Studierendenwohnhaus Rosengarten

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8037 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. Mai 2022
Atelier Scheidegger Keller GmbH

Au premier coup d’œil, les halls d’habitation semblent luxuriants. Mais ils sont extrêmement efficaces:  ils abritent les cuisines,  les circulations et les espaces de rangement. Les chambres situées sous les combles et orientées vers la rue peuvent être aérées par un lanterneau côté parc. Les loggias de deux unités d’habitation ont été réunies en un seul espace commun. Le muret central sert à la fois de balustrade, de siège et de rangement, et permet en outre de percevoir le relief du terrain à l’intérieur. Une crèche, une garderie et un jardin d’enfants ont été installés au rez-de-chaussée inférieur. Ils partagent le nouveau parc avec les habitants du quartier.

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Bucheggstrasse 4-12, 8037 Zürich, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2020

Gebäudedaten nach SIA 416

Nutzfläche
8200 m²
Gebäudevolumen
30'100 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
28,0 Mio. CHF

Beschreibung

Als hätte es schon immer dagestanden, – so selbstverständlich wirkt das lange, elegante Studierendenwohnhaus an der Rosengartenstrasse in Zürich. Obwohl der Verkehr davor tost, öffnet sich der Neubau zur Strasse hin mit grossen Fenstern. Clevere Grundrisse und Schnitte machen dies möglich.

An der berühmtberüchtigten Rosengartenstrasse in Zürich ist es laut – sehr laut. Und das wird auf unbestimmte Zeit so bleiben, denn das Rosengartentram und der -tunnel, die den Verkehr radikal reduziert hätten, wurden 2020 vom Stimmvolk an der Urne abgeschmettert. Daher müssen die Anwohner*innen weiterhin mit 85 dB am Tag und 80 dB in der Nacht leben.
Obwohl täglich fast 60 000 Fahrzeuge vorbeirauschen, lancierten die Stiftung für studentisches Wohnen Zürich SSWZ und «Grün Stadt Zürich» für das Gelände eines ehemaligen Wasserreservoirs an der Rosengartenstrasse im Jahr 2014 einen Projektwettbewerb für ein Studierendenwohnhaus. Neben der Umsetzung eines reichhaltigen Programms galt es, Fragen des Städtebaus zu lösen und zugleich die hohen Anforderungen an den Lärmschutz einzuhalten.
Das selektive Verfahren zwischen zahlreichen renommierten Architekturbüros hat das – anfangs auf die Ersatzliste gesetzte – Atelier Scheidegger Keller gewonnen. Es überzeugte die Jury mit Ideen, die kreativ die stoischen Gesetzesvorgaben und etablierte Ausnahmepraktiken in puncto Lärmschutz dehnten und so ein grosszügiges, studentenfreundliches Wohnen in einem harmonisch ins Stadtbild eingefügten Gebäude ermöglichten.

Lärm und Gesetz
Die Lärmschutzgesetzgebung macht das Bauen an stark befahrenen Strassen zu einer Knacknuss. Lärmschutzwände und geschlossene Strassenfassaden sind baurechtlich möglich, führen aber zu leblosen Strassenfronten. Weil die (meisten) Wohnräume zur lärmabgewandten Seite ausgerichtet werden müssen, werden immer öfter Treppenhäuser, Bäder und Küchen zur Strasse orientiert. Doch das ist häufig unbefriedigend: Die Fassaden werden leblos und der Bezug der Bewohner*innen zur Stadt wird stark eingeschränkt. Die Lösung des Ateliers Scheidegger Keller hingegen wertet den Stadtraum auf.
Auf den ersten Blick ist das 115 Meter lange Gebäude, das zahlreiche Assoziationen weckt, nicht als Studierendenwohnhaus erkennbar. Doch hohe Fenster, Velos und Kinderwagen in den Eingängen sowie Bepflanzungen und Mäuerchen in den Mini-Vorgärten beleben die Strasse und wirken einladend. Abends kann man dann im Vorbeifahren und -gehen, Blicke in die Hallen und Küchen erhaschen und so für Momente am studentischen Gemeinschaftsleben teilhaben.
Die architektonischen Antworten auf die lärmbelastete Situation geben Scheidegger Keller in erster Linie mit räumlich-typologischen Schachzügen. Der lange Bau setzt sich in Wirklichkeit aus zehn Häusern zusammen – aus Zweispännern, in denen jeweils zwei Maisonette-Wohnungen übereinander gestapelt sind. Sieben bis zehn Studierende wohnen gemeinsam in den 18 Wohnungen. Doppelgeschossige Hallen sind ihre Herzen und gleichhohe Loggien zum rückwärtigen neuen Park ihre Lungen. Sie versorgen die strassenseitigen Räume mit frischer Luft.
Dies allein reichte jedoch nicht aus, dem Lärm die Stirn zu bieten. Auch die Konstruktion spielt ihren Part. Eine Schicht aus wassergestrichenen Klinkern, hergestellt in Norddeutschland und Dachziegel umhüllen ein robustes Tragwerk aus betonierten Stützen, Platten und Dachflächen. Und die Fenster zur lauten Strasse wurden als Kastenfenster mit Klinkerstein als Laibung gelöst: aussen Schallschutzglas, innen Wärmeschutzglas.

