Interview: Luft nach oben
Eine dezentrale Lüftungsanlage vermindert Feuchtigkeit und unangenehme Gerüche. Sie entzieht einem Raum verbrauchte oder feuchte Luft und führt ihm gleichzeitig gefilterte, saubere Frischluft von aussen zu. Rolf Grolimund von Stiebel Eltron erläutert im Gespräch, warum eine Lüftung in sanierten, dichten Altbauten empfehlenswert ist und welche Bedeutung eine ausreichende Sauerstoffzufuhr für das Wohlbefinden und die Konzentration hat.

Rolf Grolimund ist der Leiter des Marketings bei Stiebel Eltron Schweiz
Wenn es um die Belüftung von Innenräumen geht, ist derzeit viel von dezentralen Lüftungsgeräten die Rede. Was sind die Vorteile gegenüber zentralen Systemen?
Die herausragenden Vorteile liegen zum einen darin, dass einerseits kein Luftverteilsystem notwendig ist und dass Räume punktuell be- und entlüftet werden können. Dezentrale Systeme bieten sich vor allem bei Sanierungen an, also wenn eine Lüftungsanlage nachträglich eingebaut werden soll. Durch die einfache Installation – es wird kein Luftverteilsystem benötigt – sind dezentrale Systeme auch kostengünstiger als zentrale Systeme. Aber auch für Neubauten, speziell in Holzgebäuden, sind sie ideal, da dort meist wenig Platz für eine Luftverteilung ist.
Das Heizsystem muss die abgeführte Energie nachliefern, was zu höherem Energiebedarf und höheren Heizkosten führt. Ein mechanisches Lüftungsgerät hingegen tauscht die Raumluft mit frischer Aussenluft aus.
Gibt es weitere Gründe, die bei Sanierungen und Umbauten für den Einsatz dezentraler Lüftungsgeräte sprechen?
Häufig steht dies im Zusammenhang mit Fassadensanierungen, durch die Gebäude meist nahezu luftdicht werden. Oder es bestanden bereits vorher Feuchtigkeits- oder Schimmelprobleme. Diese können durch unzureichendes Lüften seitens der Bewohner*innen hervorgerufen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hauptsächlich Feuchteschäden entweder eliminiert oder vorgebeugt werden soll und dies zu einem interessanten Preis. Der zusätzliche Komfortgewinn durch einen niedrigen CO2-Gehalt ist der zweite wichtige Grund.
Gibt es neben unzureichendem Lüften durch die Bewohner*innen noch weitere Gründe für Schimmelbildung in Innenräumen?
Schimmel entsteht, wenn die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zu hoch ist und die Luft zu wenig ausgetauscht wird. Je mehr Personen in einer Wohnung leben, je häufiger gekocht und geduscht wird, desto grösser ist die Gefahr der Schimmelbildung. Eine mangelhafte Gebäudeisolation begünstigt diese zusätzlich, weil dadurch Luftfeuchtigkeit auskondensieren kann. Um die Raumfeuchte abzuführen, ist ein regelmässiger Luftaustausch notwendig, sei es durch manuelles Lüften oder durch ein dezentrales Lüftungssystem. Ist dies gewährleistet, hat Schimmel keine Chance.
Wie viel Wärme aus der Raumluft geht durch den Einsatz von dezentralen Lüftungsgeräten verloren?
Es gibt auch dezentrale Lüftungsgeräte mit grösseren Leistungen. Das Modell VRL-C hat zum Beispiel einen Nennluftvolumenstrom von 600 m3. Mit dieser Luftmenge kann man in einem Raum von zehn mal zehn Metern und drei Metern Raumhöhe eine Luftwechselrate von zwei erreichen. Das bedeutet, dass die Luft zweimal pro Stunde ausgetauscht wird. Diese Geräte eignen sich hervorragend für die Nachrüstung von Klassenzimmern und Kindergärten.
Wir sprachen von Wohnungen. Sind dezentrale Lüftungsgeräte auch in grösseren Einheiten sinnvoll? Ich denke zum Beispiel an kleinere Büros, Schulen oder Kindergärten.
Lüftungssysteme sind ja nicht wegen Corona entwickelt worden. Die Eliminierung der Aerosole ist ja nur ein schöner Nebeneffekt einer Lüftungsanlage. Im Zentrum stehen die Wärmerückgewinnung, die Kontrolle des CO2-Gehaltes in der Luft, die Eliminierung von unangenehmen Gerüchen (VOC), das Abführen von überschüssiger Luftfeuchtigkeit und dank der Filterung der Luft, die Eliminierung von Blütenpollen in Innenräumen.
In den letzten zwei Jahren hat das Thema Luftqualität in Innenräumen eine wachsende Aufmerksamkeit erfahren. Dabei standen vor allem Keime im Fokus. Was können Lüftungsgeräte von Stiebel Eltron hier leisten?
Ein regelmässiger Luftaustausch in Innenräumen reduziert natürlich auch die Anzahl der Keime oder Viren in der Luft und dies unabhängig davon, wie gelüftet wird. Ein Lüftungsgerät leistet aber noch mehr: Neben Viren, Keimen und Gerüchen werden auch Pollen, die Allergien auslösen können, weitestgehend beseitigt. Mit manuellem Lüften ist dies nicht möglich.
Das Bundesamt für Gesundheit hat mit einer Kampagne und dem Slogan «Frische Luft für wache Köpfe» auch auf die Bedeutung eines hohen Sauerstoffgehalts in Lernräumen hingewiesen. Welche Rolle spielen Lüftungsgeräte in Lernräumen?
Lüftungsgeräte senken den CO2-Gehalt in der Luft, der in geschlossenen, ungelüfteten Innenräumen, zum Beispiel Schulklassen, schon nach kurzer Zeit stark ansteigt. Ein zu hoher CO2-Gehalt mindert die Konzentrationsfähigkeit. Für wenig Geld gibt es Kohlendioxid-Messgeräte, die den Personen in den Räumen zeigen, wie schnell dieser Gehalt ansteigt. Wird ein Wert von über 1000 ppm (parts per million) CO2 erreicht, sollte gelüftet werden. Sie würden erstaunt sein, wie schnell diese 1000 ppm erreicht sind. Gerade in Schulen, wo man hingeht um etwas zu lernen, sollte darauf geachtet werden dass der Kohlendioxid-Gehalt nicht zu hoch ist. Mit einer dezentralen Lüftungsanlage beispielsweise kann sichergestellt werden, dass die Konzentrationsfähigkeit der Schüler*innen über den ganzen Tag hinweg gewährleistet ist.

Bei einer dezentralen Lüftung wird das System dort installiert, wo es benötigt wird, beispielsweise direkt in einem Klassenzimmer.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Stiebel Eltron Schweiz.