V-Bahn Station Eigergletscher

 
3818 Grindelwald,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2022
von Allmen Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Situation Winter Situation Sommer Einfahrtsgebäude Eiger Express Pistenabgang Ankunftshalle Ankunftshalle Bahnhof Verbindungstunnel Eigerexpress zu Ankunftshalle Treppenhaus Passerelle Passerelle Südfassade mit Bahn Südfassade

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Eigergletscher, 3818 Grindelwald, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
12.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Grundstücksfläche
77'510 m²
Geschossfläche
11'000 m²
Nutzfläche
6565 m²
Gebäudevolumen
67'000 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
70,0 Mio. CHF

Beschreibung

Am Fusse der berühmten Eigernordwand gelegen, ist die Station «Eigergletscher» der V-Bahn, Bergstation der 3S-Bahn und Bahnstation der Jungfraubahn zugleich. Sie ist Umsteigeort für Gäste, die zum Jungfraujoch weiterreisen und bietet aber auch direkten Anschluss an das Pistennetz und die Wanderwege.

Ausgangslage

Die Jungfraubahnen Gruppe ist eines der führenden touristischen Unternehmen der Schweiz. Sie besitzt mit «JUNGFRAU – Top of Europe» einen internationalen Top Brand und betreibt eines der fünf grössten Skigebiete der Schweiz. Die Konzession der Gondelbahn Grindelwald-Männlichen AG wiederum, welche das Gebiet Männlichen erschliesst, lief Ende 2018 aus. Mit der Planung und dem Bau einer neuen, modernen und leistungsstarken Bergbahn für das Gebiet Kleine Scheidegg/Jungfraujoch sowie Männlichen sollte das Winter- und Sommerangebot der beiden Bahnunternehmen verbessert und weiterentwickelt werden.

Entwurfsidee

Der Eigergletscher am Fusse von Eiger, Mönch und Jungfrau auf 2320 M. ü. M. ist geprägt durch eine archaische Berglandschaft. Die bestehenden Gebäude stammen aus der Zeit des Baus der Jungfraubahn stehen unter nationalem Denkmalschutz und grenzen an das UNESCO-Welterbe «Jungfrau-Aletsch». Im Entwurf wurde daher Wert auf einen guten Gesamtkontext und eine klare Unterscheidung zwischen alt und neu gelegt.
Die Bergstation der 3S-Bahn «Eiger Express» ist mehrheitlich in die neue Felskaverne hineingebaut. Auskragende Gebäudeteile wurden in der Ausrichtung weitestgehend dem Verlauf der Felswand angepasst und nehmen sich im Verhältnis zur gewaltigen Eigernordwand stark zurück. Felstunnel verbinden die Bergstation mit dem Stationsgebäude auf der Südseite des Felsgrates. Die Ankunftshalle mit den grosszügigen Glasfronten bietet eine spektakuläre Sicht auf die umliegende Berglandschaft. Das Gebäude ist hauptsächlich über die Südfassade des Stumpengleises und der darüber liegenden Halle sichtbar. Die Bauten sollen die Kraft der Bergregion symbolisieren: massiv, verankert, zeitlos, dauerhaft und verlässlich. Die Materialien sind echt, geschichtsträchtig, modern eingesetzt und schaffen ein einzigartiges Ambiente.

Projektierung

Die Gebäudestruktur ist auf einem rippenartigen Raster aufgebaut. Die klare Gliederung bildet einen starken Kontrast zur umgebenen amorphen Felsstruktur und nimmt Bezug zu den Pilasterkollonnaden der geschichtsträchtigen Nachbargebäude. Gleichzeitig ruht in der Regelmässigkeit der Fassade eine Stärke inne, die sich nahtlos in den kraftvollen Ort einfügt.
Die glatte Sichtbetonoberfläche der Fassade schafft einen Kontrast zu den zahlreichen Natursteinmauern und zeichnet den Unterschied zwischen den Bestehenden und den neuen Strukturen deutlich ab. Die grossen Glasfassaden bieten hervorragende Ausblicke in die Bergwelt.
Das Dach des Bauwerks wird im Winter als Piste ausgebildet und im Sommer mit Bruchsteinen belegt, um eine Anbindung zum Felsen herzustellen.
Der Rohbau wurde vorwiegend aus sichtbarem Beton erstellt. Generell wurde grossen Wert auf dauerhafte und unterhaltsarme Materialien gelegt, die der hohen Beanspruchung gerecht werden. Die gesamte Lauffläche ist mit einem Gummigranulatboden ausgelegt, welcher sich durch seine Rutschfestigkeit auszeichnet und als zusätzliche akustische Massnahme dient.

Realisierung

Das Bauen unter Betrieb bedurfte einer strukturierten und sorgfältigen Ablaufplanung. Der Sicherheit von Gästen, Personal und Handwerkern wurde dabei maximale Aufmerksamkeit geschenkt. Die Logistik, Gästeströme und Baustellenbereiche wurden konsequent getrennt und laufend überwacht. Sämtliche Lagerflächen am Eigergletscher waren sehr klein, wodurch die Anlieferung der Baumaterialien sehr gut geplant und aufeinander abgestimmt werden musste.
Die kurze Bauzeit erforderte eine stets funktionierende Baustelle im Winter. Die Herausforderungen mit teils extremen Wettereinflüssen verursachten Zusatzkosten und stellen hohe Anforderungen an die Qualität der Bauarbeiten. Aufgrund der kurzen Planungsvorlaufzeit konnten die technisch komplexen Vorgaben teilweise erst während des Baus gelöst werden.

Besonderheiten

Am Eigergletscher wurden für die Neubauten rund 100 000 Kubikmeter Fels abgetragen. Das Material wurde vor Ort gebrochen und gemäss den Vorgaben der Umweltbehörden im Bereich der Bergstation 3S-Bahn und auf der historischen Deponie des Tunnelausbruches aufgeschüttet.
Die Güter-Gondeln werden mittels Förderbänder und Roboter be- und entladen. Der gesamte Warentransport an den Eigergletscher und Jungfraujoch wird mit der 3S-Bahn befördert.

192471907