Atelier Re-Use for Living

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4058 Basel,
Schweiz

Veröffentlicht am 07. Juli 2024
Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau Institut Siedlung, Architektur, Konstruktion
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Re-use Architektur – Rebecca Bernhard Re-use Architektur – Rebecca Bernhard Re-use Architektur – Rebecca Bernhard – Modell Re-use Architektur – Rebecca Bernhard – Modell Kaj Hovind – Modell Situation Re-use Architektur – Kaj Hovind Schnitt – Kaj Hovind Re-use Fassade Rippendecke – Kaj Hovind Kaj Hovind – Modell Kaj Hovind – Strukturmodell Re-use Architektur – Lorenz Kobel Ressourcen – Lorenz Kobel Re-use Struktur – Lorenz Kobel Lorenz Kobel – Modell Lorenz Kobel – Schnittmodell

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Wettsteinallee, 4058 Basel, Schweiz
Projekttyp
Entwurfsstudio/Forschungsgruppe
Fertigstellung
06.2024

Beschreibung

Wie können die zurück zu bauenden Gebäude der F.Hoffmann-La Roche AG in Basel, zu zweigeschossigen Wohnhäusern wiederverwendet werden? Im Atelier Re-use for Living entwickelten Studierende zusammen mit Experten aus der Wirtschaft an drei Standorten Wohnhäuser aus den Bauteilen der Industriebauten.

Zusammensetzung Team

Das Studio wurde von Prof. Daniel Baur (Leitung), Prof. Charles Job, Prof. Dr. Joachim Huber, Prof. Katharina Lindenberg, Prof. Edyta Angustynowicz, Fabian Graber und Gaëtan Iannone betreut. Alexander Franz (Herzog & de Meuron) und Claudio Meletta (Stereo) waren als Gastkritiker*innen beteiligt. Die F. Hoffmann-La Roche AG, Gruner, Salza, CSD und Erne waren Kooperationspartner.
Baufeld-Partner: IBS, CMS, Gemeinde Riehen
Studierende 4. Semester 2024: Nick Berchtold, Rebecca Irena Bernhard, Manuel Bieri, Laura Maria Bolliger, Kristina Bucaj, Yannick Nicolas Bula, Sainbayar Chuluuntsetseg, Muriel Eyer, Nando Fuhrer, Léonie Gasser, Luca Benedict Graber, Leana Hayoz, Kaj Lars Hovind, Christoph Andreas Kägi, Lena Maud Kernen, Philipp Kirchhofer, Lorenz Kobel, Fabian Marmet, Nicola Dominique Meierhofer, Joël Rolf Messner, Afra Leonie Nägeli, Raffael Hans Ruchti, Elias Schenk, Martin Lee Severino, Arben Sinani, Stefan Manuel Wüthrich

Aufgabenstellung

Entwicklung eines zweigeschossigen Wohngebäudes, gänzlich und ausschliesslich aus den Bauteilen der Roche Rückbauten. Das Atelier entwickelt Architekturen und Strategien, wie über ressourcenbasiertes Entwerfen, zur Architektur und Konstruktionskonzepten gefunden werden kann.
Den Studierenden standen drei Bauplätze mit unterschiedlichem Kontext zur Wahl. Der Bauplatz an der Wettsteinallee 42 in Basel sucht nach einem Ergänzungsbau zur bestehenden Villa (Verdichtung). Das Fuchswegli in Riehen stellt eine Entwicklungsfläche der Zone W2a dar und fragt nach dem städtebaulichen Zusammenwirken. Beim Horburgparking ging es um das Weiterbauen auf dem bestehenden Parking. Drei unterschiedliche Herausforderungen mit der Basis des einen Bauteilkatalogs.
Das Ziel des Entwurfsateliers war, Prinzipen und Parameter zu finden, die eine echte zirkuläre Architektur erschaffen. Um dies zu ermöglichen, bedarf es eine intensive Auseinandersetzung mit den zur Verfügung stehenden Bauteile und ihren Kompetenzen in der Struktur, der Konstruktion, dem Raumfügung und der Atmosphäre.

Vorgehen

Das Atelier für ressourcenbasiertes Entwerfen bestand aus zwei Phasen.
Die erste Phase widmete sich dem Ergründen der Bauteile mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen und dem Lernen, welche Abhängigkeit aus neunen Fügungen erwachsen. Aus den Erkenntnissen entwickelten die Studierenden Parameter zu Tragwerk & Raumprogramm und Prinzipen zu Flächen und Ausdruck.
In der zweiten Phase wurden die Parameter und Prinzipien angewandt und die Studierenden generierten ihr Projekt unter der Bewertung der architektonischen Kriterien.
Die Arbeitsmittel waren physische und digitale Modelle, sowie parametrische Codes.
Das Atelier umfasste einen Tag pro Woche (insgesamt 16 Tage). An jedem Ateliertag gab es zwei bis drei Keynote Lectures von den Dozierenden und den externen Fachexpert*innen. Danach folgte die individuelle Entwurfsarbeit mit Tischkritiken. Es gab drei Zwischenkritiken und eine Schlusskritik, an denen jeweils externe Gastkritiker mitgewirkt haben.
Aufgrund der Rückmeldungen der Kooperationspartner, gibt es im Spätsommer 24 eine Ergebniskonferenz in Basel. Zudem werden drei der Studierendenprojekte von CSD Ingenieuren für weitere Untersuchungen verwendet (Konstruktionen, CO₂-Ausstoss, Richtwertschaffung). Die Roche wird die Erkenntnisse zu den Bauteilen in ihr Rückbau-Projektteam einspeisen.

