Bürogebäude Unterstrasse St. Gallen

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9000 St. Gallen,
Schweiz

Veröffentlicht am 02. August 2018
Corinna Menn Dipl. Architektin + Mark Ammann Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Unterstrasse 12, 9000 St. Gallen, Schweiz
Fertigstellung
08.2017
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Grundstücksfläche
835 m²
Geschossfläche
3736 m²
Nutzfläche
2740 m²
Gebäudevolumen
13'360 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
12,0 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
215
Parkplätze
5

Beschreibung

Der Baukörper fügt sich als schlichter Stadtbaustein mit zurückgesetzter Attika in die Strassenrandbebauung des denkmalgeschützten Stickereiquartiers ein. Der Beton-Pionier Robert Maillart prägte um 1910 die Typologie der Stickereigeschäftshäuser mit Stahlbeton-Skelettbauten, die mit der Auflösung der Wand und Fassade der Stickereiindustrie Nutzungsfreiheit und gutes Licht ermöglichten. An die strukturelle Tradition des Ortes und das Bedürfnis höchster Nutzungsflexibilität der Firma Namics anknüpfend und diese weiterführend, ist der Bau als Tragwerksentwurf in vorgespanntem Beton konzipiert, der den gänzlich freien Raum schafft. Diesen gewährleistet eine dünne Faltdecke, die zwischen die seitlichen, aussteifenden Erschliessungszonen gespannt und auf den Rhythmus des Rahmentragwerks der Längsfassaden abgestimmt ist. Der Kraftfluss aus dem Sockel der sich nach oben verjüngenden Vertikalstruktur bildet sich an der Fassade in den massiven, gestuften Backsteinpfeilern mit zurückgesetzten Brüstungen ab. Die Fassadentektonik in Backstein verankert den Bau in der Pfeilertypologie des Strassenraums und in der Materialität des Quartiers.

Die Fassade ist eine monolithische, selbsttragende Wand in Backstein. Die innere Sichtbetonkonstruktion und die Gebäudehülle bedingen sich architektonisch und konstruktiv gegenseitig. Das Prinzip der unter stetiger Zunahme der Kräfte nach unten hin breiter werdenden Backsteinpfeiler bildet das innere Tragwerk ab. Es stabilisiert aber auch die Klinkerschale und ermöglicht, dass diese selbsttragend über die gesamte Gebäudehöhe von 20 Metern aufgemauert wird. Auch geometrisch sind der Beton und der Ziegel aneinandergeknüpft: Die Breite des Pfeilers ist innen und aussen identisch, das Mass des geschossweisen Versprungs beträgt 25 Zentimeter und leitet sich aus dem Backsteinmodul ab. Die vertikalen Pfeiler mit Vollsteintiefe tragen die zurückgesetzten Brüstungen, die bei einem Auflager vermauert und beim anderen dilatiert sind. Entsprechend zeichnen die Pfeiler einen Kreuzverband und die Brüstungen einen Läuferverband ab. Dem Kontext entsprechend wurde bewusst ein industriell gefertigter Klinker eingesetzt. Beim Vorgang des Aufmauerns wurden die Brände gemischt, um der Fassade eine leicht unregelmässige Textur zu verleihen. Ausgefacht ist die Fassaden- beziehungsweise Tragstruktur mit Holz-Metall-Fenstern.

192136804