Refuse, Reduce, Re-use, Recycle, Rot – Ansätze fürs klimafreundliche Bauen im VAI
Das Vorarlberger Architektur Institut präsentiert in der Ausstellung fünf thematische Konzepte für klimafreundliches Bauen. Dabei werden nicht nur die Wechselwirkungen, sondern auch die Herausforderungen und Grenzen dieser Ansätze aufgezeigt.

Blick in die Ausstellung, Upcycling Studio Stockhammer & Tarsoly | Foto: Mustafa Karaaslan
Strategien für die Material- und Bauwende
Der Bausektor zählt zu den bedeutendsten CO2-Emittenten unserer Zeit. Die Produktion und Nutzung unserer gebauten Umwelt trägt zu knapp 40 Prozent der schädlichen Treibhausgasemissionen bei. Die Ausstellung Refuse, Reduce, Re-use, Recycle und Rot im Vorarlberger Architektur Institut zielt darauf ab, das Bewusstsein für die ökologischen Auswirkungen des Baugewerbes zu schärfen und innovative Lösungsansätze aufzuzeigen, die zur Förderung einer nachhaltigen Bauweise beitragen. Die Präsentation von Kurator Clemens Quirin lädt dazu ein, die Vielfalt an Materialien, Technologien und Konzepten zu erkunden, die dazu beitragen können, die Umweltbelastung zu reduzieren und gleichzeitig ästhetisch ansprechende, funktionale Gebäude zu schaffen.

Blick in die Ausstellung | Foto: Mustafa Karaaslan
Refuse, Reduce, Re-use, Recycle und Rot
Refuse | Repair Mit Blick auf die Umwelt ist es in den meisten Fällen weitaus nachhaltiger Bestandsgebäude energetisch zu sanieren und weiter zu nutzen, anstatt sie abzureissen und neu zu bauen. Die Ausstellung präsentiert die Initiative «House Europe» des Architekturkollektivs b+, die sich für eine europäische Gesetzgebung einsetzt, um die Nutzung von Bestandsgebäuden zu fördern und spekulativen Abriss zu verhindern.
Reduce beschreibt die Vielzahl an Möglichkeiten, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren: Dies kann durch Verzicht und Genügsamkeit sowie Suffizienz im Bereich von Flächen- und Materialverbrauch geschehen. Weiterhin besteht die Option, energiereichere Baustoffe sparsamer einzusetzen und sie bezüglich Volumen, Energieaufwand oder Festigkeit zu optimieren. Zusätzlich bieten sich Low-Tech-Ansätze an. Ein Beispiel hierfür wird in der Ausstellung anhand des Fokusprojektes von Philippe Madec, Dominique Gauzin-Müller und Alain Bornarel mit ihrem «Manifest für eine freudvolle und kreative Frugalität» gezeigt.
Re-use ein viel diskutiertes Thema, zumindest in der Architektur- und Baubranche. Bei Abbrüchen werden gut erhaltene Bauteile nicht mehr nur recycelt, sondern eins zu eins in Neu-, Um- oder Erweiterungsbauten integriert. Ein weiterer wichtiger Schritt: Bereits bei der Planung eines Neubaus werden Rückbau, Trennbarkeit und Wiederverwertungspotenzial mitbedacht und dokumentiert. Gezeigt wird in der Ausstellung eines der bekanntesten Projekte zu dem Thema die Aufstockung des Kopfbaus der Halle 118 in Winterthur von baubüro in situ. In diesem Gebäude kommen sowohl nachwachsende (Lehm, Stroh, Holz) als auch Re-use-Materialien (Stahl-Tragstruktur, Fassade, Fenster, Aussentreppe) zum Einsatz.

Kopfbau Halle 118, baubüro in situ | Foto: Martin Zeller
Recycle In Österreich werden heute etwa 90 Prozent der Bauabfälle recycelt, was zu einer effizienten Ressourcennutzung beiträgt. Allerdings geht Recycling oft mit einem Qualitätsverlust einher, der als Downcycling bekannt ist.
Rot Vor 150 bis 200 Jahren prägten lokale Ressourcen das Baugewerbe. In Vorarlberg dominierten Holz, Stein, Lehm und Kalk. Doch mit der Industrialisierung und modernen Baustoffen wurden diese heimischen Materialien verdrängt. Dabei sind Holz, Lehm und andere biobasierte Stoffe nicht nur energiearm in der Herstellung, sondern auch vollständig verrottbar. Sie ermöglichen einen regionalen Stoffkreislauf: von der Gewinnung über die Nutzung bis hin zum Rückbau und der Rückführung in die Natur.
Vorarlberger Architektur Institut
Refuse, Reduce, Re-use, Recycle, Rot
Ausstellung: 29. September 2023 – 24. Februar 2024
Ort: Marktstrasse 33, Dornbirn
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14–17 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag 11–15 Uhr