Bergrestaurant Wali in Obersaxen

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7134 Obersaxen,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2025
Caminada Architekten ETH SIA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Aussensitzplätze Luftaufnahme Gastraum Selbstbedienung Gastraum Selbstbedienung Gastraum Selbstbedienung Gastraum Selbstbedienung Gastraum bedient Gastraum bedient

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Wali 1, 7134 Obersaxen, Schweiz
Fertigstellung
12.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
4
Grundstücksfläche
3740 m²
Geschossfläche
393 m²
Gebäudevolumen
2245 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
4,6 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
6
Parkplätze
15
Anzahl Betten
5

Beschreibung

Das Bergrestaurant Wali befindet sich mitten auf der Piste, in einer Senke auf 1719 Meter über Meer, eingebettet in die alpine Landschaft und unmittelbar angrenzend an die Talstationen der Sesselbahnen Wali–Stein und Wali–Sezner. Nach dem Ersatzbau Triel und dem Neubau Sezner komplettiert der Umbau des Restaurants das Ensemble der Berggastronomie in diesem Gebiet und setzt mit seiner neuen Identität und markanten Dachform einen weiteren architektonischen Akzent. Verantwortlich für das Projekt sind Caminada Architekten ETH SIA, die ein eigenständiges Werk schaffen, das sich dennoch thematisch und gestalterisch in das bestehende Ganze einfügt

Die Lage des Gebäudes in der Talsenke neben dem St. Peters Bach und das bestehende Plateau aus Beton, das die Terrasse trägt, bildeten den Ausgangspunkt für die Planung. Das Untergeschoss wurde in seiner Grundstruktur erhalten, statisch ertüchtigt und neu organisiert. Es bietet nun Platz für vier Personalzimmer, Garderoben sowie modern ausgestattete Technik- und Kühlräume. Über dem bestehenden Sockel wurde das Erdgeschoss mit Holzelementen leicht erhöht und auf einer Seite verlängert neu aufgestockt, um den betrieblichen Anforderungen besser gerecht zu werden. Der ursprüngliche Baukörper wurde in seiner Substanz berücksichtigt und unter ein einheitlich gestaltetes, neu entwickeltes Dach gefasst. Der quer über den polygonalen Grundriss gelegte First schafft grosszügige Raumhöhen und führt zu spannungsvollen, differenzierten Raumproportionen. Im Innern bildet die zentrale Gastroküche das funktionale Gelenk des abgewinkelten Volumens und trennt die Gasträume in zwei Bereiche: ein bedientes Restaurant auf der einen, ein Selfservice-Bereich auf der anderen Seite. Beide Einheiten sind direkt von der Terrasse aus zugänglich. Zwischen ihnen liegen die Nasszellen, wodurch im Sommer einzelne Zonen flexibel hinzugeschaltet werden können.

Materialität und Atmosphäre als integrale Gestaltungselemente
Die Fassade aus roh belassenen Fichtenbrettern in unterschiedlichen Breiten verleiht dem Gebäude eine ruhige, zugleich lebendige Erscheinung. Ein tiefes Vordach mit sichtbaren Pfetten und Sparren bietet den Gästen Schutz und vermittelt Behaglichkeit. Die umlaufenden Bandfenster öffnen den Blick auf die umliegende Berglandschaft. Innen sind die Holzelementwände mit glatten Fichtenbrettern verschalt, während die Sichtbetonwände im Gastraum gestockt ausgeführt wurden. Die sichtbare Tragstruktur aus Holzstützen, Sparren und Firstpfette bleibt erlebbar und wird durch eine Untersicht aus feinen Holzlamellen ergänzt, die auch akustisch wirksam ist. Die textile Ausstattung – schwere Vorhänge und ein abgestimmter Teppich – sorgt gemeinsam mit der eigens entworfenen Möblierung für ein angenehmes Raumgefühl. Tische, Stühle und Bänke wurden speziell für das Restaurant entworfen und in traditioneller Handarbeit in Vrin geschreinert.  Die Umsetzung des Projekts stellte angesichts der Höhenlage auf 1719 Meter über Meer und des engen Zeitfensters ausserhalb der Saison eine besondere Herausforderung dar. Der Bestand wie auch der Ort waren prägende und inspirierende Elemente für den Entwurf. Ziel war es, eine architektonische Verbindung zu den beiden bestehenden Bergrestaurants in der Region herzustellen, ohne die Eigenständigkeit des neuen Hauses zu schmälern. Die Nutzung war von Beginn an klar definiert, sodass keine programmatische Anpassung notwendig war. Die Bauherrschaft und die künftigen Nutzerinnen und Nutzer waren intensiv in den Entwurfs- und Bauprozess eingebunden. Die konsequente Verwendung heimischer Fichte – sowohl für die Konstruktion als auch für die handgefertigten Möbel – trägt zur Nachhaltigkeit bei und verstärkt die regionale Verankerung des Gebäudes. Gemeinsam mit den sorgfältig ausgewählten Materialien wie Textilien und gestocktem Beton ist ein Bauwerk entstanden, das durch Funktionalität, handwerkliche Qualität und gestalterische Kohärenz überzeugt.

Das Projekt von Caminada Architekten ETH SIA wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.
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