Ersatzneubau Rautihalde
,
Schweiz
Veröffentlicht am 02. Oktober 2020
Fiederling Habersang Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Wohnungsbau für die Stiftung PWG (Stiftung zur Erhaltung von preiswerten Wohn- und Gewerberäumen) ersetzt einen Zeilenbau aus den fünfziger Jahren in einem Altstettener Wohnquartier. 33 Wohnungen und drei Einzelzimmer bietet trotz kleinen Grundrissgrössen eine hohe Wohnqualität und Flexibilität.
Ausgangslage
Das Quartier ist geprägt von Zeilenbauten und offenen Grünräumen., durch die Grundstücksform war eine Anlehnung an die lineare Ausrichtung des Vorgängerbaus vorgegeben.
Das Raumprogramm der Stiftung PWG verlangte sehr knapp geschnittene und dennoch flexibel nutzbare Wohnungen (Unterschreitung der Flächenvorgaben der Wohnbauförderung, z.B. 70 m2 für eine 3,5-Zi-Whg, 85 m2 für eine 4,5-Zi-Whg).
Entwurfsidee
Das neue Wohnhaus verbindet ausserordentlich kompakte und nutzungsflexible Grundrisslösungen mit einer heiter-entspannten Architektursprache.
Als freistehender Baukörper fügt es sich in das durchgrünte Quartier ein – die leichten Volumenmodulationen bewirken zugleich eine stärkere Verortung als bei den bestehenden Zeilenbauten.
Das Projekt reagiert auf diese Vorgaben nicht mit räumlicher Verknappung, sondern im Gegenteil, mit besonderer räumlicher Opulenz. Anstatt der heute oft üblichen Verschmelzung von Wohn- Ess- und Küchenbereich sucht das Projekt die grosszügige Aufspreizung dieser Funktionen. Dies gelingt durch die kompakte Bündelung aller Erschliessungsflächen im Zentrum der Wohnung. Diese zentrale „Halle“ bildet das Herzstück jeder Wohnung. Die Halle hat direkten Zugang zur Südloggia, an sie sind das abschliessbare Wohnzimmer und die Küche angelagert. Die Halle als gemeinschaftliches Zentrum ist prädestiniert für die Aufstellung des Esstisches. Grosszügige und präzise gesetzte Öffnungen zwischen den Räumen machen den gesamten Wohnbereich einschliesslich der Loggia als räum-liches Kontinuum mit reichhaltigen Blickbezügen erlebbar. Zugleich ermöglicht die Separierbarkeit der Bereiche eine maximale Nutzungsflexibilität bis hin zu einer denkbaren Belegung des Wohnzimmers als Individualraum.
Projektierung
Die Materialisierung zeichnet die räumliche Struktur der Wohnung in heiter-mediterraner Atmosphäre nach: Während in den Schlafräumen Eichenholzparkett verlegt ist, prägt die gemeinschaftlichen Bereiche der Wohnung ein Boden aus italienischen Terrazzoplatten. Ein eingelegter Bodenspiegel unterstreicht die zentrale Rolle der Halle. Dieser findet seine Entsprechung im Deckenrelief, das die Halle mit einem plastischen Kranz rahmt. Möglich ist das Deckenrelief durch die strikte Konzentration der haustechnischen Leitungen, was in Bereichen ohne Einlagen eine minimierte Rohdeckenstärke von nur 16 cm und dementsprechend mehr Raumhöhe ermöglicht.
Auch die Ausgestaltung von Fassaden, Zugangsbereichen und Treppenhäusern folgt der Maxime einer entspannten Nobilitierung durch den pointierten und zugleich unaufgeregten Einsatz robuster und langlebiger Materialien.
Realisierung
Die Fassade besteht aus 49cm dicken Einsteinmauerwerk, die allesamt tragend ausgebildeten Innenwände aus 12cm dickem Ziegelsteinmauerwerk. Rund drei Viertel der Betondecken sind nur 16cm dick, im Bereich der Nebenräume ermöglichen 31cm dicke Decken die Aufnahme von Lüftungs- und Sanitärinstallationen. Neben der grösseren Raumhöhe erlaubt diese Lösung auch die Menge des eingesetzten Betons signifikant zu reduzieren.
Ein mineralischer Dickputz (in drei unterschiedlichen Ausführungen, als Kellenwurf-, Glatt- und Rillenputz) gliedert horizontal das Volumen und sorgt für eine robuste und langlebige Aussenhaut.