Textile Manifeste. Von Bauhaus bis Soft Sculpture

 

Veröffentlicht am 17. März 2025 von
Nina Farhumand

Wie laut können textile Objekte sprechen? Bis zum 13. Juli 2025 zeigt die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich, dass Stoffe und Textilien mehr sind als Dekoration. Werke der Bauhaus-Textilkünstlerin Gunta Stölzl treffen auf die experimentellen Arbeiten von Elsi Giauque, Fransen auf strenge Geometrien und Stickereien reiben sich an plastischen Formen.

Raumwirkung beim Betreten der Ausstellung | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Raumwirkung beim Betreten der Ausstellung | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Raumwirkung beim Betreten der Ausstellung | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Redaktionelle Eindrücke aus der Ausstellung

Unsere Redaktion taucht in die Welt der Textilkunst ein. Die Ausstellung spricht uns nicht nur visuell an, sondern fordert uns auf, textile Werke als künstlerische Statements wahrzunehmen. Sabine Flaschberger, Kuratorin der Kunstgewerbesammlung, hebt hervor, wie Kunstschaffende mit Materialien experimentieren, Geschichten erzählen und Themen visualisieren. Besonders beeindruckt uns die Vielfalt der gezeigten Werke: Vom gewebten Teppich bis zur schwebenden Skulptur reicht das Spektrum. Deutlich wird, dass textile Kunst längst nicht mehr nur als Handwerk gilt, sondern als eigenständige Form zeitgenössischer Kunst.

Von weichen Materialien bis hin zu plastischen Formen. | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Von weichen Materialien bis hin zu plastischen Formen. | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Von weichen Materialien bis hin zu plastischen Formen. | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta © Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK

Von Bauhaus bis Gegenwart – ein roter Faden durch die Textilkunst

Die Ausstellung spannt den Bogen von den Anfängen der modernen Textilkunst am Bauhaus bis hin zu aktuellen Positionen. Besonders Werke der Bauhaus-Textilkünstlerin Gunta Stölzl und Anni Albers fielen uns ins Auge. Ihre Arbeiten kombinieren Ästhetik mit der Verbindung von industrieller und handwerklicher Fertigung. Zeitgenössische Werke wie Ulrike Kessls «Nylons in Space» stehen im spannenden Kontrast dazu und interpretieren den Raum durch schwebende Installationen als lebendiges Gefüge.

Roadrunner (2022) ist eine fünf Meter lange, von Caroline Achaintre getuftete Tapisserie. Dabei werden Wollfäden mit einer Tuftpistole von hinten durch die Leinwand geschossen. | Foto: Nina Farhumand

Roadrunner (2022) ist eine fünf Meter lange, von Caroline Achaintre getuftete Tapisserie. Dabei werden Wollfäden mit einer Tuftpistole von hinten durch die Leinwand geschossen. | Foto: Nina Farhumand

Roadrunner (2022) ist eine fünf Meter lange, von Caroline Achaintre getuftete Tapisserie. Dabei werden Wollfäden mit einer Tuftpistole von hinten durch die Leinwand geschossen. | Foto: Nina Farhumand

Textile Kunst als Erzählraum

Auf den Wänden der Ausstellung entfalten sich Kapitel, die textile Kunst als erzählerisches Medium sichtbar machen. Hier verweben sich soziale Themen, optische Täuschungen und formale Experimente. Talaya Schmids «Meet Me Here» fasst Sehnsucht in Textil, während Corinne Odermatts «One Day We Will Part» das Ende einer Liebe inszeniert. Lili Binder-Wipf spielt mit Raum und Perspektive, indem sie Säulen in scheinbarer Dreidimensionalität darstellt. Auch das kollektive Schaffen der ehemaligen Textilklasse der Kunstgewerbeschule (heute ZHdK) wird in einer grossformatigen Webarbeit spürbar.

Lili Binder-Wipf, Säulen, 1986 | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK, © Hannes Binder

Lili Binder-Wipf, Säulen, 1986 | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK, © Hannes Binder

Lili Binder-Wipf, Säulen, 1986 | Foto: Umberto Romito & Ivan Šuta, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK, © Hannes Binder
Anni Albers / Herstellung Reedition: Gunta Stadler-Stölzl, Black-White-Grey, Entwurf: 1927 / Ausführung: 1964 | Foto: FX.Jaggy & U.Romito, Museum für Gestaltung Zürich/ZHdK, © Josef & Anni Albers Foundation
Gertrud Arndt, Flügeldecke, 1927 | Foto: May Voigt, © bpk/Kunstsammlungen Chemnitz

Selbst aktiv werden – Vermittlungszone als Highlight

Die Ausstellung fordert zur Partizipation auf. In der Vermittlungszone gestalten Besucher*innen mit Stoffresten, Garn und Stiften eigene textile Geschichten, die zu einer gemeinsamen Collage heranwachsen. Gerade dieser interaktive Ansatz fördert den Austausch und macht die Ausstellung zu einem lebendigen Ort der Auseinandersetzung.

Der Blick durch die Schau zeigt Fahnen und Gespinste, geschaffen von Lisbeth Burri und Verena Sieber-Fuchs.
| Fotos: Nina Farhumand

Textile Manifeste als Inspiration

Textile Manifeste zeigt, wie Textilkunst politische, soziale und kulturelle Themen aufgreift und miteinander verknüpft. Die Ausstellung macht sichtbar, dass Stoffe mehr sind als Material – sie tragen Botschaften, erzählen Geschichten und hinterfragen gesellschaftliche Strukturen. Sie fordert dazu auf, den Raum nicht nur als Kulisse, sondern als lebendiges Geflecht aus Texturen und Formen wahrzunehmen. Diese Perspektive nehmen wir als Redaktion mit und lassen uns von der Ausdruckskraft textiler Kunst weiter inspirieren.

Die Vermittlungszone lädt Besucher*innen ein selbst aktiv zu werden.
| Fotos: Nina Farhumand

Museum für Gestaltung

Textile Manifeste. Von Bauhaus bis Soft Sculpture

Ausstellung: Bis 13. Juli 2025

Ort: Ausstellungsstrasse 60, Zürich

Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr

Weitere Informationen

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