Hauptsitz Energie 360°

 
8048 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2025
jessenvollenweider architektur ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Haupteingang und Stadtgarten Photovoltaik-Fassadenecke Photovoltaik vor Fenster zum Westen ein neues Kleid Lichtkugel im Empfangsbereich Begegnungszone Lounge Begegnungszone Auftakt zur Bürozone Bürozone Arbeiten hinter Photovoltaik-Fassade Besprechungs- und Focusräume Garderoben im Untergeschoss Situation Gesicht zur Europabrücke Photovoltaik-Brüstungsbänder

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Aargauerstrasse 182, 8048 Zürich, Schweiz
Fertigstellung
03.2025
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
7682 m²
Geschossfläche
11'825 m²
Nutzfläche
9070 m²
Gebäudevolumen
48'324 m³
Anzahl Arbeitsplätze
330
Parkplätze
140

Beschreibung

Das Projekt begann als Wettbewerbserfolg mit einer geplanten Erweiterung bis zur Vorprojektphase, wurde jedoch während der Corona-Pandemie vorübergehend sistiert. Statt eines Um- und Anbaus wurde das Bestandsgebäudes von Energie 360° aus dem Jahr 2003 nur sanft justiert und in eine moderne, flexible Arbeitswelt transformiert. Dabei stand sowohl die Neugestaltung des architektonischen Erscheinungsbildes nach aussen als auch die Umwandlung der Innenräume in eine offene, kollaborative Bürolandschaft im Fokus. Mit 330 Desksharing-Arbeitsplätzen bietet das Konzept rund 400 Mitarbeitenden eine funktionale Arbeitsumgebung, ergänzt durch kommunikative Knotenpunkte wie einen repräsentativen Empfangsbereich, ein Personalrestaurant, einen Coffee Point und einen grosszügigen Marktplatz. Durch eine behutsame Anpassung an die bestehende Gebäudestruktur und Schliessung des ehemaligen Lichthofs entsteht ein identitätsstiftender Baukörper, der den Charakter des Ortes bewahrt und gleichzeitig eine solide Basis für die künftige Unternehmensentwicklung schafft.

In einem dynamisch wachsenden Quartier, das von einer hybriden Nutzung aus Industrie, Arbeit und Wohnen geprägt ist, nimmt der Hauptsitz von Energie 360° eine prägnante städtebauliche Position ein. Der Bereich zwischen Autobahn und Gleisraum (Juch) markiert eine deutliche Präsenz, während die markanten Gebäudefronten einen ersten Auftakt zur Stadt Zürich vermitteln. Die ursprüngliche Gestaltung der Aussenräume, die auf eine gewerblich-industrielle Nutzung ausgerichtet war, wird den heutigen Anforderungen an Aufenthaltsqualität und Orientierung nicht mehr gerecht. Daher wurde der Anteil an öffentlich zugänglichen Freiräumen erhöht, um die Erdgeschosse entlang urbaner Achsen zu beleben und das Quartier nachhaltig aufzuwerten. Die Neugestaltung des Freiraums verfolgt das Ziel, den öffentlichen Charakter zu stärken und die Einbindung des Hauptsitzes in das städtische Umfeld zu verbessern. Neben der Umgestaltung der Aussenflächen spielt die Anordnung des Eingangsbereichs eine zentrale Rolle. Die behutsame Sanierung der Umgebung bewahrt den bestehenden Baumbestand, der als «grüner Filter» sowohl ökologische als auch städtebauliche Qualitäten vereint. Der neue Haupteingang auf der Westseite wird durch den «Stadtgarten», einen baumbestandenen Vorplatz, akzentuiert. Das Konzept setzt auf klimaadaptive Vegetation, die Biodiversität fördert und hitze- sowie trockenheitstolerante Pflanzen integriert. Zudem werden versiegelte Flächen zurückgebaut und durch unversiegelte Pflanzflächen ersetzt, um Hitzeinseln zu vermeiden und das Mikroklima zu verbessern. Der bestehende Baukörper erfährt durch eine neue Photovoltaik-Fassade eine markante visuelle Aufwertung. Die modularen Elemente der Fassade sind entlang der Fensterbänder präzise angeordnet und nutzen das Potenzial der opaken Westfassade optimal. Schräg gestellte Module optimieren den solaren Ertrag und ermöglichen einen fliessenden Übergang zur Begrünung des Sockelbereichs. Die natürlich unterschiedlich blauen Farben der Solarzellen erzeugen ein schillerndes Erscheinungsbild, das die Umgebung weich widerspiegelt. Im Innenraum sorgen leichte, natürliche Materialien für eine warme Atmosphäre. Kontraste zwischen grauem Unterlagsboden, warmen Holzmöbeln, Parkettbelag und schwarzen Büroelementen vor grünfarbigen Wänden verleihen den Räumen eine charaktervolle Gestaltung. Strategisch platzierte Pflanzgruppen strukturieren die Arbeitslandschaft, während grossformatige weisse Metall-Rasterelemente an den Decken als sanfter Filter zwischen Technik und Raum fungieren.

