Interview: Funktionalität und Anmut im Gleichgewicht

Die westlichen Gesellschaften werden immer älter. Entsprechend muss die Infrastruktur in den Bereichen Gesundheit und Wohnen im Alter ausgebaut werden. Die dabei verwendeten Materialien müssen pflegeleicht und robust sein. Gleichzeitig gilt es, angenehme und anregende Atmosphären zu schaffen und die Orientierung zu erleichtern. Die Redaktion sprach mit Mirko Bachmann darüber, wie Produkte von Forbo dazu beitragen können.

Mirko Bachmann ist Marketing Manager Deutschland, Österreich und Schweiz bei Forbo-Giubiasco.

Mirko Bachmann ist Marketing Manager Deutschland, Österreich und Schweiz bei Forbo-Giubiasco.

Mirko Bachmann ist Marketing Manager Deutschland, Österreich und Schweiz bei Forbo-Giubiasco.

Wie weit reicht aus Ihrer Sicht das Segment Health Care beziehungsweise welche Objekte gehören dazu?

In erster Linie sind es Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser. Aber auch viele andere Bauaufgaben, bei denen Prophylaxe, Heilung und Pflege im Mittelpunkt stehen. Das Gesundheitswesen ist vielfältig und umfassend. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind auch die Grenzen zum Wohnungsbau fliessend. Ältere Menschen wollen so lange wie möglich selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben oder ziehen ein betreutes Wohnen einem klassischen Altenheim vor. Dementsprechend gehören viele Bereiche, die auf den ersten Blick nicht als «medizinisch» angesehen werden, dennoch zum Segment Health Care. Anforderungen aus dem Gesundheitswesen betreffen heute mehr Einrichtungen als je zuvor und erfordern umfassende funktionale, gestalterische und nachhaltige Lösungen – aus Sicht der Nutzer*innen und Betreiber*innen.

Welche Produkte beziehungsweise Kollektionen bieten Sie speziell für das Segment Health Care an und welche technischen Anforderungen müssen diese erfüllen?

Das Angebot von Forbo umfasst ein breites Portfolio an Produkten in unterschiedlichen Ausführungen, um den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden. Linoleum-, Vinyl- und Textilbeläge sowie Sauberlaufzonen geben den Planenden Gestaltungsfreiheit bei der Bodenauswahl. Technik und Funktion sind im Krankenhausbau besonders wichtige Elemente, strenge Hygienevorschriften und bestimmte funktionale Anforderungen müssen erfüllt werden. Dazu gehören zum Beispiel fugenlose Wandanschlüsse und reparaturfreundliche Böden sowie leicht zu reinigende und langlebige Bodenbeläge. Im Bereich der Altenpflege stehen gestalterische Anforderungen im Mittelpunkt, die sich aus visuellen und kognitiven Einschränkungen der Nutzer*innen und Bewohner*innen ergeben. Hier gilt es, neue Ansätze zu definieren und bedarfsgerechte Lösungen zu schaffen. Ein Ansatz ist das Farb- und Materialkonzept «Lebensräume». Es enthält Gestaltungskombinationen für die Lebenssituationen älterer Menschen. Das Konzept basiert auf Erfahrungswissen aus der Praxis der Altenpflege und wird durch wissenschaftliche Studien gestützt. Fünf unterschiedliche Farbwelten, die sich an der Natur orientieren, schaffen Lebensräume, die anregen und altersbedingte Wahrnehmungsstörungen mildern können.

Das Beispiel zeigt ein modernes Spital mit Linoleum von Forbo. | Foto: Ronald Tilleman

Das Beispiel zeigt ein modernes Spital mit Linoleum von Forbo. | Foto: Ronald Tilleman

Das Beispiel zeigt ein modernes Spital mit Linoleum von Forbo. | Foto: Ronald Tilleman

Welche Rolle spielt Design in diesem Zusammenhang?

Bei der Gestaltung von Lebensräumen für ältere Menschen müssen altersspezifische Einschränkungen und Erkrankungen wie Sehschwäche, Kontrastverlust, Demenz und so weiter berücksichtigt werden. Das Konzept «Lebensräume» widmet sich diesem Thema. Der Ansatz, Innenräume nach Vorbildern und Stimmungen aus der Natur zu gestalten, schafft Orte des Wohlbefindens und der Orientierung.