«Form follows function»
Die Mehrheit der privaten Zimmer und die zweigeschossigen Loggien sind zur ruhigen Südseite hin orientiert. Das Wettbewerbsprogramm sah vor, alle Zimmer zum Park hin anzuordnen. Dazu boten Scheidegger Keller eine raffinierte Alternative: Jeweils ein bis zwei Zimmer pro Wohngemeinschaft wurden an die Strasse geschoben. Sie liegen jeweils über den Küchen. Und bei den oberen Maisonetten gibt es zudem ein Zimmer über dem Treppenhaus. Erstes kann über die Loggia lärmabgewandt gelüftet werden und Zweites über eine Oberlichtlaterne im Satteldach. (Gut zu sehen auf dem Foto rechts und im Schnitt.)
Die fünf Häuser reagieren auf den Geländeverlauf und sind jeweils um 70 Zentimeter zueinander gestaffelt. Auch wenn die lange Figur mit ihrem homogenen Klinkerkleid als Einheit in Erscheinung tritt, zeichnen sich deshalb bei genauerer Betrachtung die einzelnen Häuser dezent ab. Das Studierendenwohnheim hat damit zwei Massstäbe erhalten: Der grosse reagiert auf die Verkehrsachse. Er stemmt dem derben Verkehrsfluss eine kraftvolle Figur entgegen. Und der kleine Massstab bricht das Gebäude auf das menschliche Mass herunter und vermittelt auch zur kleinteiligeren Körnung des Wipkinger-Quartiers.

Grosszügig und offen
Satteldach, Dachgauben und Kamine – solche Elemente können bieder bis spiessig wirken. Doch beim Neubau an der Rosengartenstrasse verhindert die einheitliche Materialisierung aus Ton dies und gibt dem Studierendenwohnhaus einen kraftvollen Gesamtausdruck und macht es zu einer skulptural anmutenden Grossform. Und doch wirkt das Haus weder flach noch langweilig. Die Höhenstaffelung, die Loggien, unterschiedliche Fensterformate und der Rhythmus der Kamine machen es zugleich reich. Obwohl die Fassade einheitlich materialisiert wurde, haben die Architekten es geschafft, ihr verschiedene Nuancen zu entlocken; beispielsweise indem der Klinker beim Sockel und der Traufe 15 Millimeter aus der Fassadenebene hervortritt.
Auf die Frage, was für ihn dieses Bauwerk ausmache, antwortet Christian Scheidegger, es sei die räumliche Grosszügigkeit, die es vielfältig adaptierbar mache für das studentische Leben. «Während der Corona-Zeit haben die Studierenden sich Ateliers in den Hallen eingerichtet. Man könnte Jean Nouvel zitieren und sagen: ‹Ein schöner Wohnraum ist ein grosser Wohnraum.›»

Gemeinschaftliches Leben
Neben den hohen und grosszügigen Hallen haben die Architekten diese Offenheit vor allem mit den doppelgeschossigen Loggien hergestellt. Sie sind einmalig – durch die Räumlichkeit an sich, aber auch weil sie zwei Wohnungen miteinander verbinden. Dort, wo normalerweise ein Haus maximal getrennt ist, wurde hier wie selbstverständlich verbunden. Auch die gemeinsame Feuerstelle, die jeweils von beiden Seiten der Loggien her zugänglich ist, motiviert dieses gemeinschaftliche Leben.
Auch die Kunst am Bau arbeitet dem zu. Den Wettbewerb gewann der ETH-Architekt und Künstler Nicolas Feldmeyer. Er hatte die schöne Idee, den namensgebenden Garten, der bereits seit zweihundert Jahren nicht mehr an der Rosengartenstrasse existiert, auf abstrakte Weise wieder aufleben zu lassen. Er liess die Grundfiguren von achtzehn historischen Rosengärten mittels Sandstrahlen auf die Böden der Wohnhallen «zeichnen». Diese Interventionen sind zu integralen Bestandteile des Hauses geworden. Indem sie Elemente der Landschaftsarchitektur hineinholen, bekommen die Wohnungen einen noch einladenderen, geradezu öffentlichen Charakter.

Text: Marianne Kürsteiner

Erstveröffentlichung im Arc Mag 3.2022

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