Interview: Ein Metall der Zukunft

Marc Bremgartner ist Fachbereichsleiter Einkauf bei der Ernst Schweizer AG

Marc Bremgartner ist Fachbereichsleiter Einkauf bei der Ernst Schweizer AG.

Marc Bremgartner ist Fachbereichsleiter Einkauf bei der Ernst Schweizer AG.

Vor dem Hintergrund umfassender Megatrends wie Nachhaltigkeit, Klimaziele, Dekarbonisierung, Zirkularwirtschaft oder Urban Mining nimmt die Bedeutung von Aluminium beständig zu. Als Metall der Zukunft ist es ein wesentlicher Baustein einer modernen, sich wandelnden Gesellschaft. Die Welt braucht nachhaltigere Materialien, die mit geringeren Emissionen hergestellt werden, die Umwelt während des Gebrauchs nicht schädigen, rezyklierbar sind und länger halten. Marc Bremgartner, Fachbereichsleiter Einkauf bei der Ernst Schweizer AG, hat unsere Fragen zu diesen Themen beantwortet.

Welche Produkte zählen zum klassischen Portfolio der Schweizer AG und welche Rolle spielt Aluminium dabei?

Schweizer ist ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Lösungen rund um die Gebäudehülle, Montagesysteme für Solarenergie sowie smarte Briefkästen und Paketboxen. Alle Produkte weisen einen sehr hohen Anteil an Aluminium auf. Dieser Werkstoff spielt somit seit jeher eine entscheidende Rolle bei der Beschaffung, Verarbeitung und der Funktionalität sowie dem Aussehen unserer Lösungen. Unsere Produkte leisten insbesondere einen Beitrag zur Energiewende und werden sozial und ökologisch verantwortungsvoll hergestellt, das heisst möglichst emissionsarm und energiesparsam mit erneuerbaren Energien. Als Unternehmen, dessen wichtigste Materialgruppe Aluminium bildet, können wir durch den Einsatz von ökologisch beschafftem und produziertem Aluminium unsere Kunden und Partner bzw. die Endkunden auf ihrem Weg zu Netto-Null unterstützen.

Wo liegen die Vorteile von Aluminium? Was kann Alu, was andere Werkstoffe nicht können?

Aluminium ist ein leichter Werkstoff, der sich gut be- und verarbeiten lässt. Auch bei der Oberflächen-Veredelung weist Aluminium diverse Vorteile auf, zum Beispiel beim Eloxieren oder Lackieren. Zudem können mit verschiedenen Legierungszusätzen bei der Herstellung mechanische Eigenschaften akzentuiert werden. Mit Bezug auf die Nachhaltigkeit ist hervorzuheben, dass die Lebensdauer von Aluminium nur von wenigen anderen Materialien erreicht wird. Es ist korrosionsbeständig und kann beliebig oft recycelt werden. Beim Recycling bzw. für die Wiederverwertung von Aluminium werden nur fünf Prozent der Energie benötigt, die zum Herstellen von Primärmetall erforderlich sind. Der Einsatz von langlebigen und recycelbaren Materialien mit geringen CO2-Emissionen trägt somit zu einer Verbesserung der globalen Klimabilanz bei und hilft, mehr Produkte für die Kreislaufwirtschaft zu erzeugen.

Aluminium ist ein leichter Werkstoff, der sich gut be- und verarbeiten lässt. Foto: Hydro

Aluminium ist ein leichter Werkstoff, der sich gut be- und verarbeiten lässt. Foto: Hydro

Aluminium ist ein leichter Werkstoff, der sich gut be- und verarbeiten lässt. Foto: Hydro

Welche Bedeutung haben emissionsarm erzeugtes und Recycling-Aluminium für Schweizer heute und in Zukunft?

