Schlüsselwerke Holleins im Dialog mit zeitgenössischen Architekturbüros

Hans Hollein, Kerzengeschäft Retti, Arbeitsmodell Portal | Archiv Hans Hollein, Az W und MAK, Wien © Architekturzentrum Wien, Sammlung
Welche Bedeutung hat Holleins Werk für die jüngere Architektengeneration?
Diese Frage steht im Mittelpunkt einer umfassenden Ausstellung im Architekturzentrum Wien. Holleins Werk tritt dabei in einen Dialog mit den Arbeiten von fünfzehn europäischen Architekturbüros. Hans Hollein (1934–2014) war eine wegweisende Figur in der österreichischen Architekturgeschichte. Als Avantgardist der 1960er-Jahre und bisher einziger Pritzker-Preisträger Österreichs gilt er heute als Wegbereiter der postmodernen Architektur. «Hollein Calling» eröffnet den Besucher*innen eine kaleidoskopische Erfahrung mit vielfältigen, oft überraschenden Blickwinkeln, von Holleins kleineren Arbeiten wie dem Kerzengeschäft Retti und dem Juweliergeschäft Schullin über ausgewählte Ausstellungsprojekte bis hin zu Schulbauten und Museen.
Entdeckungen im Archiv – unveröffentlichte Arbeiten
Die Ausstellung beleuchtet das Phänomen Hans Hollein aus der Perspektive der Gegenwart. Die Exponate stammten aus dem umfangreichen Archiv Hans Hollein, Architekturzentrum Wien und MAK Museum in Wien. Trotz seines Todes im Jahr 2014 bleibt sein Einfluss erstaunlich präsent, und es gibt noch viele unentdeckte Facetten zu erkunden. Dabei werden sowohl bekannte als auch weniger bekannte Projekte aus Holleins Œuvre gezeigt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf bisher unveröffentlichtem Material, das im Zuge der Archivaufarbeitung gefunden wurde. Dieses Archiv umfasst über 460 Projekte, Hunderte Modelle, Zehntausende von Fotos und Dias sowie Planrollen, Korrespondenzen und natürlich Skizzen.

Monadnock, Oosterling Büro- und Wohnhaus, Groningen, Niederlande, Wettbewerbsentwurf Collage © Monadnock
Im Architekturzentrum Wien (Az W) werden 15 Schlüsselprojekte von Hans Hollein präsentiert. Sie spannen einen grösseren zeitlichen Bogen in seinem Schaffen. Beginnend mit seinem Erstlingswerk, dem kleinen Kerzengeschäft Retti (1965–66), gefolgt vom Juweliergeschäft Schullin (1973), werden auch Schulbauten und Museen gezeigt. Als letztes Projekt wird das Museum Vulcania vorgestellt, das im Jahr 2000 fertiggestellt wurde.
Architektur im Dialog: Holleins bleibender Einfluss
Holleins Werk tritt dabei in einen Dialog mit den Arbeiten von fünfzehn europäischen Architekturbüros. Unter ihnen finden sich auch zwei Zürcher Büros: Conen Sigl Architekt:innen und Lütjens Padmanabhan Architekt:innen. Mit dabei sind auch Almannai Fischer Architekt:innen aus München, das Mailänder Büro baukuh, Kühn Malvezzi aus Berlin, Bovenbouw Architectuur aus Antwerpen, Claudia Cavallar aus Wien, Aslı Çiçek aus Brüssel, Martin Feiersinger aus Wien, doorzon interieur architecten aus Gent, Expanded Design aus Wien, David Kohn Architects aus London, Manthey Kula aus Oslo, Monadnock aus Rotterdam und das Brüsseler Office Kersten Geers David Van Severen. An grossen Tischen werden Assoziationsräume geschaffen, die es ermöglichen, sich mit ähnlichen Themen, Methoden und Interessen zu begegnen. Dabei werden auch widersprüchliche Positionen und Perspektiven zu Holleins Arbeiten nicht ausgeklammert.

Almannai Fischer Architekten, Studentenwohnheim in Weimar zeigt Referenz zu Formgebung von Hollein, Visualisierung der Ostfassade, Wettbewerbsentwurf © Almannai Fischer Architekten
Referenz zu Holleins Formenkanon
In Holleins Arbeiten spielen die Formgebung und der skulpturale Ansatz eine zentrale Rolle. Eine faszinierende Verbindung zu diesem Gestaltungsprinzip findet sich in den Arbeiten von Reem Almannai und Florian Fischer. Im Studentenwohnheim in Weimar (2017–2025) greifen sie die Holleinfenster als Anspielung auf Holleins Formenkanon auf.
Architekturzentrum Wien
Hollein Calling. Architektonische Dialoge
Ausstellung: 21. September 2023 – 12. Februar 2024
Ort: Museumsplatz 1, Wien
Öffnungszeiten: Täglich 10–19 Uhr