des Tragwerkkonzeptes durchaus andere positiven Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Massivbauweisen haben kann, als nur die meist grossgeschriebene Nachhaltigkeit. So wären dies die schmalen Konstruktionsaufbauten in Aussenwand und Decken, aber auch die Raumstimmung im Innern, welche durch die auftretenden Unterzüge an die ursprüngliche Typologie zu verweisen vermag. Zwischen den Unterzügen können Räume mit einer lichten Höhe von bis zu 2.60 m entstehen ohne die Geschosshöhe im Äusseren im Vergleich zum Bestand sichtbar zu erhöhen.
Das Projekt scheint mir einen Beitrag für andere Standorte leisten zu können, da es aufzeigt, dass durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Kontext auch Neuinterpretationen der Volumen und Fassaden möglich sind, welche am Ortsbild weiterbauen und nicht unbedingt ausschliesslich Kontrastlösungen möglich sind, welche den Geist der Zeit offensichtlich und teils auch störend von weitem zu erkennen geben müssen. Darin lag aber auch die Herausforderung, nicht in eine romantisierende oder gar historisierende Haltung zu verfallen, was die Ausbildung der verschiedenen Elemente in der Fassade oder im Dach anbelangen.
Dank der Analyse entstand ein Konzept, welches auf natürliche Weise die Einbindung neuer Bedürfnisse wie privatem Aussenraum, Reduit oder dem Abstellplatz für Autos ermöglichte.
Abschliessend kann ich sagen, dass in meinen Augen das Volumen mit dem Faltdach sicher als überzeugend bezeichnet werden kann, wobei die Fassade reflektierend betrachtet sicher noch ein wenig mehr Abstraktion vertragen könnte, was das Fugenbild und die Abzeichnung der Geschossigkeit angeht. Hier würde ich auch für eine weitere Untersuchung ansetzen.
Next Generation Projekt eingereicht von: Pascal Wendel