Barrierefreies Wohnen mit KNX

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Veröffentlicht am 15. Oktober 2025

Bei einem Bauprojekt im Zürcher Quartier Altstetten zeigt die Baugenossenschaft für neuzeitliches Wohnen (bgnzwo), wie es mithilfe von Smart Home-Technologien möglich ist, den Alltag von Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung erheblich zu erleichtern. In einem der dort neu entstandenen Gebäudekomplexe, die allesamt vollständig mit KNX ausgestattet sind, wurde eine Wohnung speziell an die Anforderungen einer blinden Bewohnerin angepasst. Technisch stehen dabei ein KNX-Controller sowie eine damit verbundene Sprachsteuerung im Fokus.

Ersatzneubau der Siedlung Zwischenbächen der bgnzwo in Zürich-Altstetten. | Foto © Feller

Ersatzneubau der Siedlung Zwischenbächen der bgnzwo in Zürich-Altstetten. | Foto © Feller

Ersatzneubau der Siedlung Zwischenbächen der bgnzwo in Zürich-Altstetten. | Foto © Feller

Mit KNX auch übermorgen noch neuzeitlich wohnen

«Baugenossenschaft für neuzeitliches Wohnen ist natürlich ein Name, der verpflichtet», macht Markus Steiner deutlich, der als Projektleiter der bgnzwo für die Realisierung des Projekts an der Zwischenbächener Strasse verantwortlich ist. Neben typischen genossenschaftlichen Anliegen wie bezahlbarem Wohnraum oder sozialer Durchmischung ist Steiner vor allem eines wichtig: «Wir bauen nicht nur für das Heute oder das Morgen, wir bauen für das Übermorgen. All unsere Gebäude sind auf wenigstens 100 Jahre ausgelegt, und wir schaffen schon beim Bau die Voraussetzungen dafür, dass sich unsere Wohnungen auch in Zukunft immer wieder leicht an neue Gegebenheiten anpassen lassen. Sie sind also nicht nur jetzt neuzeitlich, sondern bleiben es auch in Zukunft.»

Und so fiel die Entscheidung auf KNX. Aufgeteilt auf vier viergeschossige Neubauten, sind alle 156 Wohnungen – von denen 93 bereits fertiggestellt sind – mit dem offenen Feldbusstandard für die Gebäudeautomation versehen. Sämtliche Funktionen, wie Storen, Licht und Heizung, sind entweder von zuhause oder von unterwegs aus mit dem Smartphone steuerbar. Hierzu hat das ausführende Ingenieurbüro maneth stiefel ag das gesamte KNX-System mit all seinen Sensoren und Aktoren in die Mieter-App Allthings integriert. Mit derselben App, über die die Bewohnerinnen und Bewohner mit der Verwaltung kommunizieren ist es möglich, die Gebäudefunktionen zu regeln und den Wasser- und Energieverbrauch detailliert zu überwachen.

«Ich gebe zu, beim Thema KNX mussten wir anfangs etwas Überzeugungsarbeit leisten», berichtet Projektleiter Steiner mit Blick auf die zusätzlichen Kosten. «Aber aus einem modernen, neuzeitlichen Gebäude sind digitale Funktionen einfach nicht mehr wegzudenken. Und mit KNX haben wir uns bewusst für einen offenen und damit investitionssicheren Standard entschieden, der ideale Voraussetzungen für künftige Nachrüstungen schafft.»

Dave Stänz, Kundenberater der Feller AG im Gespräch mit Markus Steiner, Projektleiter bgnzwo. | Foto © Feller
Inbetriebnahme der KNX-Anlage über die ETS. | Foto © Feller

Digitale Barrierefreiheit dank Logic Controller und Sprachsteuerung

Die KNX-Topologie der neuen Gebäude ist so aufgebaut, dass in allen Wohnungen zunächst die gleiche technische Grundausstattung zum Einsatz kommt. Die hierfür benötigten Aktoren, Sensoren und Netzwerkkomponenten stammen allesamt vom Schweizer Traditionsunternehmen Feller und dessen Mutterkonzern Schneider Electric. Mit diesen grundlegenden KNX-Komponenten lassen sich Storen, Licht und Heizung komfortabel und energieeffizient steuern. Zusätzlich ist es aber auch möglich, weitere Spezialfunktionen individuell zu ergänzen, beispielweise wurde bereits ein CO2-Sensor für die Luftqualität und eine Wetterstation verbaut.

Aber auch zusätzliche Funktionen für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung lassen sich aufbauend auf der vorhandenen KNX-Topologie leicht hinzufügen. So zum Beispiel bereits in der Wohnung einer Mieterin geschehen, die von Geburt an sehbeeinträchtigt ist. Hier wurde die vorhandene KNX-Topologie um den Logic Controller spaceLYnk von Schneider Electric sowie einen Apple HomePod für die Spracherkennung erweitert. Für die Bewohnerin ist es nun möglich, sämtliche Funktionen in ihrer Wohnung per Sprachbefehl zu steuern.

Ausserdem können Zustandswerte unkompliziert abgefragt werden, ohne dass eine visuelle Kontrolle erforderlich ist. Ist nach einem Besuch zum Beispiel das Licht über dem Esstisch noch eingeschaltet? Wie weit habe ich die Heizung aufgedreht? Oder: Wie warm ist es eigentlich gerade im Badezimmer? Über all das gibt auf Nachfrage eine freundliche Computerstimme Auskunft. Die Sprachbefehle der Mieterin werden dabei vom HomePod empfangen und über das Apple HomeKit, wo die Informationen verarbeitet werden, an den spaceLYnk-Controller weitergegeben. Dieser interagiert dann mit den verbauten KNX-Geräten, gibt Befehle weiter oder nimmt Daten entgegen, die wiederum an den HomePod zurückgemeldet werden.

Inbetriebnahme der Sprachsteuerungslösung | Foto © Feller
Aktorik von Schneider Electric | Foto © Feller

«Wir freuen uns sehr, dass wir dieses besondere Projekt mit unserem Logic Controller unterstützen konnten», sagt Kreshnik Peci, Key Account Manager bei der Feller AG. «Wir haben den Controller bewusst so eingesetzt, dass er sich leicht mit Drittanbietersystemen, etwa für die Spracherkennung, kombinieren lässt. Ausserdem kann er mit seiner kompakten Grösse von lediglich drei Teilungseinheiten problemlos in jeden Elektroverteiler integriert werden.»

Ein System mit Zukunft

Angesichts solcher Projekte muss es also nicht verwundern, dass der Schweizer Smart-Home-Markt aktuell so stark boomt wie nie zuvor. Mit Digitalisierung und Automatisierung lässt sich unser Alltag enorm erleichtern. Gerade für Baugenossenschaften, die bezahlbaren Wohnraum auch für ältere Menschen und Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung anbieten möchten, schafft das ganz neue Möglichkeiten.

«Aus meiner Sicht ist KNX hierfür ein ideales System», resümiert Thomas Roth, Gebäudeinformatiker und Mitglied der Geschäftsleitung von maneth stiefel, der das Projekt der bgnzwo begleitet hat. «Wenn die grundlegende Topologie einmal implementiert ist, lässt es sich dank seiner Offenheit praktisch beliebig auf individuelle und sich verändernde Anforderungen anpassen. Eine Sprachsteuerung zum Beispiel kann mit einem Controller wie spaceLYnk vergleichsweise kostengünstig und sehr schnell nachgerüstet werden.»

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