Hauptsitz ÖKK

29 von 58

 
7302 Landquart,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. Januar 2016
Bearth & Deplazes AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2013

Ansicht Bahnhofstrasse Ansicht Bahnhofstrasse Lichthof Lichthof Umgang Büro Büro Fassade

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Schweiz
Fertigstellung
01.2012

Gebäudedaten nach SIA 416

Geschossfläche
9100 m²
Gebäudevolumen
44'830 m³

Beschreibung

Die Architektur des neuen ÖKK-Hauptsitzes verweist auf seine öffentliche Bedeutung als Teil im neuen Stadtganzen von Landquart. Sie folgt damit einer städtebaulichen Tradition, wie sie der Typus des italienischen Stadt-Palazzos einnimmt, der zwar lediglich einfaches Wohngebäude ist und dicht im Stadtgefüge steht, für die Stadt aber einen Mehrwert und Öffentlichkeit schafft. Von zentraler Bedeutung ist dabei das öffentlich zugängliche und genutzte Erdgeschoss.

Das ÖKK-Gebäude ist ein Massivbau, mit fünf aufeinander gestellten Geschosstischen. Am Tisch ist typisch, dass seine Beine stabil mit der Tischplatte verbunden sind, nicht aber mit dem Boden. Die Tischfüsse weisen eine vergleichsweise minimale Auflagerfläche auf. Da die Geschossplatten des Gebäudes grösser sind als bei einem Tisch, braucht es auch viel mehr Beine, um die Spannweiten der Platte zu überbrücken. Aus diesen Bedingungen ergibt sich die T-Form der Beine, bzw. Scheiben in diesem Fall, oben breit in die Platte eingespannt, um vertikalen und horizontalen Belastungen Stand zu halten, unten mit kleinem Auflagerfuss. Erst aneinander gereiht, ergibt sich daraus die Bogenarkade. Man könnte auch sagen, dass die sich bildenden Bogenöffnungen, in Bezug auf die statische Konstruktion, das maximale Mass an Perforation einer massiven Gebäudeschale darstellen. Hohe Ausführungsqualität konnte dank Vorfabrikation der T-Scheiben in weissem Sichtbeton erreicht werden.
Erst jetzt, wo die fünf Geschosstische stabil aufeinander stehen, können hinter den Bogenarkaden grossfläche Verglasungen eingezogen werden, sodass die Arbeitsplätze der ÖKK gut belichtet, aber auch beschattet werden können. Die Gebäudeschale erhält dadurch räumlich plastische Tiefe, diese wiederum schützt die Verglasungen vor Bewitterung und erlaubt gute Zugänglichkeit für den Fassadenunterhalt.

Im Innern zeigen sich folglich offene Geschossflächen, mit gläsernen (d.h. optisch nicht verschlossenen) Büros. Die Glastrennwände der Büros können künftigen Nutzungsänderungen angepasst werden. Auch hier verfolgt die Architektur die Ausdruckskraft des Massivbaus, mit Natursteinböden und filigranen Betonrippendecken, die aus weissem Sichtbeton vorfabriziert wurden, ganz im Sinne eines „Edelrohbaus“.
Hier im Neubau der ÖKK sind die Geschosse offene und einsehbare „Marktplätze“, deren Stapelung durch das Herausschneiden eines zentralen Lichthofes im Innern noch einmal spürbar wird. Der grossräumige Innenhof jedoch verkehrt sich überraschenderweise in einen intimen Innenraum, einen in sich abgekapselten, räumlich gefassten, dennoch von den Geschossen wie von Galerien einsehbaren Saal.

192176915