
Haus mit dem Auge
,
Schweiz
Veröffentlicht am 24. August 2023
Studio Anna Jach GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Verkleidet mit vertikalen, grau lasierten Fichtenlatten ergänzt der von Studio Anna Jach realisierte kastenförmige Anbau aus Holz ein bestehendes Doppelhaus im Zürcher Quartier Witikon. Ein Schattenrelief der Künstler Drzach & Suchy an der Südfassade imitiert ein überdimensionales menschliches Auge, das morgens geschlossen ist und sich im Laufe des Tages der Sonne öffnet.
Ausgangslage
Das Doppelhaus wurde 1927 in Massivbauweise in einem Wohnquartier in Zürich als sogenanntes Pöstlerhaus erstellt. Gebaut für die Mitarbeiter der Schweizerischen Post, handelt es sich um einen einfachen, günstigen Bau mit einer Kellerdecke aus Hourdiselementen. Die übrigen Decken bestehen aus Holz, die Wände sind nicht isoliert und das Mauerwerk 27 Zentimeter dick.
Entwurfsidee
Mehr Platz für die vierköpfige Familie, eine Erweiterung des Eingangsbereichs, ein neues Gästebad, eine zweigeschossige Bibliothek für 500 Bücher mit Schaukel für das jüngste Kind, ein Yoga- und Meditationsraum, ein Kinderzimmer sowie eine Dachterrasse waren die Vorgaben. Die Planung wurde durch eine enge, aber stark befahrene Strasse mit begrenzten Parkmöglichkeiten für die Handwerker und eine minimale Bauzeit eingeschränkt, da die Bauherren so schnell wie möglich wieder einziehen wollten.
Durch die Verwendung von lokalem Holz und Dämmmaterialien wie eingeblasener Zellulose konnte der CO₂-Fussabdruck massiv reduziert werden. Nachhaltigkeit als zentraler Aspekt beim Bau des Gebäudes bedeutete kurze Transportwege durch lokale Auftragnehmer und Materialien. Der Erdaushub wurde als Stampflehmbank im Garten wiederverwendet. Sonnenkollektoren auf dem Dach und Wärmepumpenboiler sorgen für Strom und Warmwasser. Die 25 Zentimeter starke Dämmung (Gesamtwandstärke 40) reduziert die Heizkosten um 50 Prozent. Im Innenbereich wurden die Dreischichtplatten als abschliessende Oberfläche ohne zusätzlichen Putz belassen, was für einen natürlichen Feuchtigkeitsaustausch, ein angenehmes Raumklima und den Duft von frischem Fichtenholz sorgt. Zum Schutz der Innenwände wurde auf eine künstliche chemische Behandlung verzichtet. Der Anbau besteht aus vorgefertigten, isolierten Sandwich-Holzpaneelen, die vor Ort mit einem Autokran innerhalb von fünf Stunden montiert wurden.
Besonderheiten
Kunst am Bau: An der Ostfassade über dem Eingang befindet sich eine Wolke aus Chromstahl: ein aufgeblasenes Metallobjekt des polnischen Produktdesigners Oskar Zieta.
Das Projekt von Studio Anna Jach wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.