% for Art – Regulating Civic Space in Zurich – Coumba Samba

 

Veröffentlicht am 27. Oktober 2025 von
Nina Farhumand

Wie Kunst, Planung und Verwaltung den Stadtraum prägen, zeigt die Ausstellung % for Art – Regulating Civic Space in Zurich am gta der ETH Zürich, die noch bis zum 28. November 2025 zu sehen ist. Im Zentrum steht die Künstlerin Coumba Samba, deren Installation The National Expo die sichtbaren und unsichtbaren Mechanismen städtischer Regulierung untersucht.

Nelly Rodriguez

Installationsansicht mit Coumba Sambas ortsspezifischer Arbeit The National Expo und Archivmaterial zu Kunstwerken im öffentlichen Raum aus den Beständen des gta Archivs. | Foto: Nelly Rodriguez

Installationsansicht mit Coumba Sambas ortsspezifischer Arbeit The National Expo und Archivmaterial zu Kunstwerken im öffentlichen Raum aus den Beständen des gta Archivs. | Foto: Nelly Rodriguez

Wer gestaltet den öffentlichen Raum – und wer kontrolliert ihn? Samba ordnet Poller, Schranken, Aktenschränke und andere Verwaltungsobjekte zu räumlichen Strukturen. Sie greift damit auf Elemente zurück, die im Alltag Bewegung steuern, Zugänge beschränken oder Sicherheit markieren. In der Ausstellung werden diese Objekte aus ihrer Funktion gelöst und neu kombiniert. Der Raum wird zu einem Archiv, das nicht Dokumente, sondern Handlungsanweisungen aufbewahrt – Anordnungen, wie sich Menschen im öffentlichen Raum bewegen dürfen.

Die sanften Pastelltöne kontrastieren mit der Strenge der Formen – eine visuelle Übersetzung von Ordnung und Anpassung im Stadtraum. | Foto: Nelly Rodriguez
Zwischen den Objekten entsteht eine stille Choreografie: Besucher*innen bewegen sich durch ein Feld aus Ordnung, Farbe und Bedeutung. | Foto: Nelly Rodriguez

Die Kurator*innen André Bideau, Fredi Fischli und Niels Olsen vom gta Institut der ETH Zürich verbinden Sambas Arbeit mit einer Serie von Untersuchungen, die Studierende des MAS Geschichte und Theorie der Architektur erarbeitet haben. Auf Basis des gta Archivs entstanden zehn vergleichende Fallstudien, die sich mit Kunst-am-Bau-Projekten in Zürich und ihren stadträumlichen wie politischen Bedingungen befassen. Sie zeichnen nach, wie sich Kunst, Stadtentwicklung und gesellschaftliche Umbrüche gegenseitig beeinflussen – vom Historismus über den Modernismus bis in die jüngere Gegenwart. Das Prinzip «Prozent für Kunst», das vorsieht, einen kleinen Anteil öffentlicher Baukosten für künstlerische Arbeiten zu reservieren, erscheint hier nicht nur als Förderinstrument, sondern auch als Mittel politischer Steuerung. Die ausgewählten Beispiele – Wandbilder in Schulhäusern, Reliefs an Infrastrukturbauten, Brunnenanlagen in Siedlungen – lassen sich als Ausdruck einer gebauten Ordnung lesen.

Blick in den Ausstellungsraum: farbig lackierte Kuben, Poller und Kugeln markieren die Geometrie des Raums und verweisen auf Formen urbaner Kontrolle. | Foto: Nelly Rodriguez
Zwischen Archivdokumenten und skulpturalen Objekten entsteht ein Dialog über Ordnungssysteme im Stadtraum. | Foto: Nelly Rodriguez

Wer definiert den öffentlichen Raum?

Die Ausstellung stellt deshalb zwei Leitfragen: Whose public realm? Which iconography? Wer besitzt und definiert den öffentlichen Raum? Und welche Bildsprache transportiert die Mechanismen von Kontrolle und Teilhabe? Sambas Objekte antworten nicht mit Symbolen, sondern mit Materialien. Lackierte und industriell gefertigte Metallkörper erinnern an die Oberflächen der Stadt: widerständig und belastbar zugleich. Ihre Farbigkeit verweist auf politische und emotionale Schichten – etwa auf die Fahrzeuge, die bei den Protesten in den USA zu Waffen wurden, oder auf das pastellfarbene Stadtbild Zürichs, das Gewalt und Verwaltung gleichermassen kaschiert.

Der Titel The National Expo ruft eine andere Ebene auf. Er erinnert an die Idee nationaler Selbstdarstellung – an die Expo als Bühne, auf der ein Land sich und seine Ordnung zeigt. In Sambas Lesart wird die Ausstellung zur Miniatur dieser Bühne: Ein System aus Dingen, das seine eigene Logik von Ein- und Ausschluss vorführt.

Foto: Nelly Rodriguez
Foto: Nelly Rodriguez

Architektur des Erlaubten

Damit öffnet die Schau einen Blick auf die Schnittstelle zwischen Architektur, Verwaltung und Kunst – auf jene Strukturen, durch die der öffentliche Raum entsteht, geregelt und erfahrbar wird. Der «Civic Space» erscheint hier nicht als offener Ort, sondern als System von Zugängen, Grenzen und Bedeutungen. Kunst im öffentlichen Raum zeigt nicht, was möglich ist, sondern was erlaubt bleibt.

% for Art – Regulating Civic Space in Zurich stellt diese Ambivalenz aus. Die Ausstellung dokumentiert, reflektiert und inszeniert zugleich. Sie macht sichtbar, dass der öffentliche Raum kein neutraler Ort ist, sondern ein Gefüge aus materiellen und symbolischen Grenzen – entworfen, gebaut und verwaltet.

Institut für Geschichte und Theorie der Architektur gta der ETH Zürich

% for Art: Regulating Civic Space in Zurich – Coumba Samba: The National Expo

Ausstellung: Bis 28. November 2025

Ort: Stefano-Franscini-Platz 5, Zürich

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–18 Uhr

Weitere Informationen
198330168