Spielt das Thema Nachhaltigkeit in diesem Segment eine grössere Rolle als in anderen Bereichen?

Das kann man sagen, wenn man Nachhaltigkeit ganzheitlich im Sinne des Drei-Säulen-Modells auffasst. Die Anpassung der Umgebung an die Bedürfnisse der Menschen und die Gestaltung der Innenräume nach Gesetzmässigkeiten, die die Genesung und das Wohlbefinden der Patient*innen und Bewohner*innen fördern, hat gerade in Einrichtungen des Gesundheitswesens einen hohen Stellenwert. Insofern ist die Verwendung nachhaltiger Produkte, die aufgrund ihrer Zusammensetzung, Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit die Lebensqualität der Bewohner*innen verbessern, besonders gefragt. Mindestens ebenso wichtig sind im Gesundheitsbereich die leichte Reinigung und damit geringe Unterhaltskosten. Letztlich sind alle diese Faktoren auch für die Nachhaltigkeit von Bedeutung.

Gehen Sie auch Partnerschaften mit anderen am Innenausbau beteiligten Unternehmen ein, um ganzheitliche Gestaltungskonzepte anbieten zu können?

Das beschriebene Konzept «Lebensräume» ist ein Gemeinschaftsprojekt von Caparol und Forbo. Die Gestaltungsmittel – bestehend aus Farbfächer und Broschüre – wurden erstmals auf der Messe Altenpflege 2013 in Nürnberg vorgestellt und konnten auf Anhieb überzeugen. 2018 wurden diese dann dank neuem Wissen überarbeitet. Der ganzheitliche Ansatz umfasst sowohl ruhige als auch belebende Farbstimmungen. Konkrete Vorschläge helfen, Räume harmonisch miteinander zu verbinden. So entstehen Umgebungen, die ein Mehr an Erlebnisqualität in die eigene Umgebung transportieren und damit Behaglichkeit, Orientierung und Anregung fördern. Alltagskompetenzen können so erhalten, Selbständigkeit und Wohlbefinden gesteigert und der Pflegealltag erleichtert werden.

Das Zimmer in der Hirslanden Klinik in Stephanshorn ist ein Beispiel, wie sich das Zusammenspiel von Raumkonzept, Farben und Materialien positiv auf die Genesung auswirken können. | Foto: Forbo Giubiasco SA

Das Zimmer in der Hirslanden Klinik in Stephanshorn ist ein Beispiel, wie sich das Zusammenspiel von Raumkonzept, Farben und Materialien positiv auf die Genesung auswirken können. | Foto: Forbo Giubiasco SA

Das Zimmer in der Hirslanden Klinik in Stephanshorn ist ein Beispiel, wie sich das Zusammenspiel von Raumkonzept, Farben und Materialien positiv auf die Genesung auswirken können. | Foto: Forbo Giubiasco SA

Der Health Care Markt ist, wie beschrieben, eines der am stärksten wachsenden Segmente. Wie stellt sich Forbo darauf ein?

Das gesamte Gesundheitswesen steht aufgrund der steigenden Zahl älterer Menschen vor grossen Herausforderungen. Forbo setzt sich intensiv mit den daraus resultierenden Anforderungen auseinander und reagiert mit segmentspezifischen Konzepten, gezielten Produkten und Innovationen wie der desinfektionsmittelbeständigen Beschichtung Topshield Pro für Linoleum oder dem strapazierfähigen, textilen Hygienebodenbelag Flotex. Personell setzen wir auf die konzentrierte überregionale Bearbeitung von Entscheidergruppen durch gezielte Aktivitäten sowie die regionale Vernetzung und Objektabwicklung mit unseren Netzwerkpartnern aus Handel und Handwerk. Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist beispielsweise das SCDH. Das Swiss Center for Design and Health zeichnet sich durch ein breites Netzwerk aus: Ob Hochschulen, Expert*innen, Unternehmen oder Interessensvertretungen – in der Schweiz oder im Ausland – Forbo bringt sich hier mit seiner langjährigen Erfahrung als Hersteller ein. Dies bietet den Kund*innen grosse Vorteile, wenn es um das Thema «Design trifft Gesundheit» geht – egal ob Planende, Innenarchitekt*innen, Facility Manager*innen oder Unternehmer*innen.

Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Forbo-Giubiasco.

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