Der Elefant ist der Raum – ANAG und die Migranten aus Südeuropa
Welche Familien passen in das Haus der Schweizer Familienpolitik – und welche nicht? Wie prägt das Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer (ANAG) bis heute das Leben in der Schweiz? Die Ausstellung im gta der ETH Zürich vom 5. Oktober bis 1. November 2024 thematisiert die tief verwurzelten Strukturen der Diskriminierung von Migranten und lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit den historischen Dimensionen ein.

Grenzsanität in Brig | Foto: Heidi und Peter Wenger © Mit freundlicher Genehmigung der EPFL, Lausanne
Traumata und Ausgrenzung – eine kritische Auseinandersetzung mit dem ANAG
Das Symposium und die Ausstellung «Der Elefant ist der Raum» thematisieren die Folgen des Schweizer Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer (ANAG) von 1934. Dieses Gesetz regulierte die Migration aus eugenischen und rassenhygienischen Gründen und hinderte Migranten aus Südeuropa systematisch daran, Familien zu gründen und sich niederzulassen.
Die als minderwertig eingestuften «Fremdarbeiter» wurden als Bedrohung für die Schweizer Gesellschaft betrachtet. Durch ein Rotationsprinzip sowie die stigmatisierenden Statuten A «Saisonnier» und B «Jahresaufenthalter» wurden die Arbeiter*innen von der Bevölkerung isoliert und ihrer fundamentalen Rechte wie dem Anspruch auf familiäre Zusammenführung beraubt. Diese Regelungen führten dazu, dass zwischen 1934 und 2002 rund 500 000 Familien aus Südeuropa stark traumatisiert wurden.
Symposium zur kollektiven Amnesie
Die Forschung von Paola De Martin und die Archive von «TESORO» zeigen, dass die Folgen der strukturellen Repression gegen unerwünschte Familiengründungen in der Schweiz bis in die dritte Generation spürbar sind. Betroffene erleben auch Jahre nach der Abschaffung des Saisonnierstatuts im Jahr 2002 noch die Last der Geschichte, was auf einen Zustand kollektiver Amnesie hinweist. Das Symposium, das 2024 an der ETH Zürich stattfindet, soll Bedingungen schaffen, um diese tief verwurzelten Strukturen zu analysieren. Es braucht eine mutige Zusammenarbeit jenseits der Komfortzonen, um die historischen und ästhetischen Dimensionen dieser Familienpolitik zu erfassen.
Die Schau und das Symposium wurden von Paola De Martin in enger Zusammenarbeit mit Melinda Nadj Abonji, Lucia Bernini, dem Verein «TESORO», der Professur für Kunst- und Architekturgeschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Philip Ursprung sowie gta Ausstellungen realisiert.
Institut für Geschichte und Theorie der Architektur gta der ETH Zürich
Der Elefant ist der Raum
Ausstellung: 5. Oktober 2024 – 1. November 2024
Eröffnung: 4. Oktober 2024, 18:30 Uhr
Ort: Stefano-Franscini-Platz 5, Zürich
Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag und Freitag 10–18 Uhr