Bereits heute legen wir sehr grossen Wert auf die Beschaffung von emissionsarm erzeugtem Aluminium, welches anerkannte, globale Durchschnittswerte bei weitem unterschreitet. Dank langjähriger Partnerschaften sind wir in der Lage, bevorzugt auf solche Materialien zuzugreifen. Mit diesen nachhaltigen Materialien können wir einen belegbaren, signifikanten Beitrag zur CO2- Reduktion leisten. Wir gehen davon aus, dass nicht zuletzt im Hinblick auf das Zielbild klimaneutrale Schweiz 2050 und die Erneuerung des Gebäudeparks die strategische Bedeutung von nachhaltigem Aluminium bei uns weiter steigt.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsüberlegungen bei der Materialisierung in Bezug auf Design und Produktion?

Sie sind ein zentraler Faktor. Deshalb stehen wir im engen Austausch mit unseren Partnern mit nachhaltigem Aluminium im Portfolio. Sie unterstützen uns bei allen Entwicklungsprojekten, um weitere Verbesserungen und Materialeinsparungen zu generieren. So senken wir unseren CO2-Fussabdruck weiter. Zudem besteht bereits jetzt ein reger Austausch mit Blick auf zirkuläre Modelle, also die Rückführung von Abfall aus der Produktion und Rückbau unserer Produkte am Ende des Lebenszyklus.

Wie würden Sie die Reputation von Bauteilen aus Aluminium bei den Schweizer Architekturschaffenden einschätzen?

Als sehr gut, sie stufen Aluminium als eine ressourceneffiziente, umweltfreundliche und vielseitige Option ein, die ihren Ansprüchen an Design und ästhetische Gestaltung gerecht wird. Die Gestaltungsvielfalt mit Aluminium ist sehr gross und ermöglicht innovative und ästhetisch ansprechende Gebäude zu entwerfen. Kreativität kann so in Form und Aussehen voll entfaltet werden. Zudem rücken die mögliche Kreislaufwirtschaft bei Aluminiumgewerken und der bereits beim Bau tief gehaltene CO2-Fussabdruck immer stärker in den Fokus. Gerade emissionsarm produziertes Aluminium passt gut in nachhaltige Bauprojekte und kann zur Erfüllung von Umweltstandards und Zertifikaten wie LEED beitragen, was die Attraktivität und den Marktwert von Immobilien steigern kann.

Der Einsatz von rezykliertem Aluminium mit geringen CO2-Emissionen trägt zur Verbesserung der globalen Klimabilanz bei. Foto: Hydro

Der Einsatz von rezykliertem Aluminium mit geringen CO2-Emissionen trägt zur Verbesserung der globalen Klimabilanz bei. Foto: Hydro

Der Einsatz von rezykliertem Aluminium mit geringen CO2-Emissionen trägt zur Verbesserung der globalen Klimabilanz bei. Foto: Hydro

Können Sie uns ein Schweizer Bauprojekt aus der jüngeren Vergangenheit nennen, bei dem Aluminium-Bauteile in grösserem Umfang zum Einsatz kamen?

Für den «Metro-Campus Zürich» der Datacenter-Anbieterin Green haben wir zum ersten Mal in der Schweiz und als drittes Projekt europaweit Fassadenelemente aus zu 100 Prozent rezykliertem Aluminium verbaut. Ohne Qualitätsverlust reduziert sich der CO2-Abdruck dadurch um rund das 40-fache im Vergleich zum globalen Durchschnitt bei Primäraluminium und um das 17-fache im Vergleich zum europäischen Durchschnitt. Konkret wurden über 167 Tonnen CO2 eingespart. Dies entspricht den Emissionen von rund 890 000 gefahrenen Autokilometern oder rund 73 Flügen von Zürich nach New York.

Der Blick in die Zukunft: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Markt für Aluminiumerzeugnisse entwickeln?

Die Nachfrage wird stark ansteigen und den Werkstoff weiter in den Fokus rücken, dies insbesondere wegen des steigenden Bedarfs bei Produkten für die Energiewende. Dabei denke ich insbesondere an E-Mobilität, Solar oder Leichtbau. Aufgrund des wachsenden ökologischen Bewusstseins sind Bauherren auch zusehends bereit, für nachhaltigere Produkte mehr auszugeben. Vor diesem Hintergrund dürfte auch die Nachfrage nach «grünem» Aluminium markant ansteigen.

Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit der Ernst Schweizer AG.

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