ROOT Neubau dreier Mehrfamilienhäuser
,
Schweiz
Veröffentlicht am 03. April 2024
idArchitekt.innen ag + AETAL. Aktiengesellschaft
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Im Sinne eines nachhaltigen und schonenden Umgangs mit dem Bauland wurde auf dem Rootacker in Stetten eine Bebauungsstruktur vorgeschlagen, die in ihrer Körnung weitgehend dem bestehenden Einfamilienhausquartier entspricht. Das Hanggrundstück wurde mit drei Mehrfamilienhäusern bebaut, die sowohl in ihrer Grundrissaufteilung als auch in ihrer Höhenentwicklung dem natürlichen Geländeverlauf folgen.
Ausgangslage
Die Materialität des zweischaligen Mauerwerks aus Kalksandstein und Normalziegeln sollte sich nicht nur nach aussen abzeichnen, sondern auch im Inneren spürbar bleiben. So wurden die Normalziegelwände lediglich weiss gestrichen und dort, wo sich das Tragwerk auf Stützen reduziert, die Steine sogar ganz roh belassen. In ebenso direkter Auseinandersetzung mit den Materialeigenschaften des Zements wurden die Betondecken und -wände sowie der Anhydritboden sichtbar belassen. Die Schreinerarbeiten aus Kirschholz schaffen durch ihre Natürlichkeit eine warme Atmosphäre.
Entwurfsidee
Die so erreichte Staffelung lässt trotz der angestrebten Verdichtung genügend Raum zwischen den Baukörpern und ermöglicht nicht nur den Bewohnern einen freien Blick ins Tal und auf die Weite der Vulkan- und Burgenlandschaft im Osten. In den drei Häusern befinden sich jeweils vier helle Geschosswohnungen unterschiedlicher Grösse und mit jeweils fein differenzierten Grundrissen. Allen gemeinsam ist die klare Orientierung zur Aussichtsseite. Mittels Doppelflügeltüren schaltbare Zimmer erweitern den offenen Wohn- und Essbereich zu einer durchgehenden, fliessenden Raumfolge. Durch die so erreichte Freilegung der Fassade wird der direkte Bezug zum umgebenden Landschaftsraum weiter verstärkt.
Projektierung
Der architektonische Ausdruck ist geprägt durch den gezielten Einsatz materialgerechter Werkstoffe und einen konstruktiv konsequenten und zugleich spielerischen Umgang mit vertrauten Bauteilen. Auf den ersten Blick prägend ist hier das Mauerwerk. Die Verblendschale des zweischaligen Mauerwerks aus geschlämmtem Kalksandstein ruht auf einem Sockel aus Sichtbeton.
Die Maueröffnungen im Verblendmauerwerk werden mit Fertigteilstürzen überspannt. Mit der Besonderheit, dass der klassische Verblendsturz, bestehend aus Stahlbetonkern und vorgesetzter Ziegelschale, hier entsprechend seiner Funktionen aufgeteilt ist. Überspannung und Verblendung werden getrennt und beide Komponenten sichtbar gemacht. Der Grenadiersturz aus Klinker ist dabei klassisch gemauert und überträgt über seine dekorative Gestaltungsfunktion hinaus die Auflasten des darüber liegenden Mauerwerks auf den darunter liegenden Betonfertigteilsturz. Dieser wiederum sorgt für die Übertragung auf das angrenzende Kalksandsteinmauerwerk. Neben der Verwendung als zum Kalksandstein kontrastierendes Zierelement findet der Klinker auch im Bereich der Balkonauflager eine tragende Anwendung und betont hier die Vertikalität der als Eckrisalite formulierten Aussenräume.
Das Projekt von idArchitekt.innen + AETAL wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Marianne Kürsteiner publiziert.