Plusenergie-Baudenkmal Mesmerhaus

81 von 112

 
8272 Ermatingen,
Schweiz

Veröffentlicht am 29. März 2023
dransfeldarchitekten ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Aussenansicht Gesamtanlage PVT Fassade Übergang Bestand_Anbau Wohnraum Anbau Wohnraum historische Riegelwand Wohnraum historisches Täfer Wohnraum Dachgeschoss Treppenhaus Weinstube Bar Weinstube Eingang Weinstube Innenraum

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kirchgasse 10, 8272 Ermatingen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
3
Grundstücksfläche
424 m²
Geschossfläche
560 m²
Nutzfläche
520 m²
Gebäudevolumen
1743 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,7 Mio. CHF
Parkplätze
1

Beschreibung

Lokal, innovativ und nachhaltig: Das Mesmerhaus macht 400 Jahre Baugeschichte erlebbar und es setzt als Plus-Energie-Baudenkmal Zeichen in Bezug auf Energieeffizienz. Drei Wohnungen und ein besonderes gastronomisches Lokal befinden sich in der historischen Struktur, die um einen Anbau ergänzt wurde.

Ausgangslage

In einem der ältesten Siedlungskerne des Bodenseegebiets steht seit 410 Jahren ein einstmals stattliches Haus, das jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Peter Dransfeld hat das Gebäude im Jahr 2013 erworben, um es zu einem Vorzeigeobjekt in Bezug auf verdichtetes Wohnen, sozialer Aufwertung des Dorfkerns, Denkmalpflege und Energieeffizienz zu machen.

Entwurfsidee

Das Haus war mehr als die Hälfte seines 400-jährigen Bestehens getrennt in einen Ost- und Westteil. Wesentlicher Entscheid für die heutige Lösung war es, diese Trennung wieder aufzuheben und das bisherige Volumen durch einen östlichen Anbau zu ergänzen. Dabei sind vier unabhängige Einheiten entstanden: Über dem gastronomisch genutzten Kellergeschoss befinden sich zwei grosse Wohnungen, deren Wohnteil im östlichen Anbau liegt. Ganz oben folgt eine Dachwohnung. Dem Gebot der inneren Verdichtung folgend, sind fast 600 m² Bruttogeschossfläche auf 400 m² Landfläche entstanden. Dennoch schaffen Erschliessung und differenzierte Aussenräume schaffen ein gewisses Mass an Individualität für die drei Wohnungen.

Projektierung

Das über 400-jährige Gebäude sollte nach Abschluss der Bauarbeiten nicht in neuem Glanz erstrahlen, sondern in Würde erhalten und erneuert, seine Geschichte ablesbar machen. Vieles ist erhalten, darunter die Tragstruktur des Kernbaus bis zum Dachstuhl, aber auch Wandmalereien aus der Erbauungszeit, die sorgfältig restauriert wurden. Einige neue Elemente wurden alten nachempfunden, andere sind auf den ersten Blick als neu erkennbar. Auf die Imitation oder Rekonstruktion von historischen Elementen wurde verzichtet. An vielen Bauteilen sind verschiedene historische Phasen ablesbar. So lagen die Fenster zur Erbauungszeit vermutlich nicht dort, wo sie heute (und seit vielen Jahren) liegen. Auch die Türen in die nördlichen Räume sind ganz offensichtlich erst nachträglich an ihrer heutigen Lage entstanden, ebenso ist der jetzt erhaltene Verputz jüngeren Datums. Die Kassettendecken, welche ebenfalls restauriert wurden, waren lange unter neueren Schichten verborgen.

Realisierung

Das mehrheitlich aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Kerngebäude wurde in seiner Struktur weitgehend erhalten. Von der Kellerdecke bis zum Dachstuhl blieb die Mehrheit der tragenden Teile erhalten. Über den historischen tragenden Balken wurden die Decken so ertüchtigt, dass sie hohen Ansprüchen an Brand- und Schallschutz sowie Dichtigkeit entsprechen. Kellerdecke und Dachstuhl sowie die Südfassade wurden hochgedämmt. Die historischen Putzfassaden wurden erhalten und massvoll von innen gedämmt. Die nur rund 70-jährigen Fenster wurden durch Dreifach-Isolierverglasungen mit schmalen Profilen ergänzt. Die beiden Anbauten wurden aus Holzelementen erstellt, der östliche (beheizte) ist hochgedämmt.

Besonderheiten

Das über 400-jährige Gebäude verbraucht nicht nur wenig Energie, es produziert auch Energie. Für einen tiefen Verbrauch sorgt die hohe Qualität der Gebäudehülle, die, soweit sinnvoll und vertretbar, hoch gedämmt ist. Der Produktion von Energie dienen je eine Solaranlage auf dem Dach und der Fassade des Anbaus. Während auf dem Dach nur Strom produziert wird, erzeugt die Fassade Strom und Wärme. Solare Wärme und Erdwärme erlauben es, eine Wärmepumpe hocheffizient zu betreiben. Ihr tiefer Stromverbrauch wird, über das Jahr betrachtet, übertroffen durch die eigene Produktion von Solarstrom. So wird das Haus zum (nach Minergie A zertifizierten) Plus-Energie-Haus. Es produziert jährlich deutlich mehr Strom, als benötigt wird, um die drei Wohnungen zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen.

192672025