Pavillon am See

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8803 Rüschlikon,
Schweiz

Veröffentlicht am 13. März 2025
Meier Staehelin Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Ansicht Süd Ansicht See Deckenknoten Innenansicht See Ansicht Nord Ansicht Ost Ansicht Ost

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
04.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
884 m²
Geschossfläche
115 m²
Nutzfläche
115 m²
Gebäudevolumen
295 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
930'000 CHF
Parkplätze
2

Beschreibung

Das Bauen am Ufer des Zürichsees stellt hohe Anforderungen – sowohl gestalterisch als auch bautechnisch und rechtlich. Die geologischen Gegebenheiten des Untergrunds erforderten eine durchdachte Fundationslösung, während kantonale Bauvorschriften, insbesondere der Gewässerraum, die baulichen Möglichkeiten stark einschränkten. Meier Staehelin Architekten entwickelten den Pavillon am See als Antwort auf diese Herausforderungen und schufen eine Architektur, die Präzision und Kreativität vereint.

Herausforderung und Vision
Nach geltendem Recht war eine Bebauung innerhalb des 20-Meter-Gewässerraums nicht möglich, und die strassenseitige Baulinie setzte weitere Grenzen. Eine konventionelle Umsetzung des Raumprogramms innerhalb der rechtlichen Grenzen hätte zu einem Bauvolumen mit den Abmessungen eines Eisenbahnwaggons geführt – eine Lösung, die den Anforderungen der privaten Bauherrschaft nicht gerecht wurde. Erst durch eine präzise, aber kreative Interpretation der baurechtlichen Vorgaben konnte eine Bewilligung erlangt und ein funktionales wie ästhetisch überzeugendes Konzept realisiert werden. Der Pavillon entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung und schafft eine schlüssige Verbindung zwischen Architektur und Landschaft. Sein umlaufendes, weit auskragendes Dach und das fliegende Deck fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Drei Seiten des Gebäudes lassen sich vollständig öffnen, wodurch ein grosszügiger, wettergeschützter Aussenraum mit einer Outdoorküche und Aussendusche entsteht. Im rückwärtigen, massiven Gebäudeteil sind Garderobe, WC und Technikraum untergebracht.

Historische Inspiration und nachhaltige Materialwahl
Die Konstruktion des Pavillons erinnert an die historische Bauweise am Seeufer. Sein Fundament steht auf Mikropfählen – inspiriert von den prähistorischen Pfahlbauten am Zürichsee. Die Wände bestehen aus einem Zweischalenmauerwerk mit beidseitig verwendeten Klinkersteinen, die aus einer übrig gebliebenen Charge eines anderen Projekts stammen. Die lokal im Kanton Zürich abgebauten und gebrannten Steine tragen zur nachhaltigen Materialstrategie bei. Das Dach als Holzkonstruktion verleiht dem Bau eine natürliche Leichtigkeit, während das umlaufende Vordach für Sonnen- und sommerlichen Wärmeschutz sorgt. Das Projekt basiert auf dem Gedanken, Architektur mit der natürlichen Umgebung in Einklang zu bringen. Durch die offene Bauweise, die Materialwahl und die Inspiration durch historische Pfahlbauten wurde ein Entwurf entwickelt, der sowohl funktional als auch gestalterisch überzeugt. Ein besonderer Fokus lag auf der Verbindung von Innen- und Aussenraum sowie der Einbindung in die bestehende Landschaft. Besonders prägend sind die regional gefertigten Klinkersteine, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch eine visuelle Verbindung zur Umgebung herstellen. Ebenso spielt das weit auskragende Holzdach eine zentrale Rolle, da es funktional als Sonnen- und Wärmeschutz dient und gestalterisch die Leichtigkeit des Pavillons unterstreicht.

Integration und technologische Raffinesse
Der Standort war massgebend für den Entwurf. Die strengen Vorschriften zum Gewässerraum erforderten eine kompakte, aber durchdachte Bauweise. Zudem wurde darauf geachtet, den Pavillon so zu gestalten, dass er nicht als massiver Baukörper erscheint, sondern sich durch seine Leichtigkeit und Offenheit in die Umgebung integriert. Die vorhandenen topografischen und geologischen Bedingungen beeinflussten zudem die Wahl der Mikropfähle als Fundamentlösung. Die Bauherrschaft hatte klare Vorstellungen bezüglich der Nutzung und der Offenheit des Pavillons. Der Wunsch nach einem geschützten, aber luftigen Aussenbereich mit fliessenden Übergängen zwischen Innen und Aussen führte zur Entwicklung des umlaufenden Dachs und der flexiblen Öffnungen. Zudem wurde grosser Wert auf nachhaltige Materialien gelegt, was sich in der Wahl der regional produzierten Klinkersteine widerspiegelt. Der Pavillon folgt der Philosophie des Büros, die Architektur als integralen Bestandteil der Umgebung zu betrachten. Klare Linien, natürliche Materialien und ein starkes Zusammenspiel mit der Landschaft sind auch bei anderen Projekten wesentliche Gestaltungsprinzipien. Dieses Bauwerk zeigt besonders die Fähigkeit, trotz strenger Rahmenbedingungen eine architektonisch überzeugende Lösung zu entwickeln. Ursprünglich war eine grosszügigere Bebauung angedacht, die jedoch aufgrund der gesetzlichen Einschränkungen nicht umsetzbar war. Durch kreative Interpretation der Bauvorschriften und enge Zusammenarbeit mit den Behörden konnte jedoch eine Lösung gefunden werden, die sowohl den Anforderungen der Bauherrschaft als auch den gesetzlichen Rahmenbedingungen gerecht wurde. Das Projekt setzt auf nachhaltige Bauweisen und Materialien. Die Wahl der Klinkersteine aus lokaler Produktion reduziert Transportwege und schont Ressourcen. Die Holzkonstruktion des Dachs ermöglicht eine CO₂-reduzierte Bauweise, und die dreiseitig öffnende Gestaltung reduziert den Bedarf an mechanischer Belüftung und künstlicher Beleuchtung. Der Pavillon am See ist das Ergebnis eines präzisen Planungsprozesses, der die komplexen Rahmenbedingungen in eine gestalterische Qualität übersetzt. Er verbindet technische Raffinesse mit einem tiefen Respekt für den Ort und schafft einen offenen, fließenden Raum, der sich selbstverständlich in die Landschaft einfügt.

Das Projekt von Meier Staehelin Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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