Open House Zürich – ein Blick hinter die Fassaden

 

Veröffentlicht am 26. August 2024 von
Nina Farhumand

Schon mal hinter die Kulissen von Zürichs faszinierendsten Gebäuden geschaut? Am Wochenende des 28. und 29. Septembers 2024 ist es so weit: Mehr als 150 historische und zeitgenössische Gebäude öffnen im Rahmen des Open House ihre Türen und laden dazu ein, Architektur und Stadtkultur aus nächster Nähe zu erleben.

Open House Zürich 2024 bietet Architekturbegeisterten erneut die einzigartige Gelegenheit, zahlreiche Gebäude zu besuchen, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen bleiben. Das Event zeigt die Vielfalt und den Reichtum der Zürcher Baukultur. Begleitet von Expert*innenführungen können die Teilnehmer*innen zwischen 10 und 18 Uhr spannende Einblicke in die Geschichte, Gestaltung und Nutzung der Gebäude gewinnen. Auch neue, innovative Projekte werden vorgestellt, die das Stadtbild weiterentwickeln und mitunter nachhaltiger machen. Open House Zürich lädt dazu ein, die Architektur der Stadt aus einer neuen Perspektive zu erleben und ins Gespräch mit Architekt*innen und Planenden zu kommen. Der Eintritt ist kostenlos. Für Architektur- und Designliebhaber ist dies erneut eine gute Gelegenheit, die man nicht verpassen sollte. Das detaillierte Programm finden Sie auf Open House. Freuen Sie sich auf ein Wochenende voller architektonischer Entdeckungen!

Die Redaktion hat als Empfehlung eine kleine Auswahl spannender Projekte zusammengestellt, die von Re-Use bis hin zu Transformation reichen. Sie sind definitiv einen Besuch wert.

Kindergarten Mööslistrasse

Erweiterungsbau 2023, Architektur: Bischof Föhn Architekten
Die Stahlträger im Spielraum sind Re-Use-Teile | Fotos: Theodor Stalder

Der Umbau von Bischof Föhn Architekten des Kindergartens ist ein gelungenes Beispiel für kreislauforientiertes Bauen. Anstatt neue Materialien zu verwenden, konnten viele Elemente aus dem Bestand wiederverwendet werden. So wurde etwa eine Aussentreppe aus zweiter Hand integriert und die Strukturen für die Dachbereiche wurden aus recycelten Stahl- und Holzbauteilen errichtet. Besonders bemerkenswert ist die Umnutzung sanierungsbedürftiger Mietwohnungen im Obergeschoss des Werkhofs Manegg. Hier wurden durch den Rückbau der Innenwände grosszügige Räume geschaffen, die nun als Kindergarten- und Betreuungsräume dienen. Erhaltenswerte Elemente aus den ehemaligen Wohnungen wurden dabei in den Umbau einbezogen und um weitere Re-Use-Bauteile ergänzt. Dazu zählen beispielsweise ein Vordach, Stahlkonstruktionen, Geländer und sogar eine gebrauchte Küche. Durch den Einsatz von Recycling-Materialien konnte beim Umbau eine Einsparung von rund 30 Prozent der grauen Energie erzielt werden. Darüber hinaus verleiht ein kräftiges Farbkonzept den wiederverwendeten Materialien im Innenraum eine einheitliche optische Wirkung. Das Projekt wird übrigens auch in Swiss Arc Mag 2024–5 gezeigt!

Bananenhaus

Teilinstandsetzung 2019 – 2022, Architektur: Bruhin Spiess Architektur
| Fotos: Laura Egger

Das «Bananenhaus» in Zürich blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Erbaut im Jahr 1926 als Bananenreiferei und Geschäftssitz der Westindischen Bananen-Centrale, erinnert das Gebäude von aussen an ein schlichtes Lagerhaus. Doch im Inneren verbergen sich neben den Lagerräumen auch repräsentative Büroräume und eine Wohnung. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde behutsam restauriert. Bruhin Spiess Architekten demonstrieren eindrucksvoll, wie ein historisches Gebäude ohne umfassende Sanierung zukunftsfähig gestaltet werden kann. Durch denkmalgerechte Massnahmen und das Einfügen moderner Elemente erstrahlt das «Bananenhaus» im neuen Glanz. Insgesamt zeigt die Instandsetzung, wie eine behutsame Modernisierung und Denkmalpflege Hand in Hand gehen können.

