Nachhaltigkeitsinstitut Donaudelta, Rumänien
,
Liechtenstein
Veröffentlicht am 04. Juli 2024
Universität Liechtenstein School of Architecture
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Im Wintersemester 2023/2024 widmet sich das Entwurfsstudio der ETH Zürich unter der Leitung von Prof. Dietrich Schwarz den lokalen Defiziten und Chancen im Donaudelta. Es wird dabei erkannt, dass kleine Eingriffe die umfassenden Aufgaben nicht vollständig lösen können. Daher machen die Studierenden Vorschläge für Institute, um langfristig Probleme zu beobachten und anzugehen. Ausserdem wird eine Masterarbeit aus dem Sommersemester 2023 vorgestellt, die die nachhaltige Entwicklung im Donaudelta durch die Integration von traditionellem Wissen und modernen Technologien untersucht. Ziel ist die Schaffung von sich selbst tragenden Gemeinschaften und die Verbesserung der Lebensqualität und der Umweltauswirkungen durch eine ausgewogene Architektur.
Zusammensetzung Team
Das Entwurfsstudio wird von Prof. Dietrich Schwarz geleitet, assistiert von David Kloeg, mit den beteiligten Student*innen Ann Braunger, Derin Derdelen, Felix Schmerold, Granit Jakaj, Hanisa Kuljici, José Rodríguez-Marín Llasera, Joseph Stenz, Juan Esteban Hernandez Cardona, Julian Hinder, Lion Maul, Manuel Libor, Petya Mileva, Sarah Veronika Reinbold, Simon Benz und Tudor Calin Lespezanu. Alina Dinu arbeitet an ihrer Masterarbeit innerhalb dieses Studios.
Aufgabenstellung
Semesterarbeit: Die traditionelle Architektur mit ihren städtischen Strukturen, Bauweisen und den Materialien Stroh, Lehm und Holz dient als nachhaltige Grundlage für die Interventionen. Die Bauplätze werden von den Studierenden individuell ausgewählt, ebenso wie die lokalen Defizite oder Chancen, um die sie ihr Projekt gestalten möchten. Campusse werden sowohl als Einzelprojekte als auch als Kooperationen zwischen Student*innen vorgeschlagen.
Masterarbeit: Die Aufgabe dieser Masterarbeit besteht darin, nachhaltige Entwicklungsstrategien für die Siedlungen im Donaudelta zu erforschen und erarbeiten, um diese Gemeinschaften zu revitalisieren und ihr kulturelles sowie natürliches Erbe zu bewahren. Das Hauptziel ist es, Herausforderungen wie Migration, Umweltzerstörung und wirtschaftliche Instabilität durch architektonische und planerische Lösungen zu begegnen. Dies umfasst die Integration von erneuerbaren Energien, Wassermanagement und Abfallreduzierung in die Entwicklungspläne zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit. Die Einbeziehung der örtlichen Bewohner durch Interviews, Umfragen und partizipative Workshops ist entscheidend, um ihre Bedürfnisse, Werte und Erwartungen zu verstehen und sicherzustellen, dass die vorgeschlagenen Lösungen relevant und von der Gemeinschaft unterstützt werden. Methoden werden erarbeitet, um die einzigartigen kulturellen und ökologischen Merkmale des Donaudeltas zu respektieren und zu bewahren, einschliesslich des Schutzes der Biodiversität, traditioneller Baustile und der Unterstützung des Ökotourismus. Die Forschung entwickelt innovative architektonische Lösungen und wirtschaftliche Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Donaudelta, zu denen modulare Wohngebäude, schwimmende Strukturen und umweltfreundliche öffentliche Gebäude gehören. Ziel ist ein selbsttragendes Modell, das Naturschutz und Entwicklung vereint und die Lebensqualität verbessert.
