Entrepôt Building – Repair, Reuse, Relocate

 
9492 Eschen,
Liechtenstein

Publié le 04 juillet 2024
Universität Liechtenstein School of Architecture
Participation au Swiss Arc Award 2024

Données du projet

Données de base

Situation de l'objet
Kapfstrasse 2 , 9492 Eschen, Liechtenstein
Projekttyp
Conception de studio / groupe de recherche
Achèvement
05.2024

Description

Das Entwurfsstudio «Upcycling» ist Teil der forschungsgeleiteten Fachgruppe Bauerbe & Upcycling an der Liechtenstein School of Architecture. Entwurf und wissenschaftliche Forschung entstehen im wechselseitigen Austausch zwischen dem Studio und Forschungsteam zur Wieder- & Weiterverwendung in der Architektur. In diesem Rahmen beschäftigten sich Studierende unter der Entwurfsbetreuung von Prof. Dr. Daniel Stockhammer und Dozent Csaba Tarsoly mit der Rettung eines leer stehenden Bauernhauses in Eschen.

Composition de l’équipe

Prof. Daniel Stockhammer und Csaba Tarsoly haben den Entwurf betreut. Als Integrationsdozierende waren folgende Personen beteiligt: Patrik Birrer und Denise Hug (Denkmalpflege Liechtenstein), Jürgen Schindler (Historiker Liechtenstein), Ulrike Gollnick (Bauforschung Zentralschweiz), Raimund Rhomberg (Bauforschung Vorarlberg), Pascal Gnädinger (Modellbau), Stéphan Zimmerli (Raumatmosphäre, Fotografie) und Ramun Capaul (Architekt, Gastkritiker). Die Studierenden im Wintersemester 2023/2024 waren: Adriana Ademaj, Ebru Akman, Aleksandar Bacinski, Felix Früh, Maria Garcia Cuartero, Chandima Hewage, Duygu Ilik, Franz-Felix Juen, Mustafa Karaaslan, Pascal Kobelt, Tobias Moritz, Leon Reinprecht, José Rodriguez-Marin, Tugba Tan, Kader Ünsal und Valérie Winkelmann. Im Sommersemster 2024 nahmen folgende Studierende teil: Aleksandar Bacinski, Cosima Beck, Michelle Bösch, Patricia Defranceschi, Stefanie Dünser, Nina Gragl, Chandima Hewage, Lara Jäger, Valeria Klein, Valeria Largiadèr, Magdalena Nachbaur, Leah Neurauter, Keshav Seeraz, Elena Siegenthaler, Tugba Tan, Steven Thorisaen und Kader Ünsal

Définition des tâches

Im Wintersemester 2023/2024 und Sommersemester 2024 wurde je ein Erhaltungsansatz für das leer stehende Bauernhaus erforscht und mit unterschiedlichen Entwurfsansätzen die Machbarkeit getestet: Aufgabe Wintersemester 2023/2024, «Entrepôt Building», Wieder- und Weiterverwendung der Bauteile: Ausgangslage ist der beschlossene Gebäudeabriss. Es gilt das Objekt zu vermessen, virtuell zu zerlegen, ein Bauteilinventar zu erstellen, um daraus neue, zukunftsfähige Projekte in derselben Gemeinde zu entwerfen. Programm und Bauplatz in der Gemeinde Eschen sind frei wählbar, müssen jedoch einen baukulturellen und sozialen Mehrwert für die Gemeinden darstellen. Ausgangslage ist die aufschiebende Wirkung der Ergebnisse aus dem vorherigen Semester und die Zusage der Eigentümer, das Gebäude nicht sofort abzureissen. Ziel ist es, vor Ort möglichst viele Ressourcen zu gewinnen und in Bezug auf Flächennutzung, Programm und Komfort einem Neubau glaubwürdig Konkurrenz zu machen. In beiden Semesteraufgaben müssen erst potenziell weiterverwendbare Raumtypologien an ausgewählten Referenzen analysiert werden. Dem Materialbestand zusätzlich hinzugefügte Bauelemente sollen grundsätzlich von realen Bauteilbörsen stammen (mit Quellennachweis und Materialpass). In begründeten Fällen kann mit neuem Material ergänzt werden; dieses muss aus nachhaltigen Quellen und der Region stammen (zum Beispiel Lehm, unbehandeltes Holz).

Procédure

Die Entwurfssemester sind methodisch in Analyse und Synthese der Analyseergebnisse gegliedert. Begleitet wird das Semester von fachspezifische Inputvorträgen. Zwischen Analyse und Entwurfsphase findet eine themenvertiefende Seminarwoche statt. Phase eins – Analyse: Der Analyseteil beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Bauaufnahme und Bauteilinventarisierung werden durch Quellenstudien (historische Pläne, Archivbesuche und so weiter) ergänzt. Wo historische Angaben fehlen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt (zum Beispiel Dendrochronologie zur Bauphasenbestimmung). Bauaufmass und Bauteilinventar werden grafisch aufgearbeitet, dargestellt und massstäblich gebaut (im Modell und digital). Parallel werden für den Ort das Bauvolumen und Programm passende Referenzen auf ihre Typologie und atmosphärische Qualität hin geprüft. In der Seminarwoche wird ein Aspekt des Semesterthemas vertieft untersucht (Wintersemester 2023/2024): Objektstudien im Freilichtmuseum Ballenberg; (Sommersemester 2024): Wohnen & Bauaufnahmen in Baudenkmälern der Stiftung Ferien im Baudenkmal). Phase zwei – Synthese als Entwurfsmethode: Die Ergebnisse aus der Analysephase (Bauteilinventar, Pläne des Originalbaus, typologische Pläne der Referenzen und atmosphärische Modellbilder) und der Seminarwoche werden mit einer prägnanten Idee für den Ort und das Programm zusammengeführt. Ziel ist ein prägnantes architektonisches Werk als bewohntes Lager von Bauelementen, geprägt von tektonischer Klarheit und grosser atmosphärischer Dichte.

