Neues Theater Dornach
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. April 2016
Jeker Architekten SIA AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Im September 2015 wurde das Neue Theater feierlich eröffnet. Ein privates Theaterhaus in Dornach bei Basel, welches für rund vier Millionen Franken erbaut wurde.
Seit vielen Jahren betrieben der Schauspieler und Theaterregisseur Georg Darvas und Johanna Schwarz, Theaterleiterin, ein Theater im ehemaligen Kino in Dornach, einer Gemeinde nicht unweit von Basel, einer Stadt, die viel Wert auf ihre Kulturinstitute legt und jährlich knapp 70 Millionen Franken in Kultur investiert.
Während zehn Jahren stellten Georg Darvas und Johanna Schwarz Saison für Saison ein anspruchsvolles Programm zusammen, welches Zuschauer aus der ganzen Region anzog.
Wegen des Umbaus des Bahnhofs-Areals Dornach-Arlesheim in ein attraktives modernes Zentrum und eine regionale Verkehrsschnittstelle musste das alte Kino weichen und das Theater einen neuen Standort finden.
Während die Theaterleute in einer ehemaligen Buchdruckerei Zwischenhalt fanden, begann die Planung des neuen Theaters am Bahnhof Dornach-Arlesheim auf dem Grundstück eines früheren Restaurants, welches von der Edith Maryon Stiftung erworben wurde.
Bauherrin und Eigentümerin des neuen Theaters in Dornach ist die Stiftung Kultur am Bahnhof.
Das Baugrundstück, mit Abmessungen von 50 auf 16 Meter, beidseitig an Strassen angrenzend und in einer Wohn- und Gewerbezone liegend, bedeutete für die Architekten eine grosse Herausforderung. Realisiert wurde ein kompaktes und funktional linear organisiertes Theatergebäude, welches sich trotz seiner kubischen Prägnanz harmonisch in seinen Kontext integriert.
Ein neues Theater zu entwerfen und zu bauen, gehört zu den speziellsten Herausforderungen eines Architekten.
Der gleichzeitige Anspruch an die architektonische Qualität, die innere Organisation komplexer betrieblicher Abläufe und spezifischer Ausbauten bilden ein dynamisches Spannungsfeld während des gesamten Entwurfsprozesses.
Dieser Schwierigkeitsgrad wurde in Dornach zusätzlich durch das enge finanzielle Budget potenziert. Dies erforderte eine äusserst konsequente Disziplin, eine Reduktion der Mittel und ein spezifisches Gestaltungs- und Materialkonzept.
Entstanden ist ein Bau, der dank seines flexibel gestaltbaren Zuschauerraums auch für Empfänge, Generalversammlungen oder sonstige Festivitäten mit Catering genutzt werden kann. Neben dem Theater findet die Geschäftsstelle von Schwarzbubenland Tourismus im Foyer des Neubaus Platz und seit Januar führt der Verein für Sozialpsychiatrie das Café neuestheater im Foyer.
Dadurch wird das Theater auch tagsüber mit einem zusätzlichen Anziehungspunkt ausserhalb der Spielzeiten belebt.
Von aussen betrachtet macht vor allem die Schlichtheit des neuen Theaters auf sich aufmerksam.
Pragmatisch und selbstbewusst präsentiert es sich. Auffallend ist die gegen den Bahnhof gewandte riesige Fensterfront, die einen direkten Einblick in das Foyer und auf die Büroräumlichkeiten im Obergeschoss erlaubt.
Die Architektur des Neuen Theaters wird dominiert vom Sichtbeton der Aussenwände. Auch im Gebäudeinnern, bei wichtigen Bauteilen und Wänden wird er manifest. Die nach Westen gerichtete und einzige Öffnung des Baukörpers perforiert seine schützende Hülle. Mit der konsequenten Verglasung resultiert eine einladende Geste und mit der Transparenz wird ein Teil des Innern fassbar. Die linearen Seitenwände, in grauer Farbe behandelte Vorsatzschalen in Gips, führen in den Theaterraum. Hier werden ihre glatten Oberflächen aufgebrochen und mutieren zu akustischen Elementen.
Gussasphalt, in Verbindung mit dem Aussenraum und dem Eingangsbereich, konsequent in allen Räumen eingebaut, schafft eine Grosszügikeit und betont das stringente Materialkonzept.
Der neue Theaterraum erinnert mit seinen Raumproportionen an barocke Kirchen und Theater und schafft damit räumliche und akustische hochwertige Attribute eines anspruchsvollen und polyvalenten Kulturraumes.
Austarierte Proportionen und eine stringente Gestaltung der Oberflächen wirken einladend und spannungsvoll. Die sichtbare Haus- und Theatertechnik ist Teil der Ästhetik.
Bühne und Zuschauerraum bilden eine Einheit und schaffen Nähe. Die Besucher mutieren zu Statisten, werden Teil der Szenerie.