Kontext
Das Projekt reflektiert den Wandel der Arbeitswelt und die steigende Bedeutung flexibler Raumkonzepte. Die Gestaltung fördert den Dialog zwischen sozialer Interaktion und individueller Konzentration. Offene Kommunikationszonen, variabel nutzbare Arbeitsbereiche und akustisch abgeschirmte Rückzugsorte ermöglichen eine flexible Bürostruktur, die den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entspricht und zugleich die Unternehmenskultur von Energie 360° erlebbar macht. Über die Unternehmensgrenzen hinaus dient das Projekt als Modell für zukunftsweisendes Arbeiten, indem es nachhaltige, soziale und wirtschaftliche Aspekte miteinander verbindet und damit eine bewusste Weiterentwicklung der Bestandsarchitektur im Sinne einer mitarbeiterzentrierten Gestaltung demonstriert.

Struktur
Die Transformation des Gebäudes basiert auf einem ökonomisch nachhaltigen Konzept, das Werterhalt, Flächeneffizienz und langfristige Anpassungsfähigkeit vereint. Die gezielte Nachverdichtung innerhalb des Bestands minimiert den Ressourcenverbrauch und maximiert gleichzeitig die Nutzungsflexibilität. Die modulare Struktur der Raumspangen ermöglicht künftige Anpassungen ohne aufwendige bauliche Eingriffe. Technische Modernisierungen in den Bereichen Gebäudetechnik und Energieversorgung senken nicht nur die Betriebskosten, sondern verbessern auch die energetische Gesamtperformance. Textile Vorhänge ersetzen feste Trennwände und ermöglichen eine individuelle Anpassung der Raumstimmung sowie eine flexible Steuerung von Sichtbarkeit und Privatsphäre.

Nachhaltigkeit
Die konsequente Verbindung von Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Klimaschutz ist eines Hauptbestandteile des Projekts. Klimaadaptive Massnahmen im Aussenbereich reduzieren den sommerlichen Hitzestress und fördern die ökologische Vielfalt. Gleichzeitig wird das Potenzial nachhaltiger Energiegewinnung durch grossflächige Photovoltaikanlagen konsequent ausgeschöpft. Ein Grossteil des Wärmebedarfs wird durch erneuerbare Energien gedeckt. Die kompakte Bauweise, die grosszügige Tageslichtnutzung und aktivierte Heiz-Kühl-Rasterdecken schaffen eine energieeffiziente Gebäudestruktur. Ergänzend verbessern rezyklierte Filzmaterialien die Raumakustik und dienen den Mitarbeitenden als funktionale Pinnwandflächen. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz gelingt es, den Hauptsitz von Energie 360° zukunftsfähig zu gestalten und als Vorbild für nachhaltiges Bauen und Arbeiten zu etablieren

Das Projekt von jessenvollenweider architektur wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.
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