Bürogebäude Orangerie

19 von 73

 
69002 Lyon,
Frankreich

Veröffentlicht am 10. November 2023
Joud Beaudoin Architectes Sàrl + Clément Vergély architectes
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
3 rue Jacqueline et Roland de Pury, 69002 Lyon, Frankreich
Fertigstellung
01.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5

Beschreibung

Das Bürogebäude L’Orangérie im Stadtteil Lyon-Confluence wurde von Clément Vergély Architekten entworfen. Die markante, aus Stampflehm errichtete Fassade zeigt dreigeschossige Parabelbögen, die am unteren Ende eine Spannweite von 4,75 Meter erreichen. Das dreigeschossige Gebäude ist deutlich kleiner als die umliegende Wohnbebauung. Eine Vorgabe aus dem Masterplan des Quartiers von Herzog & de Meuron.

Entwurfsidee

Eine Referenz für den Entwurf des niedrigen Gebäudes stellte der alte Grossmarkt dar, der teilweise erhalten blieb. Unter der Berücksichtigung von ästhetischen Anforderungen lag das Augenmerk auch auf einer Bauweise mit möglichst geringem Kohlenstoffgehalt. In diesem Zusammenhang wurde für die Erstellung des Projektes Stampflehm verwendet. Das ist ein lokales und für die Region charakteristisches Material. Im Jahr 1856 verbot jedoch ein kaiserlicher Erlass die Verwendung von Lehm in Lyon, nachdem die hundertjährige Überschwemmung einen grossen Teil der aus Lehm errichteten Gebäude wegspülte. Das experimentelle Bauwerk verfolgte also einen doppelten Zweck: Die Arbeit mit einem Baumaterial, das im Umkreis von 30 Kilometer gewonnen wird, und die Wiedereinführung von Lehm als Rohmaterial in den städtischen Baukontext.

Projektierung

Die tragende Struktur des Gebäudes ist zugleich das Herzstück des Projekts. Wie die Orangerie im Parc de la Tête d'Or in Lyon verfügt das Bauwerk über 14 Bögen. Für die Ausgestaltung dieser Bögen wurden vor Ort 286 Blöcken aus Roherde gefertigt. Eine Maschine zum Sieben und Verdichten der Erde wurde explizit für das Projekt entwickelt. Dank des Beitrags der Firma Le Pisé mit Nicolas Meunier und des Statikbüros Batiserf von Philippe Clément konnte der unkonventionelle Entwurf verwirklicht werden. Die Basis der Gewölbe besteht aus zwei Meter hohen Villebois-Steinen. Die 0,8 Meter dicken Wände des Erdgeschosses verschmälern sich auf der ersten Ebene auf 0,6 und auf der obersten Ebene auf 0,5 Meter. Zuoberst schützt eine dicke Abdeckung aus Villebois-Stein die gesamte Struktur.
In der Mitte des Gebäudes teilt der Holzkorridor das Objekt in zwei quadratische Volumina. Die Holzbalken der Decken und die Innenwände aus Lehm verleihen den Räumen eine raue und dumpfe Atmosphäre. Dank der Charakteristik und Dicke der Wände benötigt das Gebäude keine zusätzliche Isolierung. Das von Michel Desvigne bepflanzte Dach ist für die Nutzer des Hauses zugänglich und trägt zur Reduzierung der Temperaturen bei. Der Komplexität seines Designs zum Trotz ermöglichte das Gebäude die Wiedereinführung von Lehm als lokalem Baumaterial in Lyon.

Der Text von Clément Vergély architectes wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 20204 eingereicht, von Valentin Oppliger übersetzt und von Sabrina Hobi publiziert.

192120254