LaForge90
,
Schweiz
Veröffentlicht am 08. April 2025
arttesa ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ein neues Kapitel für ein Haus mit Geschichte
Inmitten der weiten Landschaft der Franches-Montagnes wurde mit La Forge90 ein bedeutendes Stück Baukultur bewahrt und zukunftsweisend transformiert. Das ehemals leerstehende Jurabauernhaus aus dem Jahre 1688 wurde zu einem charakterstarken Maison d’Hôte umgenutzt – eine architektonische Geste, die den respektvollen Umgang mit historischer Substanz mit einer nachhaltigen Vision für die ländliche Entwicklung vereint.
Der Umbau folgt dem Prinzip des minimalen Eingriffs. Statt radikaler Eingriffe wurde der Bestand mit hoher handwerklicher Sorgfalt ertüchtigt: Die traditionelle Holzkonstruktion, massive Natursteinwände und historische Elemente blieben erhalten und wurden durch gezielt gesetzte, zeitgemässe Ergänzungen erweitert. Neue Bauteile zeichnen sich durch eine schlichte, präzise Detaillierung aus, die bewusst die Originalstruktur zur Geltung bringt. So entsteht ein spannungsvolles Zusammenspiel von Alt und Neu – ehrlich, reduziert und mit architektonischer Tiefe.
Nachhaltigkeit als Leitgedanke
Das Projekt setzt konsequent auf Nachhaltigkeit – sowohl in ökologischer als auch in sozialer und kultureller Hinsicht. Die energetische Sanierung erfolgte mit natürlichen Dämmstoffen, ohne das äussere Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Eine Luftwärmepumpe sorgt für die Wärmeerzeugung und wird durch den restaurierten, historischen Sitzofen ergänzt. Eine Photovoltaikanlage ist in Planung und rundet das bioklimatische Konzept ab.
Lichtführung, Orientierung und Öffnungen wurden neu interpretiert, um eine stärkere Beziehung zwischen Innenraum und Landschaft zu schaffen. Die Verglasung der bestehenden Stalltüren rahmen gezielt Ausblicke in die charakteristische Umgebung der Jurahochebene. Zwei weitere Zimmer im Bereich der Bühne, wo sich ursprünglich die Gaden befanden, sind in Planung.
Ein Ort der Begegnung – inspiriert durch die Landschaft
Die umgebende Natur war Inspirationsquelle und Gestaltungsgrundlage. Materialien wie regionales Holz, Kalkputz und Jura-Stein prägen das Raumgefühl und schaffen eine warme, sinnliche Atmosphäre. Die Raumkonzeption orientiert sich an der Idee des Teilens, des Zusammenseins, wie es von den früheren Generationen gelebt wurde: Eine gemeinschaftliche Küche und Aufenthaltsräume fördern Interaktion und ermöglichen authentische Erfahrungen für Gäste, die Erholung abseits touristischer Klischees suchen.
Kulturelle und wirtschaftliche Vernetzung
Die Transformation des Bauernhauses ist mehr als ein architektonisches Projekt – sie ist ein sozioökonomischer Impuls. La Forge90 setzt auf lokale Kooperationen mit Produzenten, Handwerksbetrieben und Kulturschaffenden. Dadurch wird nicht nur das Gebäude, sondern auch das soziale Gefüge der Region gestärkt. Der Umbau zeigt beispielhaft, wie Leerstand in ländlichen Gebieten in wertvollen Lebensraum überführt werden kann – ohne Verlust an Authentizität.
Ein Modellprojekt für die Zukunft des ländlichen Bauens
La Forge90 zeigt, wie Architektur den ländlichen Raum positiv verändern kann. Durch den respektvollen Umgang mit dem Bestehenden, dem Ort und seiner Nutzung entsteht ein stimmiges und zukunftsfähiges Ganzes. Die Verbindung von Tradition, architektonischem Feingefühl und nachhaltigem Bauen macht das Projekt zu einem starken Beispiel für die Schweizer Umbaukultur.
Das Projekt von arttesa wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.