Umnutzung und Umbau des alten Bahnhofs zum Hausarztzentrum Belfaux
,
Schweiz
Veröffentlicht am 03. April 2023
maeder | stooss architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Second Life pour l'ancienne gare de Belfaux-Village: un centre de médecine générale a été créé en coopération avec la commune et les TPF. Le bâtiment principal protégé a été rénové et la halle aux marchandises a été remplacée par une extension en bois qui accueille les fonctions essentielles des soins médicaux.
Ausgangslage
Die Bahninfrastruktur der freiburgischen Verkehrsbetriebe TPF wird sukzessive modernisiert und digitalisiert. Längst steht kein Bahnhofvorstand mehr am Geleise und das Ticket wird über die App gekauft. Zurecht stellte sich die Frage zur künftigen Nutzung des historischen Zweckbaus. Schliesslich ist das Bahnhofsgebäude aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken und bildet einen wichtigen Referenzpunkt im Alltag der Bevölkerung. Mit dem Wunsch der Gemeinde, für die Region eine zentrale gesundheitliche Grundversorgung zu schaffen, war eine zukunftsfähige Nutzung gefunden.
Entwurfsidee
Der Entwurf reiht sich in eine Serie von Bahnhofsumnutzungen entlang der Linie Freiburg-Murten ein. Als übergeordnetes Konzept wurde eine gestalterische Gesamtidee entwickelt und damit die ästhetische Voraussetzung der Wiedererkennung geschaffen. Was jeweils ändert, ist die Nutzung, die sich aus dem Kontext ableitet, der sich je nach Ort seit dem Beginn der Bahngeschichte unterschiedlich gewandelt hat. Belfaux mit seiner Nähe zum Kantonshauptort Freiburg hat eine markante Entwicklung durchlebt und das Bahnhofsgebäude am Rande des Ortskerns ist Teil des öffentlichen Lebens. Mit einem Hausarztzentrum wurde dieser Entwicklung Rechnung getragen.
Begangen wir das Ärztezentrum wie vormals über das Hauptgebäude. Der Bahnschalter ist zum Empfang geworden und gewartet wird noch immer einfach nicht mehr auf den Zug. Die vormalige Güterhalle wurde abgerissen und ein neuer, hölzernen Anbau für die medizinische Versorgung erstellt. Der Anbau ist als stringente Rasterhalle konzipiert, die ihre Holzkonstruktion offen zeigt und ohne tragende Elemente im Innern auskommt. Ein enges Fassadenraster verhindert direkte Einblicke und sequenziert die vorbeifahrenden Züge.
Das Obergeschoss als frühere Wohnung des Bahnhofsvorstands ist nun dem medizinischen Team reserviert und nimmt Garderoben sowie Cafeteria auf. Die Räume im Dachgeschoss sind für komplementärmedizinische Angebote reserviert. Die beiden Therapiezimmer lassen sich der Nachfrage entsprechend flexibel nutzen.
Projektierung
Die Projektierung wurde von Beginn weg mehrgleisig geführt. Zu Beginn galt es die Hierarchie der erhaltenswerten Elemente zu definieren und das maximale Potenzial des Ortes und der Liegenschaft mit den vielfältigen Rahmenbedingungen auszuloten. Dabei galt es eine Flexibilität der Nutzung zu garantieren, da Akteure, insbesondere die Ärzteschaft, erst im späten Projektprozess dazustiessen und auf verändernde Bedürfnisse reagiert werden musste.
Wir entschieden uns, den Bau weitestgehend auf den Zustand nach der Aufstockung der Kriegsjahre zurückzuführen und das Weiterbauen als Disziplin der Gegenwart bewusst zuzulassen und damit zukunftsfähige Lösungen zu finden. Die Reduktion auf wesentliche raumbildende Element sowie die stützenlose Konstruktion des Anbaus erlaubte es, Im späten Projektstadium auf die konkreten Anforderungen der Nutzerschaft reagieren zu können. Die Räume haben damit einen nutzungsneutalen Charakter, der sich auch während der Nutzungsdauer als solide Basis erweisen dürfte.
Konstruktiv wurde mit modernen Massnahmen wie dem Aerogel-Dämmputz und einer komplett neuen Haustechnik mit Wärmepumpe, Erdsonde, Geocooling und einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung den Herausforderungen der Gegenwart entsprochen und mit Holz als Baustoff der Einsatz von Beton weitestgehend reduziert.