Übergeordnete Fragestellung

Das Entwurfsatelier widmete sich dem zirkulären Bauen und der Innenentwicklung. Es suchte nach Erkenntnissen, wie aus den Industriebauten der Roche Basel (bestehendes Rückbauprojekt), zweigeschossige Wohnbauten zu 100 Prozent aus Wiederverwendung der gewonnenen Bauteile entwickelt werden können. Damit wird massiv Abfall reduziert und gleichzeitig CO₂ für Neubauten eingespart. Die Studierendenprojekte trugen neben der Architekturfindung auch dazu bei, dass das architektonische Potenzial aus den Bauteilen der Rückbauten sichtbar wird und leistet damit einen relevanten Beitrag zur Förderung des zirkulären Bauens. Für das Atelier hat Daniel Baur die Entwurfsmethode des ressourcenabhängigen Entwerfens entwickelt. Diese führte über die Kompetenzen der Bauteile zum architektonischen Entwurf.
Da die Aufgabenstellung sowohl Entwurf als auch Forschung umfasste, arbeiteten die Studierenden mit einem interdisziplinären Expert*innen-Team aus der Wirtschaft zusammen (PPP). Die interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnete den Studierenden einerseits ein breites Fachwissen und anderseits erlernten die Studierenden, wie sie aus der Komplexität der Aspekte, gute Architektur entwickeln können.
Das Atelier setzt mit seiner Fragestellung viele Akzente und vermochte bereits einige Prozesse auslösen. So wurde von den Gastkritikern und den Kooperationspartnern festgehalten, dass ihre Auseinandersetzung im Atelier, zu einer Veränderung ihres Fachalltags führte.

Ergebnisse/Fazit

Die Studierenden haben zum Schluss eine Reflexion über das ressourenbasierte Entwerfen und ihre Entwicklung im Atelier verfasst:

Raffael Ruchti
Nachhaltigkeit war mir schon vor diesem Semester wichtig. Mit dem Thema Re-Use wurde mir ein zukunftsprägender Aspekt aufgezeigt. Dank der zahlreichen Inputs und spannenden Gastvorträgen konnte ich vieles dazulernen. Durch die Bearbeitung des Themas mit dem eigenen Projekt wurde mir verdeutlich, wo die Möglichkeiten liegen und wo es Schwierigkeiten geben wird. Klar wurde mir auch, dass Re-use in Zukunft in den Entwurfs- und den Bauprozess finden muss. Die Strukturierung des Ateliers ermöglichte es, die Teilaspekte gesondert zu betrachten und sich so an das Thema heranzutasten. Mir hat dies geholfen in den Möglichkeiten freier zu denken. Klar war das finale Zusammenbringen des Gelernten für die Schlussabgabe mit grossem Zeitaufwand und -druck verbunden, doch anders hätte ich mich im Prozess stärker an bekanntes gebunden. Das Atelier hat mir einen neuen und inspirierenden Blick in die Zukunft des zirkulären Entwerfens und Bauens gegeben. Es hat mir ein gänzlich neuer Horizont in der Architektur eröffnet.

Muriel Eyer
Wir haben gemeinsam gekämpft, gelernt und uns weiterentwickelt. Es wurde schnell klar, dass man kaum auf Bekanntes zurückgreifen konnte. In der Zusammenarbeit mit den Dozierenden und den Fachexpert*innen, fanden wir aber Lösungen abseits der Standards. Ich bin der Meinung, dass in der heutigen Zeit Architektur nicht mehr als Einzelleistung betrachtet werden kann und gerade im Re-use Entwurf mit den verschiedenen Expertenmeinungen der Begriff des «gemeinsamen Projektes» an Bedeutung gewinnt.
Wir haben die Bedeutung und den Nutzen der Wiederverwendung von Bauteilen aus ökologischer und ökonomischer Sicht verstanden. Praktische Beispiele und Fallstudien veranschaulichten, wie die Wiederverwendung von Bauteilen in der realen Bauwelt umgesetzt werden könnten. Wir wurden ermutigt, kreativ zu sein und neue Wege zu finden. Neben den Entwürfen wurden auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Wiederverwendung von Bauteilen diskutiert, wie zum Beispiel gesetzliche Vorschriften, Qualitätsstandards und logistische Probleme.
Es wurde deutlich, wie wichtig gemeinsame Diskussionen sind, um das Verständnis für das Thema zu vertiefen und unsere Fähigkeiten zur Wiederverwendung von Bauteilen zu verbessern.

Kaj Hovind
Ressourcenabhängiges Entwerfen birgt neue Herausforderungen und neue Methodiken damit umzugehen. Und führt im Idealfall sogar zu neuen Standards in der Baubranche. In den einzelnen Phasen dieses Semesters habe ich mir viele neue Kompetenzen erarbeitet. Einen grossen Vorteil, welchen ich aus diesem Atelier mitgenommen habe, ist der Umgang mit neuen Planungsinstrumenten und die Erkenntnis, dass zirkuläres Bauen weit mehr bedeutet als Bauteile neu zu sortieren. Vielmehr ist es eine andere Entwurfsart, um zur Architektur zu finden.

Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Jørg Himmelreich publiziert.

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