Garderoben- und Clubgebäude Hönggerberg

Neubau 2022, Architektur: Mentha Walther Architekten
| Fotos: Beat Bühler

Der architektonische Entwurf des Neubaus im Naherholungsgebiet zeichnet sich durch eine gelungene Verschmelzung von Funktionalität und gestalterischer Raffinesse aus. Mentha Walther Architekten haben es geschafft, das Garderoben- und Clubgebäude harmonisch in die Umgebung einzubetten und gleichzeitig einen markanten Ausdruck zu verleihen. Der Geländeversprung wird geschickt genutzt, indem das Sockelgeschoss ebenerdigen Zugang von Norden her bietet. Darauf sitzen zwei leicht versetzte Volumina unter einem gemeinsamen Dach, die einen öffentlich zugänglichen Weg diagonal durch das Gebäude und das Grundstück definieren. Die farbliche Gestaltung der Oberflächen unterstreicht die konstruktive Ordnung der Elemente, bietet Schutz vor Witterung und Vandalismus und wurde im Kunstprojekt von Nic Hess besonders hervorgehoben. Durch seine geschickte Einbindung in die Landschaft, seine durchdachte Raumaufteilung und Materialität ist der Bau ein gelungenes Beispiel zeitgenössischer Architektur im öffentlichen Raum.

Fokus Winterthur | Haus Krokodil

Beispiel für gelungene Stadtentwicklung 2021, Architektur: Baumberger Stegmeier Architekten / KilgaPopp Architekten
| Fotos: Jürg Zimmermann

Das Hofhaus Krokodil im Zentrum der Lokstadt ist ein beeindruckendes Beispiel für gelungene Stadtentwicklung. Der Entwurf des Gebäudes nimmt Bezug auf die industrielle Vergangenheit des Areals, indem er die Struktur und Erscheinung eines grossen Hallenbaus aufgreift. Dabei gelingt es Baumberger Stegmeier Architekten/KilgaPopp Architekten, eine hohe Dichte und soziale Durchmischung zu schaffen, die dem neuen Stadtteil Vitalität verleiht. Das Gebäude beherbergt eine Vielfalt an Wohnungstypen – von Eigentumswohnungen über genossenschaftliche Familien- und Gemeinschaftswohnungen bis hin zu kostengünstigen Mietwohnungen. Diese verschiedenen Nutzungen werden durch den hallenartigen Skelettbau mit Holzkonstruktion zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt. Die Wohnungen mit ihren zweiseitigen Ausrichtungen und dem rhythmisierenden Holztragwerk zeichnen sich durch grosszügige Grundrisse aus. Vier lichtdurchflutete Atrien, die die industriell geprägte Erschliessung im Inneren fortführen, tragen zusätzlich zur Qualität des Wohnumfelds bei. Insgesamt stellt das Hofhaus Krokodil einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung des neuen Stadtteils dar. Die gelungene Verbindung von Architektur, Nutzungsmix und Raumqualität macht es zu einem überzeugenden Beispiel für zeitgemässe, sozial durchmischte Stadtplanung.

Haus mit Auge

Anbau 2023, Architektur: Studio Anna Jach
| Fotos: Alexandre Kapellos

Ein bestehendes Doppelhaus Haus im Auge in Zürich-Witikon, gebaut im Jahr 1927, wurde von Studio Anna Jach um einen nachhaltigen Holzanbau erweitert, der sowohl funktional als auch ästhetisch beeindruckt. Mit 55 Quadratmetern bietet der Anbau zusätzlichen Platz für eine vierköpfige Familie. Sie umfasst einen grosszügig gestalteten Eingangsbereich, ein neu eingerichtetes Gästebad, eine zweigeschossige Bibliothek mit einer integrierten Schaukel, einen Yoga- und Meditationsraum zur Entspannung, ein kinderfreundliches Zimmer und eine Dachterrasse. Von Anfang an lag der Fokus auf Nachhaltigkeit: Lokales Holz und Zellulosedämmung reduzieren den CO2-Fussabdruck, während kurze Transportwege durch die Wahl regionaler Materialien gewährleistet wurden. Sogar der Erdaushub wurde sinnvoll wiederverwendet und in eine Stampflehm-Sitzbank im Garten verwandelt. Für die Energieversorgung sorgen Sonnenkollektoren auf dem Dach und ein Wärmepumpenboiler, während eine besonders starke Dämmung von 40 Zentimetern die Heizkosten um 50 Prozent senkt. Der Holzanbau zeigt eindrucksvoll, wie moderne Architektur verantwortungsvoll und ressourcenschonend realisiert werden kann.

Open House Zürich

Architektur für alle

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Viel Spass beim Entdecken der Stadt Zürich!

Datum: 28.–29. September 2024

Zeiten: Sa / So 10–18 Uhr

Weitere Informationen unter: openhouse-zuerich.org

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