Von innen nach aussen – Visiting Inken & Hinrich Baller

 

Veröffentlicht am 17. September 2024 von
Nina Farhumand

Das Architekturforum Zürich präsentiert eine Ausstellung, die das Werk eines lang unbeachteten Architektenduos ins Rampenlicht rückt. Die Schau, die 2022 im Deutschen Architekturzentrum (DAZ) Premiere feierte, stellt einen Wendepunkt in der Wahrnehmung von Inken und Hinrich Baller und ihrer architektonischen Vision dar. Sie lädt dazu ein, Architektur neu zu denken und zeigt, wie Ballers Ansatz, den Raum von innen heraus zu begreifen, eine frische Perspektive auf das Entwerfen von Gebäuden bietet.

26 Gebäude mit Fotos und Plänen werden gezeigt.
| Fotos: Nina Farhumand

Einblicke in gelebte Räume

Wir verstehen den Raum von innen und erleben ein Gebäude von innen nach aussen. Wir sehen die Stadt selten von oben, warum also sollten wir sie aus dieser Perspektive gestalten? Was verbirgt sich hinter einer Wohnungstür? Wie ist es, in der Wohnung zu leben? Und was können wir daraus für das Entwerfen lernen? Diese Fragen bilden den Kern der Baller'schen Entwurfsmethodik und ziehen sich auch wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Kuratiert vom Berliner Kollektiv «urban fragment observatory (ufoufo)», öffnet sie den Blick auf ihrer Projekte und ermöglicht einen intimen Einblick in die Lebensräume, die sie geschaffen haben.

Inken und Hinrich Baller führten von 1966 bis 1989 ein gemeinsames Architekturbüro in Berlin. Ein besonderer Aspekt der Ausstellung sind die zeitgenössischen Fotografien, die bei Besuchen in den Wohnungen entstanden sind. Sie zeigen nicht nur die architektonischen Details, sondern auch, wie diese Räume tatsächlich bewohnt und gelebt werden. Dieser Ansatz des «Visiting» gibt der Ausstellung ihren Namen und ihre besondere Perspektive. Bei Besuchen und Gesprächen mit den Bewohner*innen von 26 ihrer Bauten in Westberlin entstanden die gezeigten Fotografien, die das Raumkonzept und die aussergewöhnlichen Grundrisslösungen in den Mittelpunkt stellen. Sichtbare Konstruktionen, geschwungene Wände und fliessende Raumfolgen. Die enge Verbindung von Innen- und Aussenräumen erinnert an die Einfamilienhäuser von Hans Scharoun.

Blick in die Ausstellung
| Fotos: Nina Farhumand

Ein Hauch von Berlin in Zürich

Der erste Eindruck ist überwältigend: Grossformatige Fotografien zeigen uns Einblicke in Wohnungen, die auf den ersten Blick wie aus einer anderen Zeit wirken, aber gleichzeitig erstaunlich modern anmuten. Die geschwungenen Formen, die fliessenden Übergänge zwischen Innen- und Aussenräumen – all das zeugt von einer Kreativität, die im sozialen Wohnungsbau selten zu finden ist. Besonders beeindruckend sind die liebevoll zusammengestellten Details. Original Baupläne, handschriftliche Notizen und zeitgenössische Dokumente geben einen tiefen Einblick in den Schaffensprozess der Ballers. Unser Redaktionsteam fühlt sich, als würden wir durch ihr Architekturbüro in Westberlin der 1970er und 1980er-Jahre streifen.

Während wir durch die Ausstellung schlendern, wird uns klar: Die Ideen der Ballers sind aktueller denn je. In Zeiten von Wohnungsnot und Nachhaltigkeitsdebatten bieten ihre innovativen Ansätze im sozialen Wohnungsbau wertvolle Denkanstösse.

Blick in die Ausstellung
| Fotos: Nina Farhumand

Architekturforum Zürich

Visiting – Inken Baller & Hinrich Baller, Berlin 1966–1989

Ausstellung: 12. September – 26. Oktober 2024

Ort: Zollstrasse 115, Zürich

Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 12–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa 11–17 Uhr

Weitere Informationen
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