Vorgehen
Semesterarbeit: Nachhaltiges Bauen – holistische Betrachtung: Nachhaltiges Bauen erfordert eine holistische Betrachtung für alle Bauaufgaben. Die fünf relevanten Themenpaare sind: Ressource und Energie, Raum und Mobilität, Nahrung und Gesundheit, Demografie und Integration, Werte und Ethik. Die Aspekte sind miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Innerhalb dieser vernetzten Systematik erweitern wir das Tätigkeitsfeld des architektonischen Schaffens. Zu Beginn des Semesters erhalten die Studierenden drei Aufgaben. Die erste besteht darin, das Gebiet anhand der fünf Themenpaare zu analysieren, was zu einer umfassenden Perspektive auf die Nachhaltigkeit der Region führt. In der zweiten Aufgabe richten die Student*innen den Blick auf sich selbst, indem sie einen Fussabdruck-Rechner ausfüllen, dessen Inhalte den fünf Themenpaaren ähneln. Diese Betrachtung des Gebiets und die Selbstreflexion liefern Anknüpfungspunkte für Themen, die für jeden Studierenden relevant sind. Die zweite Aufgabe untersucht die traditionelle Architektur. Studierende bauen einen Raum aus Materialien, die sie in der Natur finden, um dessen Bauprinzipien zu fühlen und zu verstehen. Die dritte Aufgabe erfolgt während einer einwöchigen Exkursion ins Donaudelta statt. Mit dem Boot reisen wir durch das Gebiet und sprechen mithilfe eines Fragebogens mit den Einheimischen, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln. Gleichzeitig finden die Studierenden den Standort für ihre eigene Bauaufgabe.
Masterarbeit: Die Vorgehensweise und Methoden dieser Masterarbeit beinhalten einen umfassenden Ansatz zur Erforschung der nachhaltigen Entwicklung in den Siedlungen des Donaudeltas. Die Forschung beginnt mit einer gründlichen Literaturanalyse, um bestehende Bedingungen, den historischen Kontext und frühere Studien zum Donaudelta und nachhaltigen Praktiken zu verstehen. Feldarbeit spielt eine bedeutende Rolle und umfasst mehrere Vor-Ort-Besuche zur Datensammlung aus erster Hand. Während dieser Besuche führt der Forscher Interviews und Umfragen mit lokalen Bewohnern, Behörden und Stakeholdern durch, um Einblicke in ihre Bedürfnisse, Werte und Wahrnehmungen bezüglich nachhaltiger Entwicklung zu gewinnen. Neben qualitativen Methoden werden quantitative Daten durch Umweltbewertungen gesammelt, einschliesslich Boden- und Wasseranalysen, Biodiversitätsuntersuchungen und Energieaudits. Diese Daten helfen, Umweltbedingungen zu verstehen und geeignete nachhaltige Praktiken zu identifizieren. Partizipative Workshops binden die örtliche Bevölkerung aktiv in den Planungs- und Designprozess ein, fördern die Gemeindeeigentümerschaft und gewährleisten praktische und effektive Interventionen. Basierend auf Daten werden innovative architektonische Entwürfe entwickelt und auf ihre Machbarkeit, Nachhaltigkeit und Auswirkungen geprüft. Der Forschungsansatz integriert soziale, wirtschaftliche und Umweltaspekt.
