Verdichtung oder Verdrängung? Wenn Neubauten ersetzen

Foto: Nina Farhumand
Die Ausstellung stellt soziale und bauliche Aspekte der städtischen Verdichtung durch Ersatzneubauten zur Diskussion
Die Ausstellung wirft anhand von vier aktuellen Zürcher Bauprojekten einen kritischen Blick auf die Begründungsmuster für Abriss und Neubau und zeigt die sozialen Folgen auf. Interviewt wurden hierfür Bewohner*innen der gezeigten Siedlungen. In allen vier Fällen waren die Bewohner*innen mit der Qualität ihres Quartiers zufrieden und bestürzt darüber, ihr Wohnviertel verlassen zu müssen.
Die Thematik anhand von Beispielen aus Europa, Nordamerika und Asien, darunter Hamburg, Beijing, Glasgow, Minneapolis und Turin, historisch beleuchtet. Die Ausgangsthese war über Zürich hinaus in die Geschichte zu blicken und Begründungs- und Handlungsmuster aufzuzeigen.
Bebauungsdynamik
Für die Stadt Zürich lässt sich seit den 2000er-Jahren eine rasante Bebauungsdynamik beobachten. Während die in früheren Jahrzehnten favorisierte horizontale Stadterweiterung längst an ihre Grenzen stösst und kaum noch Baulandreserven zur Verfügung stehen, wird heute eine nachhaltige Verdichtung nach innen durch Ersatzneubauten aktiv gefördert. Ziel ist es, mehr ressourcenschonenden Wohnraum zu schaffen, um den bestehenden Bedarf zu decken und das prognostizierte Bevölkerungswachstum aufzufangen. Der Wandel ist tiefgreifend. Die Ausstellung zeigt am Beispiel vom Quartier Schwamendingen auf, dass in den nächsten Jahrzehnten bis zu einem Drittel des Wohnungsbestandes durch Neubauten ersetzt sein wird. Auch denkmalgeschützte Bauten stehen zur Disposition.
Dieser Wandel von gering verdichteten, zu hoch verdichteten Quartieren bringt grundlegende räumliche und soziale Veränderungen mit sich. Der Abriss von Bestandsgebäuden geht nicht selten mit dem Verlust von besonders preisgünstigem Wohnraum und der Verdrängung der bestehenden Wohnbevölkerung einher, mit einschneidenden Folgen insbesondere für vulnerable Gruppen wie kinderreiche Familien, ältere Menschen und Personen mit geringem Einkommen.
Resonanz auf die Ausstellung
Die Resonanz auf die Ausstellung zeigt, wie sehr das Thema uns alle angeht. Am Samstag, 25. März 2023, findet anlässlich zur Ausstellung eine Podiumsdiskussion «Verdichtung und Verdrängung im Vergleich. Wie und wozu?» statt. Die Diskussion ist eröffnet. Mal sehen, was sie bringt.
Ausstellungsbeteiligte
Die Ausstellung «Verdichtung oder Verdrängung? Wenn Neubauten ersetzen», wurde mit Studierenden der Studiengänge MAS GTA des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur sowie dem MAS in Housing des ETH Wohnforums des Departements Architektur der ETH Zürich erarbeitet. Drei weitere Projekte von Countdown 2030, Mieten-Marta, Newrope – ETH Professur für Architektur und Urbane Transformation, sind zu Gast in der Ausstellung.
Text: Nina Farhumand
ZAZ Bellerive
Zentrum Architektur Zürich
Verdichtung oder Verdrängung? Wenn Neubauten ersetzen
Ausstellung: 26. Januar 2023 – 26. März 2023
Podiumsdiskussion: Samstag, 25. März 2023, 14 Uhr am Institut GTA der ETH Zürich
Ort: Höschgasse 3, Zürich
Öffnungszeiten: Mi bis So 14–18 Uhr
Weitere Informationen unter: zaz-bellerive.ch