Fernand Pouillon in Algerien

 

Veröffentlicht am 26. September 2021

© Leo Fabrizio

© Leo Fabrizio

© Leo Fabrizio

Nach erfolgreichen Stopps in Marseille, Arles und Paris ist die Fotoausstellung «Fernand Pouillon in Algerien» nun im Architekturforum Zürich angekommen. Bis zum 23.12.2021 können dort die faszinierenden Fotografien von Leo Fabrizio angeschaut werden.

Derzeit bilden Stellwände mit den grossformatigen Aufnahmen des Lausanner Fotografen Leo Fabrizio im Architekturforum Zürich einen Parcours. Sie laden die Besucher*innen auf einen immersiven Streifzug durch das heutige Algerien ein. Der Fotograf spürt bereits seit mehreren Jahren dem Werk des französischen Architekten, Städteplaners und Schriftstellers Fernand Pouillon (1912-1986) nach. Fabrizio fängt seine Beobachtungen mit der analogen Kamera im 4 x 5 Grossformat einfühlsam ein. Die Bilder erzählen van Parallelen - von Einheit und zugleich Vielfalt in Pouillons städtebaulichem und architektonischem Repertoire. Die Bilder zeigen die diskrete Schönheit von Pouillons Bauten. Sie wirken aus der Distanz dauerhaft und solide doch bei näherem Hinschauen zugleich auch melancholisch und fragil. Und lässt man sich Zeit die Details zu studieren, gewähren sie zugleich Einblicke in die Alltagswelten der Bewohner*innen in Algerien.

Verkannter Pionier

Fernand Pouillon war in seiner Heimat Frankreich lange verfemt, obwohl er ein bedeutender Baumeister der Wiederaufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg war. Er realisierte Projekte im Iran, und vor allem in Algerien. in den 1950er-Jahren - als das Land noch französische Kolonie war, errichtete er in Algier drei Quartiere. Die von ihm realisierten 4200 Wohneinheiten bieten allerlei Annehmlichkeiten, die heute für den sozialen Wohnungsbau heute Standard sind, damals aber innovativ waren. Mit massiven Quadern versuchte der Architekt an lokale Bautraditionen anzuknüpfen. Der Naturstein stammt aus Südfrankreich und die angewandte modulare Bauweise war kostengünstig und effizient.

Ein Blick von aussen?

Derzeit wird mehr denn je über die Nachwirkungen des Kolonialismus debattiert. Vieles, was die Europäer weltweit formten und hinterliessen, wird derzeit kritisch hinterfragt. Betrachtet man die Bauten Pouillons nach mehr als einem halben Jahrhundert nach ihrer Entstehung auf den Fotos von Leo Fabrizio, dann scheint diese Kritik auf die Bauten Pouillons nicht zuzutreffen. Doch vielleicht täuscht der erste oberflächliche Blick? Die Besucher*innen der Ausstellung sind eingeladen, in diese Debatte einzusteigen. Die Schau im Architekturforum liefert zwar nicht die Antworten, aber ist eine grossartige Grundlage zum Einstieg in diesen wichtigen Diskurs.

Text: Suzanne Coleman

Architekturforum Zürich

Fernand Pouillon in Algerien

Ausstellung vom 10. November 2021 bis zum 23. Dezember 2021

Mo/So geschlossen, Di/Mi/Fr 12 Uhr bis 18 Uhr, Do 14 Uhr bis 20 Uhr, Sa 11 Uhr bis 17 Uhr

Öffentliche Führungen

Samstag 11.30 Uhr 4. Dezember (F), 11. Dezember (E)

Mehr Infos zur Ausstellung auf af-z.ch

192063034