Übergeordnete Fragestellung
Masterarbeit: Der Plan reagiert auf drei drängende Probleme – Mobilität, Bildung und Gesundheit –, die durch gründliche Studien identifiziert wurden. Diese Bedürfnisse sind entscheidend und sollen eine interne Veränderung des Ortscharakters bewirken. Behandelte Themen umfassen nachhaltige Entwicklung, Revitalisierung von Gemeinschaften, erneuerbare Energien, traditionelles Design und die Philosophie einer nachhaltigen Gesellschaft. Die Arbeit dient als Ausgangspunkt für weitere Forschung, insbesondere zur Erkundung neuer Lösungen für unterentwickelte Gemeinschaften. Die folgenden Forschungsfragen entstanden während meiner bisherigen Untersuchung: Welche Rolle spielt die Architektur bei der Förderung nachhaltiger Entwicklung und Verbesserung der Lebensqualität in isolierten Dörfern, während Naturschutz und Entwicklungsziele in Balance gehalten werden? Wie beeinflusst dies die Umwelt und die umliegende Gegend? Welche Auswirkungen hat der Mensch? Die Intersektionalität aller Forschungsbereiche wird als Netzwerk statt als unabhängige Entitäten betrachtet, was als potenziell entscheidende Strategie zur Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft gesehen wird. Die zentrale Frage dieser Masterarbeit konzentriert sich auf die nachhaltige Entwicklung und Revitalisierung der Siedlungen im Donaudelta. Die primäre Untersuchung zielt darauf ab, wie Architektur und Planung Menschen wieder mit der Natur verbinden können, um dem Rückgang und der Isolation von Dörfern sowie unterentwickelten Gemeinschaften entgegenzuwirken. Es wird untersucht, wie Migrationstrends gestoppt und umgekehrt werden können, indem eine selbsttragende Gemeinschaft geschaffen wird, die Naturschutz- und Entwicklungsziele ausbalanciert. Insbesondere wird geprüft, wie nachhaltige Entwicklungsprinzipien wie erneuerbare Energietechnologien und Permakultur in den lokalen Kontext integriert werden können, um die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern. Es wird erforscht, wie traditionelle Werte dieser Gemeinschaften in moderne Architektur eingebunden werden können.
Ergebnisse/Fazit
Semesterarbeit: Studentenprojekte nach Titel, Standort im Donaudelta und Ergebnis:
1. The Smoke Sauna: Institute of Ecotourism, Unbenannte Insel: Vorschlag für «slow tourism» durch Kanufahrten im Delta von einer Insel zur nächsten, um eine Verbindung zur Natur herzustellen.
2. Institute of Sustainable Hydrology, Mila 23: Erforschung von Wassermanagement, Wasserreinigung und nachhaltiger Kanalpflege.
3. Green Hospitality Institute, Mila 23: Lehre der lokalen Traditionen des Bootsbauens, Kochens und Fischens an Touristen zur Bewahrung der Traditionen und Verbesserung der Wirtschaft.
4. Via Crucis, Halmyris: Erhaltung der historischen römischen Ruinen
5. A Third Place, Crișan: Zusammenbringen der lokalen Bevölkerung, insbesondere der jüngeren Generation, in einem Gemeindezentrum, wo lokale Handwerke gelehrt werden können.
6. Herbal Institute Danube Delta, Letea: Nutzung der einzigartigen Biodiversität für Forschung, Produktion und Behandlung mit lokalen Kräutern.
Ergebnissen Projekt 7-14: Studentenprojekte nach Titel, Standort im Donaudelta und Ergebnis:
7. Delta Regeneration Quest, Letea: Ein Rückzugszentrum zur Nutzung des Deltas für Introspektion und Verbesserung der psychischen Gesundheit.
8. Biodiversity Institute, Sulina: Forschung über eine der wichtigsten Eigenschaften des Deltas.
9. Institute for Sustainable Building, Sulina: Raum zur systematischen Untersuchung von einheimischen Materialien und Wiederbelebung von Traditionen.
10. Osmotic Power Institute, Sulina: Forschung und Energieproduktion auf Basis des Salzgradienten zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer.
11. Social and Educational Centre Sulina, Sulina: Zusammenbringen der lokalen Gemeinschaft von Rumänen, Lipovanen, Ukrainern und anderen Kulturen.
12. Institute for Economic and Social Opportunities, Sulina: Nutzung der grössten Schilffelder Europas als Ressource für nachhaltige Gebäude und wirtschaftliches Wachstum der Region.
13. Danube Delta Nature and Wellbeing Centre, Sulina: Bereitstellung einer zentralen Touristeninformation basierend auf Ökotourismus und Wohlbefinden.
14. Institute of Historical, Cultural and Social Studies, Sulina: Erforschung und Wiederverbindung der verschiedenen Kulturen der griechisch-orthodoxen, russisch-orthodoxen, lipoveanischen, jüdischen, muslimischen und katholischen sowie protestantischen Gemeinschaften, die der Hafen von Sulina als Tor zur Donau kannte.
Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Nina Farhumand redigiert und publiziert.