Umbau Stall in Alp d'Err
,
Schweiz
Veröffentlicht am 02. April 2024
Marlene Gujan Architektur AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Alp d’Err liegt auf 2177 Meter über Meer und ist Bestandteil des neuen Weitwanderwegs Parc Ela Trek. Eine der 17 Übernachtungsstationen wurde im ersten von fünf Stallabteilen auf der Alp d’Err hineingebaut und wird als Agrotourismus genutzt. Geplant und umgesetzt von Marlene Gujan Architektur.
Ausgangslage
Ergänzend zum Alpbetrieb sollte das Unterkunftsgebäude für den Parc Ela Trek entstehen. Ausserhalb der Bauzone bedeutet dies, dass praktisch keine äusserlichen Veränderungen zugelassen sind. Der längliche, in fünf Abteile gegliederte Stall wurde grösstenteils als Lager genutzt, was nahelegt, den Umbau in einem dieser Abteile einzubauen. Da der Bestand inkl. Dachstuhl komplett stehen blieb, musste entsprechend geplant werden. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde der gesamte Bau inklusive Einbauten und Möbel mit Schnittholz aus der Region erstellt.
Entwurfsidee
Von aussen kaum ersichtlich, wurde die neue Unterkunft im ersten nicht mehr genutzten Stallabteil hineingebaut. Die Aussengeometrie und die Konstruktion der Hülle waren gegeben. 16 Betten wurden mittels Schlafnischen in zwei Zimmern im Obergeschoss, ein grosszügiger Gast- und Aufenthaltsraum, eine Küche und die entsprechenden Nebenräume wurden im Erdgeschoss eingebaut, ohne die bestehenden Konstruktion zu berühren. So ist gewährleistet, dass meterhohe Schneelasten im Winter dem neuen, nur während der Alpsaison genutzten Gebäude nichts anhaben können. Der Werkstoff Holz ist hier als Massivholz mit einer gewissen Stärke sinnfällig eingesetzt. Er lässt zu, dass die Besucher*innen und das Personal mit Wanderschuhen eintreten können, ohne etwas kaputtzumachen. In gleicher Art sind alle Möbel und Betteinbauten mit regionalem Massivholz vom örtlichen Schreiner erstellt und eingebaut worden. Ein Specksteinofen dient als Wärmequelle und Kochstelle in einem. Dieses stimmungsvolle Ganze lässt alle zur Ruhe kommen und lädt zum gemütlichen Beisammensitzen und geniessen der Alpprodukte ein. Es ist eine ergänzende Nutzungsmöglichkeit für den Alpbetrieb entstanden, die einen Beitrag an das Überleben der Alp und den sozialen Austausch leistet.
Projektierung
Der einzige Bauzugang war die bestehende Alptüre mit einer Breite von knapp einem Meter und einer Höhe von etwa zwei Meter. Damit hier überhaupt ein Bauwerk erstellt werden konnte, wurde ein Konzept entwickelt, das nur mit kleinen Elementen, wenigen Schichten und direkten Konstruktionen mit Schnittholz arbeitet. Auf minimalen Streifenfundamenten in Beton wurde die unterlüftete Balkenlage verlegt, um eine gerade Ebene zu erhalten. Die ebenfalls hinterlüfteten, gedämmten Wandelemente wurden von innen aufgerichtet, verschraubt und nach den Installationen mit massiven 42 Millimeter starken Fichtenbrettern bekleidet. Die Zwischendecke ist wie ein liegender Strick ausgeführt, oben und unten direkt als fertiger Boden- und Deckenbelag genutzt. Beim Dach wurden Sparrenpfetten von Längswand zu Längswand gespannt, danach wurde das Unterdach von unten darüber eingezogen. Nach Einbringen der Dämmung und der inneren Bekleidung wirkt der gesamte Ausbau ruhig und strahlt durch das Massivholz Kraft aus. Die Verarbeitung im Baukastensystem mit mechanischen Verbindungen und Befestigung ist rückbaubar. Das Gebäude könnte relativ einfach wieder ausgebaut werden.
Das Projekt von Marlene Gujan Architektur wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.