Wohnhaus im Altstadtring

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9000 St. Gallen,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. Juni 2018
 
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018

Modellfoto innen Aussenvisualisierung 1 Aussenvisualisierung 2 Fassade Innenvisualisierung Wohnen Innenvisualisierung Schlafen Modellfoto Aussen Modellfoto aussen Modellfoto aussen Lichtstimmung 2. OG Lichtstimmung 1. OG

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Oberer Graben 11, 9000 St. Gallen, Schweiz
Projekttyp
Studierendenentwürfe
Fertigstellung
03.2018

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1

Beschreibung

Situation
Das Gebäude steht am äusseren Altstadtring der Stadt St. Gallen. Die Häuserzeile wurde bereits vor einigen Jahren südseitig erweitert, den Abschluss zur Multergasse bildet ein historisches Banken- und Geschäftshaus. Alle Nebengebäude sprechen eine sehr eigenständige, jedoch klare und gradlinige Formsprache. Die Materialwahl dieser ist ebenfalls nicht einheitlich, wobei verputzte und Naturstein-Fassaden überwiegen.
Westseitig befindet sich zwischen Gebäude und Haupstrasse ein Grünstreifen, welcher jeweils den einzelnen Gebäudeteilen zugeteilt ist. Er gewährleistet die Erschliessung der einzelnen Parteien und schafft eine Verbindung zum «Grabenpärkli», einer kleinen grünen Oase umgeben von Parkplätzen und Strassen.

Grundidee
Der Ersatzneubau von Pascal Kobler soll sich vom Volumen, der Form und dem Material in den Bestand einfügen, sprich Bezug zu den Nachbargebäude nehmen, gleichzeitig allerdings sehr selbstbewusst und modern in Erscheinung treten. Um diesen Spagat zu bewältigen, wurde die Anzahl verschiedener Materialien auf ein Minimum reduziert und das Volumen sehr klar und gradlinig gehalten. Der Grundriss richtet sich klar nach den örtlichen Begebenheiten bzw. der Situation. Somit ist im Untergeschoss das Gewerbe, im Erdgeschoss nur die Erschliessung mit Parkplätzen und in den Obergeschossen das Wohnen / Schlafen untergebracht. Dadurch wird erreicht, dass sich das Wohnen / Schlafen gewissermassen «zurückzieht» und Privatsphäre geschaffen wird.
Die Anzahl verschiedener Materialien wurde auf drei reduziert; Beton, Holz und Metall. Dadurch wird die klare und einfache Formensprache des Gebäudes unterstützt sowie die neu erschaffenen Innenräume schlicht und ruhig gehalten.
Der Beton, wessen Oberfläche durch Tafeln definiert wird (Tafelschalung, Schalungstyp 4), soll grundsätzlich eine eigene, moderne Erscheinung haben, ohne dabei den Bezug zum Bestand zu verlieren.
In nächster Nähe sind diverse Bauten mit alten, traditionellen Natursteinfassaden zu finden. Um diese Oberfläche bzw. dieses Erscheinungsbild in den Neubau zu übernehmen, allerdings ohne eine billige Kopie davon zu erstellen, wurde bewusst eine Sichtbetonfassade gewählt. So wird das traditionelle Baumaterial in Form, Farbe und Massivität gewissermassen aufgenommen und neu interpretiert. Der massive Beton erschafft ausserdem eine Hülle, welche an die Beständigkeit und Solidigkeit der Altstadt errinnert. So soll die Beständigkeit der Altstadtbauten weitergeführt und nicht durch einen kurzlebig-wirkenden Baukörper gestört werden.
Eine Sichtbetonfassade (mit Tafelstruktur) wirkt sehr ruhig. Aufgrund der vielen Farb- und Materialwechsel in der Häuserzeile wurde auf ein weiteres Oberflächenmaterial verzichtet und das Fassadenmaterial der südlichen Neubauten übernommen (Betonskelett). So kann das Erscheinungsbild, zumindest im Bezug auf Farben und Materialien, vereinheitlicht werden.

Betrachtet man die Umgebung des Projektes näher, so fällt einem sofort den Grünstreifen auf der Gebäudeseite zum Oberen Graben auf (siehe Situationsplan). Die Materialisierung sowie der Entwurf nehmen Bezug auf diese Situation. So ist der Beton zur Altstadt (Gebäudeseite Neugasse) hin sehr präsent, während er sich gegen Westen (Gebäudeseite Oberer Graben), und demzufolge zum Grünstreifen hin, bedeckt hält. Dadurch sieht man auf der Westseite lediglich einen Betonrahmen, welcher die klassisch traditionelle Steildachform zeigt und dadurch eine gewisse Anlehnung an die bestehenden Häuser schafft. Die Füllung dieses Betonrahmens, eine Bepflanzung über einer vertikalen Holzlattung, begrenzt sich wieder auf die drei Grundmaterialien des Materialkonzepts dieses Gebäudes; Beton, Holz und Metall. Dadurch wird das Material (Holz) in seinen verschiedenen Formen gezeigt, aber nicht gewechselt. Diese Fassadenmaterialisierung schafft in diesem Fall nicht nur einen Bezug zur örtlichen Situation und Baukultur, sondern gewährleistet zudem sommerlichen Wärmeschutz, Sicht- und Schallschutz sowie ein durchlassen der Sonnenenergie im Winter.
Die Ostfassade (Gebäudeseite Neugasse) wird komplett in Sichtbeton ausgeführt. Wie bereits erwähnt, soll diese Massivität an die Beständigkeit der Altstadtbauten errinnern und eine Neuinterpretation der umliegenden Natursteinfassaden sein. Die ruhige Fassadengestaltung steht im Kontrast zur «lebendigen» Westfassade und erschafft, mit dem Verzicht auf Vor- und Rücksprünge, einen monolithischen Baukörper. Das Fassadenbild spiegelt ausserdem die Nutzung dieser Gebäudeseite wieder, wo die ruhigen und «zurückhaltenden» Räume wie Schlaf- und Bürozimmer angeordnet sind.

192555060