Thématique générale

Wiederverwendung, Zero-Waste-Initiativen, Reparatur- und Secondhand-Bewegungen zählen heute zum politischen Programm einer sich formierenden Wende in der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und Gebäudebeständen. Ein wesentlicher Ansatz zur Erhaltung materieller (und immaterieller) Werte bietet dazu Upcycling, das Prinzip der Wieder- und Weiterverwendung in höherwertiger Qualität. Diese methodische Herangehensweise erfordert ein radikales Über- und Umdenken bekannter Prinzipien und Planungsprozesse: Nicht das weisse Blatt, sondern ein Inventar bestehender Gebäude- und Bauteile steht am Anfang des Entwurfsprozesses in unserem Studio Upcycling. Die zentrale Fragestellung lautet stets: Wie wird Architektur gestaltet, wenn bereits Geschriebenes zur Ausgangslage für Neues wird – wenn Unbestimmtheit und Mehrfachsinn den Entwurfsprozess (mit-)determinieren? Für das vergangene Studienjahr 2023/2024 nahm sich unser Entwurfsstudio die Rettung eines leer stehenden Bauernhauses in Eschen FL zur Aufgabe. Durch den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel sind jene Gebäude besonders unter Druck geraten, die den gestiegenen Ansprüchen an Flächenausnützung und Komfort nicht mehr genügen können. Der Objektabriss – ein Wohnhaus in Strickbauweise mit angebauter Scheune als Fachwerkbau – ist beschlossen, konkrete Pläne zur (Nach-)Nutzung der Parzelle (oder des Gebäudes) gibt es noch nicht. Es galt, mit innovativen Lösungsvorschlägen die Bauherrschaft von Abrissalternativen zu überzeugen.

Résultats/Conclusion

Wintersemester 2023/2024 Entrepôt Building: Ergebnis Phase eins (Analyse) war eine verformungsgetreue Bauaufnahme und Bauphasenermittlung des Bauernhauses, sowie ein Inventar sämtlicher demontierbarer Bauteile. Die Untersuchungen ergaben, dass das Wohnhaus im 19. Jahrhundert bereits einmal transloziert wurde und der angebaute Stall fast ausschliesslich aus wiederverwendeten Bauteilen besteht. Unterstützung: Denkmalpflege Liechtenstein (Denise Hug), Bauforschung (Raeimund Rhomberg), Dendrochronologie (Ulrike Gollnick). Ergebnisse Phase zwei (Synthese): Das Projekt «Wissenspeicher» von Felix Früh integriert historische Artefakte und Geschichten der Gemeinde in ein Schaulager, das auf den Mauerresten der alten Kirche(n) Eschens errichtet wurde. Leon Reinprecht schlägt ein langfristiges, bedarfs- und verfügbarkeitsorientiertes Projekt vor, das durch einen soliden Gebäudesockel eine dichte Bebauung im Ortskern ermöglicht. Mustafa Karaaslan aktiviert einen Verbindungsweg innerhalb der Gemeinde mit einem linearen Gebäude und öffentlichem Fitnessparcours, unterstützt durch einen Algorithmus für die Fassadenverglasung, der mithilfe von Chat-GPT entwickelt wurde. Aleksandar Bacinski und Tobias Moritz betonen die Bedeutung einer Fussgängerverbindung und der Reaktivierung des Regionalbahnhofs, wobei eine neue Fachwerkbrücke aus alten Dachbindern auf Stampflehmpfeiler gesetzt wird. Sommersemester 2024 UPEND: Ergebnis Phase eins waren zwei präzise Bestandsmodelle im Massstab 1:33 und 1:200 auf Grundlage der Bauaufnahmen. Unterstützung: Modellbau Pascal Gnädinger. Ergebnisse der Seminarwoche 2024 waren Bau(teil)aufnahmen von drei Objekten der Stiftung «Ferien im Baudenkmal». Es galt am historischen Objekt zu erkennen, welche Gebäudeteile verändert, transloziert, weiterverwendet oder ersetzt wurden. Diese exemplarischen Objektstudien wurden in Detailplänen rekonstruiert, der Studio-Farbcode «BlueGreen» konsolidiert. Ergebnisse Phase zwei: Der Entwurf von Tugba Tan beeindruckt durch die Verschmelzung der bäuerlichen Baukultur des Rheintals mit der nahöstlichen Hofbautypologie für eine türkische Grossfamilie. Ein Hof wird in die Scheune geschnitten und altem Baumaterial ergänzt. Das Projekt von Elena Siegenthaler behält nur das Wohnhaus in Strickbauweise und verdichtet zu einem flexiblen Mehrparteienhaus mit maximaler Ausnützungsziffer. Dem umgekehrten Prinzip der Kathedralmoschee von Córdoba folgend, wird der Bestandsbau von einem regulären Raster einverleibt. Der Entwurf von Franz Felix behält den historischen Strickbau als Box und schützt diese mit einer neuen Hülle. Mehrfach wird mit diesen Zwischenräumen gespielt und das Zwiebelprinzip auch als (historisches) Beheizungskonzept einbezogen.

Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Jørg Himmelreich und Nina Farhumand redigiert.

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