Bahnhofkreuzung Herisau

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9100 Herisau,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. April 2025
Flühler Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Nordfassade Westfassade Südwestfassade Südfassade  Südostfassade Lift Detail Liftüberfahrt Detail Liftverkleidung Fassade Portal

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Gossauerstrasse 62a, 9100 Herisau, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
02.2024
Links

Beschreibung

Durch die geplante Arealentwicklung beim Bahnhof Herisau sind Infrastrukturanpassungen (Verschiebung Strassenkreisel, Verlängerung Bahntunnel, Anpassung Strassenführung, Mühle, Bahnhof- und Güterstrasse mit Ersatzbau, Strassenbrücke und Abbruch Strassentunnel) an den vor 100 Jahren entstandenen verkehrlichen Konzeption vorzunehmen. Die 1936–1937 gebaute Kirche von Architekt Wilhelm Meyer zeichnet sich durch ihren längsgerichteten Rechteckbau mit eingezogenem Polygonalchor seitlichem Turm aus. Die Baute ist auf einem kleinen Hügelsporn situiert und markiert den Beginn des Zentrums auch gegen die umliegenden Quartiere hin. Der hüglige, begrünte Aussenraum, geprägt von den nördlich stehenden grossen Bäumen, musste infolge der Neugestaltung und den neuen Gegebenheiten neu konzipiert werden.
 
Das Projekt greift das Thema der bestehenden östlich liegenden terrassierten Kirchenmauer mit dem Zugang zur Kirchenkapelle auf und führt diese auf der Südseite weiter. Die neue direkte Wegführung vom Bahnhofsareal zur erhöht gelegenen Ebene des Dorfeingangs (Gossauerstrasse) führt über den Fussweg entlang der Kirchenmauer mit seiner Gartenterrasse oder über den neuen Aufzug auf den nördlich erweiterten Kirchplatz.
 
Der Aufzug als infrastrukturelles funktionales Bauteil muss aus der erweiterten Umgebung erkennbar sein, um den Nutzern eine einfache Orientierung zu ermöglichen. Der Aufzug verhält sich in seiner Gestaltung gegenüber dem historischen Kirchenbau zurückhaltend und integriert sich harmonisch in die Kirchenlandschaft, sodass sich die neuen Elemente ästhetisch als auch respektvoll in das Gesamtbild des Bauwerks einfügen.
 
Die oberirdische Tragstruktur des Aufzugs besteht aus einem einfachen Stahlbau und einer tektonisch fein gegliederten und ausgebildeten Hülle in Stahlblech und Naturstein. Die Wahl des Natursteins fiel dabei auf ein lokal verankertes Material. Der gräuliche Farbton vom Nagelfluh mit den verschieden farbigen, runden Einschlüssen fügt sich sehr subtil in den gebauten Kontext ein und schafft eine Verbindung zum Ort. Seitlich werden die Natursteinplatten durch sichtbar verschraubte Messingstifte gehalten, die dem Bau eine zusätzliche elegante Ornamentik verleihen.
 
Der Zugang ist aus der markanten Stützmauer herausgeschält und erhält durch seine Ausbildung eine gewisse Monumentalität in Form eines erkennbaren Eingangsportals. Die Seitenwände im Inneren des Portals sind analog dem oberirdischen Aufbau mit Natursteinplatten verkleidet. Der überhohe Raum mit seiner kronleuchterartigen Beleuchtung schafft eine angenehme und sichere Atmosphäre und transportiert das Licht in der Nacht über die Form des Eingangsportals dezent nach aussen. Die östliche Fassade der Liftüberfahrt ist mit einem feinen vertikalen Lichtband ausgebildet. Dieser simuliert durch die Lichtbewegung die Fahrt und den Standort des Aufzugs aus der Ferne und suggeriert ein subtiles Lichtspiel für den öffentlichen Raum.
 
Das Projekt von Flühler Architektur wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert. 

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