Weingut zum Schloss
,
Schweiz
Veröffentlicht am 13. August 2018
Cavegn Larissa Giuanna
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
„Fürstenau als Genussstadt“
Das Ziel dieses Projekts ist eine unterstützende und erweiternde Nutzung für die von Andreas Caminada angestrebte Entwicklung von Fürstenau als Genussstadt. Dazu wird der kleine Weinrebenbestand im Ort auf der leeren landwirtschaftlichen Nachbarsparzelle erweitert und der bestehende Stall zu einer unabhängigen Produktionsstätte mit Degustationserlebnis umgebaut.
Der Bestand wird stark geprägt durch die karge Stadtmauer und die minimalen Lichtverhältnisse. Die dadurch entstehende mystische Atmosphäre, diente als Inspiration für die neue Nutzung des Bauwerks, sowie der Ausformulierung der Räume in Material und Licht.
Im Erdgeschoss ist die gesamte Weinproduktion angeordnet. Die Nutzung und Anordnung der Räume berücksichtigt sowohl die Produktionsabläufe, als auch die bestehende Struktur des Stalls. Ein zentrales und traditionelles Element in der Weinproduktion ist das Barriquelager. Durch die besondere Ausformulierung dessen, werden sowohl die bauphysikalischen wie auch marketingtechnischen Anforderungen erfüllt. Die optisch wirkungsvolle Inszenierung, unterstützt die Produktion durch die feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft des Backsteins. Die Perforation der Wände, welche durch das Drehen des Steins entsteht, verbessert die Raumakustik nachhaltig. Somit bietet sich die Möglichkeit, im Barriquelager kleinere Degustationen durchzuführen.
Im Obergeschoss befindet sich die Besucherstätte mit Degustationsbar und Eventsaal. Sämtliche dafür benötigte Räume werden ausschliesslich über freistehende, halbhohe Wände definiert, die in ihrem Ursprung ein Quadrat bilden. Dadurch bleibt die ursprüngliche Geometrie des Raums, sowie die Dachkonstruktion weiterhin spürbar. Um den Wänden die nötige Präsenz und Wirkung zu verleihen, werden sie 30 Zentimeter stark ausgeführt. Als zusätzliche Funktion sind Regale eingelassen. Als Oberflächenmaterial dient matt gespritzter Stahl, welcher die gewünschte Atmosphäre im Raum erzielt und zugleich die Gewichtung auf dem Wein belässt. Der bestehende Anbau wird ersetzt und dient zukünftig der Ankunft und Erschliessung.
Die Südfassade des Anbaus öffnet sich vollständig zum Hof hin. Der vorgelagerte Laubengang inszeniert das Ankommen auf dem Weingut und bietet zusätzlich Schutz vor den Witterungseinflüssen. Die Konstruktion des Anbaus wird angelehnt an den Gedanken der „Verbindung“. Daraus folgend, werden die bestehenden Bruchsteinmauern des Untergeschosses im Erdgeschoss erweitert und bilden eine Schale für den Holzbau.
Die Problematik der unbenutzten Ställe an historisch wertvollen Orten und der richtige Umgang dessen, war auch hier ein zentrales Thema. Die Möglichkeit, solche Bauwerke zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen, sollte unbedingt genutzt werden. Es sind Gelegenheiten, eine Stadt wie Fürstenau lebendig zu halten und übergeordnet ein neuer Anziehungspunkt für eine ganze Region zu bieten.