Kantonsratssaal Solothurn

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4509 solothurn,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. Januar 2016
Guido Kummer + Partner Architekturbüro
Teilnahme am Swiss Arc Award 2015

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Barfüssergasse 24, 4509 solothurn, Schweiz
Fertigstellung
11.2012

Gebäudedaten nach SIA 416

Nutzfläche
200 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
4,2 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
110

Beschreibung

Umbau und Sanierung des Kantonsratssaal Solothurn

Der Kantonsratssaal Solothurn befindet sich im mittelalterlichen Rathaus und geht in seiner heutigen Dimension auf die Rathauserweiterung von 1574-1580 zurück. Im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte wurde das Erscheinungsbild des Saals mehrmals grundsätzlich neu gestaltet und dabei an die jeweiligen Bedürfnisse und das ästhetische Empfinden der Zeit angepasst. Er präsentiert sich als gerichteter Raum, der auf einem länglichen Trapezgrundriss aufbaut. Durch diese Grundrissform und die in Querrichtung gewölbte Decke verweigert er sich der „klassischen“, vom antiken Theatergrundriss ausgehenden Typologie des Parlamentssaals. Der Grundgedanke des Entwurfs geht vom Bild eines runden Tischs aus. Dieser symbolisiert einerseits eine übergeordnete Einheit in dem sowohl die Ratsmitglieder wie auch die Regierung Teil eines Ganzen sind und zusammen an einem Tisch sitzen. Andererseits ermöglicht der runde Tisch den direkten Diskurs und fördert dadurch eine engagierte und konstruktive politische Auseinandersetzung.
Die Möblierung des neuen Kantonsratssaals übernimmt eine zentrale Rolle diese Idee zu transportieren und den architektonischen Grundgedanken umzusetzen. Sie schreibt sich als klar lesbare Figur in den Raum ein und spielt den Saal in seiner Volumetrie frei. Von den Wänden losgelöst, ermöglicht die neue Anordnung der Sitzreihen, den Kantonsratssaal entlang seiner Aussenwänden zu umschreiten.
In seiner Ausführung widerspiegelt das Ratsmöbel nicht zuletzt das Können und die Präzision des heutigen Schreinerhandwerks. Aus massiver, kerngeräucherter Eiche gefertigt, setzt es einen augenfälligen Kontrapunkt zum hell gestalteten Saal und strahlt eine Langlebigkeit und Würde aus. Konzeptuell gesprochen, verstehen wir die Pultreihen als durchlaufende konzentrische Ovale, aus denen Lücken herausgeschnitten werden, welche die Bewegung der Menschen innerhalb des Raumes ermöglichen. Auf der handwerklichen Seite führte dieses Interesse an den durchlaufenden Linien, zusammen mit der ovalen Geometrie und dem leichten Neigungswinkel der Möbelfronten, zu grossen technisch, konstruktiven Herausforderungen. Holz, ein natürlicher Baustoff, der sich unter den wechselnden klimatischen Bedingungen ständig bewegt und dem diese Bewegungsfreiheit durch eine materialgerechte Konstruktion ermöglicht werden muss. Durch die Trennung der Ovale in Segmente und die exakte Fügung dieser mit einer speziellen Klemmfeder, konnten die extremen Bewegungen über die Länge der Ovale (4-6 cm) aufgenommen werden. Die erarbeitete Lösung ist ein Meisterwerk einer Symbiose von Geometrie, Material, höchster Handwerkskunst und modernster CNC-Technik.

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