Carte Blanche XVII: Enzmann Fischer – Panorama

Ausstellungsraum im Zollhaus ©Nina Farhumand
Im Fokus der Ausstellung «Carte Blanche XVII: Enzmann Fischer – Panorama» im Architekturforum Zürich steht der Wettbewerb, der in seiner langen Tradition zu einem der zentralen Mittel der Baukultur zählt. Das Wettbewerbswesen wird hier dokumentiert und kritisch durchleuchtet. So leistet die Ausstellung einen Beitrag zu dessen zukünftiger Entwicklung.
Ein freier Zugang zu öffentlichen Bauaufgaben ist für eine demokratische Gesellschaft unabdinglich. Zudem wird mit geregelten Wettbewerbsverfahren neben der Umsetzung von Bauherrenanliegen auch die Arbeit der Architekt*innen abgesichert. Es liegt im Interesse der Schweizer Wettbewerbskultur, das beste und nicht unbedingt das kostengünstigste Projekt zu honorieren. Zu den fairsten Verfahren zählt der offene Projektwettbewerb, da er allgemein zugänglich ist und die Teilnehmenden anonym bleiben.
Im Zürcher Stadtbild sind einige Bauten des Architekturbüros Enzmann Fischer präsent. Exemplarisch dafür steht die Wohn- und Gewerbeüberbauung Zollhaus, das Zentrum Friesenberg, die Wohnsiedlung Altwiesenstrasse und das Alterszentrum Trotte. Die vielfältigen Bauaufgaben des bekannten Büros umfassen zudem ein breites Spektrum von Schul- und Hochschulbauten. Die meisten der realisierten Bauten gingen aus Architekturwettbewerben hervor.
Wettbewerbsimpressionen
Das Architekturbüro Enzmann Fischer hat an über 150 Wettbewerben teilgenommen. Eine Auswahl von 59 Projekten wird in der Ausstellung vorgestellt. Erfahrungen, aber auch Schwierigkeiten, Lernprozesse und Herausforderungen, die das Wettbewerbswesen mit sich bringen, werden kritisch durchleuchtet und mit den Besucher*innen geteilt, Hintergründe, Ideen, Kommentare, Veränderungen und Tendenzen dokumentiert. Präsentiert werden die Projekte im A4-Format in Form von Bildern, Plänen und Texten; chronologisch aneinandergereiht bilden sie ein Panorama. Statements und Piktogramme, gedruckt auf silbernem Papier, ziehen sich als Grundgedanke und Orientierung durch das Panorama.
Im Hinblick auf die Ausstellung hat Enzmann Fischer in Zusammenarbeit mit der Redaktion der Fachzeitschrift «Hochparterre Wettbewerbe» eine Umfrage zum Thema Wettbewerb durchgeführt, an der 279 Architekturbüros teilgenommen haben. Die Resultate werden in der Ausstellung an der Rückwand der Bar abwechselnd projiziert. Beispielsweise wurde gefragt, ob der Arbeitsaufwand für die Teilnahme an Wettbewerben in den letzten fünf Jahren gestiegen ist – 88 Prozent aller teilnehmenden Büros haben diese Frage bejaht.
Acht gebaute Objekte
In acht gebauten Objekten, zu denen beispielsweise das Armeeausbildungszentrum in Luzern, das Alterszentrum Trotte oder auch die Primarschule Steinmürli gehören, können die Besucher*innen die Räume mit Virtual-Reality-Brillen dreidimensional erleben und in deren Atmosphäre eintauchen.

Acht gebaute Objekte lassen sich mit Virtual-Reality-Brille dreidimensional erleben. ©Nina Farhumand
Interaktives Punktwolken-Modell des Zollhauses
Das Highlight der Ausstellung widmet sich einem interaktiven Punktwolken-Modell des Zollhauses – ebenfalls ein Wettbewerbsprojekt von Enzmann Fischer –, in dem auch das Architekturforum Zürich seine neuen Räumlichkeiten gefunden hat. Das Zollhaus steht im Kontrast zur Europaallee. Der pragmatische Bau aus Beton, grauen Eternit und verzinktem Stahl bietet einen Gegenentwurf zum teuren Hochhauswohnen der Europaallee. Der Genossenschaftsbau setzt sich mit innovativen Formen des Wohnens und Arbeitens auseinander. Ein Ort wurde geschaffen, an dem unterschiedlichen Menschen die Möglichkeit haben, im Zentrum der Stadt zu arbeiten und zu wohnen. In der Ausstellung haben die Besucher*innen die Möglichkeit, sich am Bildschirm an diversen Grundrisskonstellationen des Zollhauses zu versuchen: von Klein- und Familienwohnungen über WG-Wohnen bis hin zum Hallenwohnen.

Interaktives Punktwolken-Modell des Zollhauses ©Nina Farhumand
Resümee
Das räumliche Arrangement der Ausstellung, das durch verschiedene Stationen führt, leitet die Besucher*innen thematisch an die Arbeiten von Enzmann Fischer heran. Die Informationsfülle wird spielerisch vermittelt und durch interaktive Stationen und Multimedia aufgelockert – etwa mittels 3D-Brillen, die zur interaktiven Teilnahme animieren. Das Publikum wird beim Gang durch die Ausstellung zum Mitdenken, Mitmachen, Einfühlen und Diskutieren eingeladen.
Text: Nina Farhumand
Carte Blanche XVII: Enzmann Fischer – Panorama
Architekturforum Zürich
Ausstellung vom 14. Januar bis zum 23. April 2022
Ausstellungsort: Zollstrasse 115, 8005 Zürich
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 12 - 18 Uhr, Do 14 - 20 Uhr, Sa 11 - 17 Uhr
Kuratoren: Enzmann Fischer Partner AG
Weitere Informationen finden Sie unter: af-z.ch