Was wäre wenn. Das S AM zeigt ungebaute Architektur in der Schweiz
Die aktuelle Ausstellung im S AM kuratiert von Andreas Kofler, zeigt unrealisierte Architekturprojekte aus den letzten hundert Jahren. Zu sehen ist unter anderem Material zu Le Corbusiers Völkerbundpalast und der Bundeshauserweiterung von Mario Botta. Unterteilt wurden die Projekte in vier Kategorien: Verloren, verneint, versackt und verändert.

Besucher*innen können verlorene, verneinte, versackte und veränderte Projekte ergründen. | Foto: Tom Bisig
Diese unverwirklichten Schätze sind keine Einzelfälle, sondern demonstrieren, dass ein Scheitern von Projekten zum Tagesgeschäft gehört – selbst bei erfolgreichen Architekturbüros. Die Schau stellt unterschwellig die Frage, ob unsere Städte heute nicht besser wären, hätten die Entscheidungsträger*innen mehr gewagt. Zugleich ermutigt sie bei den Wettbewerbsverfahren der Gegenwart mehr Mut zu haben, damit nicht später erneut mit Wehmut konstatiert werden muss, dass man Chancen hat verstreichen lassen. In Zusammenarbeit mit zwanzig Architekturinstitutionen wurde eine Auswahl an nicht realisierten regionalen Bauwerken zusammengestellt, die einen breiten Überblick über die Vielfalt der Bauprojekte in der Schweiz bietet.
«Was wäre wenn» bespielt die vier Ausstellungsräume des S AM. Der erste Raum dient als «Salon des refusés», in dem nicht realisierte Bauten präsentiert werden und im Rahmen des Vermittlungsprogramms des S AM zu neuen Entwürfen weiterentwickelt werden. Jedem Projekt ist ein eigener Tisch gewidmet, auf dem Pläne, Skizzen, Modelle und anderes Anschauungsmaterial ausgestellt sind. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, chronologisch von einem zum nächsten zu wandern. Diese Form der Ausstellung vermittelt nicht nur Informationen, sondern spiegelt auch die Emotionen wider, die bei der Bearbeitung der Projekte vermutet werden. Zu sehen ist beispielweise ein zerknittertes Stück Papier, Erinnerungsstücke aus der Projektregion, Nachschlagewerke, Zeitungsartikel und Objekte.
Hinter den Kulissen – der Kampf um das Nationale Kunstmuseum in Andorra
Abgerundet wird die Ausstellung mit dem 90-minütigen Filmbeitrag «The Competition» aus dem Jahr 2013. Der Dokumentarfilm bietet einen mitreissenden Einblick in den Wettbewerb zwischen einigen der weltweit renommiertesten Architekt*innen (Frank Gehry, Jean Nouvel, Zaha Hadid, Dominique Perrault und Norman Foster) um den Auftrag für das zukünftige Nationale Kunstmuseum in Andorra. Es handelt sich um die bisher detaillierteste Dokumentation eines Architekturwettbewerbs. Während der dreimonatigen Entwurfsphase kämpften die Architekt*innen nicht nur um die besten Ideen, sondern auch hinter den Kulissen mit dem Bauherrn um Einfluss. Das Museum von Andorra-Projekt wurde mit dem bevorstehenden Regierungswechsel begraben, noch bevor ein Sieger*in ernannt werden konnte.

Poster, The Competition, 2013 | Foto: Angel Borrego Cubero
S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Was wäre wenn. Ungebaute Architektur in der Schweiz
Ausstellung: 25. November 2023 – 7. April 2024
Ort: Steinenberg 7, Basel
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20:30 Uhr, Sa/So 11 – 17 Uhr