Verkohlen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. Februar 2023
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Der Entwurf zielt darauf ab, die Lebensspanne eines natürlichen Waldes nachzuvollziehen und sowohl das geologische als auch das biologische Erbe des Standorts zu respektieren.
Ausgangslage
Wir waren auf der Suche nach Grundstücken in der Schweiz, die drei Waldstücke aufwiesen, in deren Mitte wir einen neuen Wald anpflanzen konnten und die sich ausserdem in der Nähe eines Sägewerks befanden. Aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften und Qualitäten, wie beispielsweise der Fähigkeit, den Boden zu reinigen, suchten wir nach Flächen, die durch Giftstoffe, Lärm und Verschmutzung belastet sind.
Entwurfsidee
In unserem Entwurf haben wir untersucht, wie wir die Jahrtausend alte Kulturtechnik in einem zeitgenössischen Kontext integrieren können. Dabei haben wir die traditionelle Holzköhlerei, die Technik des Yakisugis und Terra Kreta untersucht. Die drei Techniken unterscheiden sich, haben aber gemeinsam, dass sie alle mit der Bewirtschaftung von Waldlandschaften beginnen. Bei unserem Entwurf streben wir eine nachhaltige Bewirtschaftung an. Anstatt lediglich einen Wald zu pflanzen, schaffen wir auch eine Infrastruktur mit einer Baumschule, einer Schreinerei und einem Waldkindergarten. Das Sägewerk befindet sich in unmittelbarer Nähe. Mit unserem Entwurf wollen wir das Gleichgewicht des Waldes mit seinem empfindlichen Ökosystem aus verschiedenen Arten, Pflanzen und Mikroorganismen wiederherstellen.
Projektierung
Die Wohnungstypologie misst 50 mal 9,1 Meter, ist 7 Meter hoch und wird über den Boden angehoben, um eine minimale Grundfläche zu haben. Die Typologie funktioniert als zwei Einheiten, die von Familien oder Zimmergemeinschaften genutzt werden können. Jede Einheit teilt sich einen Arbeitsraum, eine gemeinsame Küche und eine gemeinsame Terrasse, die wir von der Nordseite durch die Gemeinschaftsräume betreten. Der Balkon, der zu den Lichtungen hin ausgerichtet ist, misst 1,8 Meter und ist kalt. Zwischen den privaten Räumen und dem öffentlichen Balkon befindet sich eine warme Pufferzone, die im Winter zum Betreten der privaten Räume genutzt werden kann. Im Sommer dient sie als zusätzlicher Wohnraum für die privaten Einheiten.
Deshalb haben alle Türen einen speziellen Öffnungsmechanismus, der es ermöglicht, den privaten Raum zu erweitern, und alle Typologien können sich je nach Jahreszeit ausdehnen oder zusammenziehen. Ein nahe gelegenes Sägewerk schneidet Eichenholz mit einer maximalen Länge von 5 Metern. Da wir in unserem Entwurf möglichst wenig künstliche Materialien verwenden wollen, haben wir Steine, Heu und Holz als Hauptmaterialien eingesetzt. Für die Konstruktion werden Holzdübel verwendet, Heu dient als Isoliermaterial und für das Fundament verwenden wir Steine. Die Primärstruktur besteht aus einem Holztragwerk, das auf drei Steinsockeln steht, die auch von innen sichtbar sind.
Realisierung
Dies ermöglicht es uns, die anderen Stützen von der Mitte des Gebäudes abzuhängen und die Fundamente zu reduzieren. Der Ausdruck des Daches ergibt sich aus der Verwendung von verkohlten und damit wasserfesten Schindeln, die mit Steinen befestigt sind. Die Entwässerung über einen verkohlten Holzstamm ist an die Struktur angehängt und erscheint fast wie eine Extrusion derselben. Mit unseren Typologien möchten wir alle vier Elemente integrieren und betonen um die Bewohner*innen auf das Klima, ihre Umgebung und Umwelt zu sensibilisieren.
Besonderheiten
Waldbau: In der ersten Phase werden junge Bäume, die aus dem bereits bestehenden Wald entlang der Grundstücksgrenze entnommen wurden, in den neuen Wald gepflanzt. Das Aufforstungsnetz besteht aus Buchengruppen und sekundären Arten. In der zweiten Phase werden mehr Bäume pflanzen und weitere Typologien gebaut. So entstehen die Lichtungen und die Bäume beginnen, den Hintergrund für die Architektur zu bilden, wobei die Baumgruppen den Schwerpunkt auf den Lichtungen bilden. Die Komposition besteht also aus einem Hintergrund, einem Mittelgrund und einem Vordergrund. In jeder Typologie sind die privaten Räume auf den Wald und die öffentlichen Seiten auf die Lichtung ausgerichtet.
In der dritten Phase werden die Bäume im Raster wieder ausgelichtet und neue Bäume, die durch passive Aufforstung gewachsen sind, in den ursprünglichen Wald gepflanzt. Als neue Typologien führen wir im Norden die Baumschule, im Süden einen Kindergarten und im Osten eine Schreinerei ein. Alle Gebäude folgen dem gleichen strukturellen und typologischen Prinzip und sind mit dem Auto erreichbar. Der Wald ist 170 Hektar gross und wird nach 20 Jahren durch das Schweizer Gesetz geschützt. Dieser Schutz gewährleistet langfristig die Herstellung eines ökologischen Gleichgewichts. Wenn die Lebensdauer der Gebäude abgelaufen ist, werden sie verkohlt, da die aus reinen Holzverbindungen konstruiert sind und die Holzkohle dem Boden angereichert.
Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2023 von Gerda Stöckel und Alicja Prusinska, ETH Zürich Departement Architektur