Dorfzentrum Schwanden Glarus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 08. August 2018
Oertli Florian
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Schwanden ist ein Durchgangsort. Dem Besucher bleiben ausgenommen der prägenden und imposanten Landschaft keine eindeutigen Bilder
in Erinnerung, bloss einzelne unscharfe Bildfetzen setzen sich zusammen. Der Mythos des Ortes Schwanden fehlt, so mein Eindruck.
In Form eines identitätsstiftenden Gebäudes wird dem Ort neue Kraft verliehen.
Mit einem neuen Dorfplatz und einem dazugehörigen grossen Haus soll Schwanden eine neue Identität erhalten. Die Volumenform nimmt Bezug auf die Landschaft und die aktuell bestehenden Häuser. Jedes dieser Häuser scheint einer Richtung ein Gesicht zu geben. So ergibt sich ein Gebäude mit fünf Seiten.
Wohnform / Grundriss
Die Grundrissform wird im Schichtenprinzip aufgeteilt. Die innerste Schicht bildet das Treppenhaus. Als zweite Schicht folgen die Eingangsbereiche mit allen technischen Zonen, sowie den Bädern und Toiletten. In der äussersten Schicht wird gewohnt.
Mittels Gemeinschaftsräumen und Werkstätten im Erdgeschoss und Clusterwohnungen in den oberen zwei Geschossen, wird versucht, das stark spürbare Gemeinschaftsgefühl von Schwanden, in einem Gebäude neu zu interpretieren. Die Clusterwohnungen besitzen sieben grosse Schlafräume mit einer dazugehörigen Küche und einem Essraum. In den Ecken sind die Gemeinschaftsräume platziert. In einem grossen Raum mit einem grossen, langen Tisch und dazugehöriger Küche soll die Gemeinschaft gelebt und über den Dorfplatz ins Dorf weiter getragen werden. Das Erleben der Form soll in den konventionellen Geschosswohnungen ebenfalls stattfinden. Ein grosszügiger Eingangsbereich nimmt zusammen mit der Küche, dem Essraum, und dem Wohnzimmer die polygonale Form auf. Mit grossen Fenster über Eck wird der Bezug zur imposanten Natur gestärkt. Die unterschiedlichen Treppenläufe machen bereits bei der Heimkehr die Form im innersten Kern erlebbar.
Ausdruck / Fassade
Mit der Grösse und Anordnung der Fenster, sowie die Farbwahl der Keramikplatten macht das Gebäude zusätzlich auf sich aufmerksam. Der Ausdruck ist dem eines Stadthauses gleich. Innerhalb des Quadrats wurde nach Möglichkeiten gesucht unterschiedliche Fensterteilungen zu finden. Teilung, Grösse und Lage sind abhängig von der jeweiligen Funktion die sich hinter dem Fenster befindet. Die dunkelblauen Keramikplatten, sollen das Licht und die Natur in sich spiegeln. Die polygonale Form, die auch mit einem Kristall verknüpft werden kann, wird mit dem Spiegeln und Glänzen zusätzlich thematisiert.
Struktur / Konstruktion
Die Struktur ist so aufgebaut, dass die jeweiligen Schichten zusätzlich eine statische Funktion übernehmen. Sie dienen als tragenden Wände. Alle zusätzlichen Wände sind nicht tragend und könnten verschoben werden. Aus einem konventionellen Wohngeschoss könnte ohne statische Eingriffe eine Clusterwohnung erstellt werden. Die tragenden Schichten sind aus Beton konstruiert, die Aussenwände aus einem Einsteinmauerwerk.
Das Projekt / Experiment soll eine Möglichkeit aufzeigen, wie mit einem historisch gewachsenen Dorfkern umgegangen werden kann. Ein provokativer Gedanke in dem Projekt soll die Diskussion über das Ausfransen der Dorfränder und das damit verbundene Aussterben der Dorfzentren am Laufen halten.