Das Kranke(n)haus – wie Architektur heilt
Können Gebäude den Heilungsprozess unterstützen? Diese Frage thematisiert eine von Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch kuratierte Ausstellung, die im Sommer und Herbst 2023 erstmalig im Architekturmuseum der TUM zu sehen war. Ihre zweite Station befindet sich im Vorarlberger Architektur Institut. Sie widmet sich der komplexen Entwicklungsgeschichte des Krankenhausbaus, die stark vom medizinischen Fortschritt beeinflusst ist. Innovative Konzepte zeigen den Wandel von Krankenhäusern: von sterilen Maschinen zu heilenden Umgebungen. Therapiezentren und revolutionäre Klinikbauten demonstrieren, wie durchdachtes Design Stress abbaut, Orientierung bietet und Genesung beschleunigt. Die Schau bietet einen Einblick in die Zukunft des Gesundheitswesens, in der Architektur und Heilung symbiotisch wirken.

Blick in die Ausstellung «Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft»
Eine neue Ära des Krankenhausbaus
Der Krankenhausbau hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Im 20. Jahrhundert dominierten Effizienz und Technisierung, wobei die Bedürfnisse von Patient*innen und Personal oft vernachlässigt wurden. Das Konzept der «Healing Architecture» aus Nordamerika setzt nun den Menschen wieder in den Mittelpunkt. Trotz erfolgreicher Beispiele fehlt es noch an breiter Umsetzung evidenzbasierter Gestaltung im Gesundheitswesen.
Von Forschung zu praktischen Beispielen
Die Schau präsentiert innovative Ansätze heilender Architektur. Sie gliedert sich in zwei Abschnitte: Zum einen werden beispielhafte Therapie- und Nachsorgeeinrichtungen vorgestellt, zum anderen wegweisende Krankenhausbauten, die anhand von sieben Umgebungsvariablen analysiert wurden. Diese sieben Wirkfaktoren sollen helfen, Stress zu reduzieren oder zu vermeiden. Gemma Koppen und Tanja C. Vollmer definierten die «heilenden Sieben» als Ergebnis ihrer mehr als zehnjährigen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Einfluss der Krankenhausumgebung auf das Stressempfinden schwer und chronisch kranker Menschen. Zu diesen Faktoren gehören Orientierung, Geruchs- und Geräuschkulisse, Privatheit, Rückzugsraum, Aussicht und Weitsicht sowie menschliches Mass. Die Ausstellung soll dazu anregen, die Rolle der Architektur im Gesundheitswesen neu zu überdenken.

Prinses Máxima Centrum Utrecht | Foto: Ewout Huibers © LIAG und MMEK
Die Ausstellung in Dornbirn zeigt elf beispielhafte Projekte und ordnet sie thematisch den jeweiligen Variablen zu, die den Analyseergebnissen entsprechen. Narrative Isometrien (Wimmelbilder) veranschaulichen die Ergebnisse und ermöglichen es, die Entwurfsentscheidungen der einzelnen Architekturbüros zu reflektieren.
Zu den ausgestellten Projekten gehören das Kreiskrankenhaus Agatharied von Nickl und Partner Architekten, 1998, das Friendship Hospital Satkhira von Kashef Chowdhury / URBANA (2018), das Princess Máxima Centre for Pediatric Oncology in Utrecht von LIAG architekten + baumanagement (2018) und das Bürgerspital Solothurn von Silvia Gmür Reto Gmür Architekten (2021).
Vorarlberger Architektur Institut
Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft
Ausstellung: Bis 7. September 2024
Ort: Marktstrasse 33, Dornbirn
Öffnungszeiten: Dienstags bis Freitags 14–17, Donnerstags 14–20, Samstags 11–15 Uhr