Interview: Back to the Floor
«Back to the Roots» mit «Back to the Floor»? Mit der Marmoleum Uni wird die Forbo-Giubiasco SA Anfang 2024 die wichtigste Linoleum-Kollektion neu auflegen. Aktuelle Farben und Designs sind dabei nur ein Teil der Geschichte. Genaueres erfuhren wir von Mirko Bachmann, dem Marketingmanager von Forbo in der Schweiz.
Herr Bachmann, das Konzept Back to the Floor klingt nach einer Rückbesinnung auf alte Werte? Trifft es das?
Nicht ganz – so einfach es klingt, Recycling ist ein ziemlich komplexes Thema. Wir haben in den letzten Jahren Erfahrungen gesammelt und können nun offiziell mit unserem Back to the Floor Programm unseren Kund*innen einen kostenlosen Service anbieten. Dies hat für alle einen Vorteil: Der Kunde erspart sich die Entsorgungskosten von Verschnittresten und wir alle machen etwas Gutes für die Umwelt.
Wie genau muss man sich den Ablauf von Back to the Floor vorstellen?
Für den Bodenleger ist es ganz einfach, bei einer Objektgrösse von mindestens 1000 Quadratmeter kann er bei uns sogenannte «big bags» kostenlos anfragen. Diese werden mit den Forbo-Verschnittresten gefüllt und von uns dann wieder abgeholt.

Produktionsabfälle, Verlegereste und benutzte Marmoleum-Bodenbeläge werden recycelt und wiederverwendet. | Foto: Forbo Giubiasco SA
Wie wird das recycelte Material in den Produktionsprozess zurückgeführt?
Das Material wird gesammelt und wieder in unser Werk geführt. Danach wird es zu auf Sortenreinheit geprüft, zerkleinert und gemahlen. Das erhaltene Pulver wird dann der Linoleummasse bei der Produktion beigefügt.
Und welche Vorteile bieten sich für Architekt*innen und die Bauherrschaften?
Es sollte das Ziel von allen Parteien sein, dass so wenig Baureste auf dem Müll oder in der Verbrennungsanlage landen wie möglich. Das Material, das über das Back to the Floor Programm rückgewonnen wird, fliesst wieder in unsere Produktion ein. Beim Linoleum zum Beispiel nutzten wir es bei der Neuproduktion der neuen Marmoleum Cocoa, die Anfang Februar 2024 eingeführt wird. Somit kommen wir zu einem Recyclinganteil von bis zu 38 Prozent.

Marmoleum Cocoa kombiniert die Lebendigkeit von Kakaoschalen mit der Wärme mineralischer Farbtöne. | Foto: Forbo Giubiasco SA
Wird es Back to the Floor für alle Beläge der Forbo Flooring Systems geben?
International haben wir das Programm auf den meisten Vinyl- und Linoleumbelägen eingeführt. In der Schweiz konzentrieren wir uns aktuell aber nur auf Linoleum, da wir uns mit ARP Schweiz bereits an einem sehr effizienten Recyclingprogramm für Vinyl beläge beteiligen.
Wie können Architekt*innen und Planende bei dem grossen Angebot an Bodenbelägen eine Vorstellung bekommen, welcher Belag in Sachen Nachhaltigkeit am besten für ihr Projekt passt?
Das Beste ist immer noch eine Beratung durch unsere regionalen Berater. Wir sind allerdings an der Entwicklung eines CO2-Kalkulators. Dieser wird ab März auf unserer Homepage sein und gibt unseren Kund*innen eine Idee des Fussabdruckes der einzelnen Produkte.
Werden bereits Projekte mit Back to the Floor umgesetzt?
Es laufen gerade verschiedene Grossprojekte wie das Kinderspital Zürich und die Universität Irchel, wo insgesamt über 25'000 Quadratmeter Linoleum verlegt werden. Ausserdem sind bereits weitere Projekte für dieses Jahr in der Pipeline. Wir fokussieren uns aktuell auf Verlegereste von den Baustellen mit dem Ziel, dies mittelfristig auch auf sogenanntes End of life-Linoleum zu erweitern.
Was sind die Anforderungen, damit Kund*innen, Architekt*innen oder Planende von diesem Angebot profitieren kann?
Das ist ziemlich einfach. Neben der Mindest-Objektgrösse von 1000 Quadratmeter ist es wichtig zu beachten, dass nur Verschnittreste von Forbo Linoleum, also Marmoleum, angenommen werden. Ausserdem müssen die Reste sortenrein sein, das heisst, keine Fremdmaterialien wie zum Beispiel PVC, Plastik, Karton und so weiter beinhalten.

Mit bis zu 98 Prozent natürlichen Rohstoffen, von denen 73 Prozent schnell nachwachsen und bis zu 38 Prozent recycelt sind, ist Marmoleum Cocoa eine wahre Naturschönheit. | Foto: Forbo Giubiasco SA
Somit könnte man sagen, dass mit Back to the Floor das Marmoleum zum Kreislaufwirtschafts-Produkt wird?
Generell möchte ich unterstreichen, dass Architekt*innen und Planende mit dem Einsatz von Marmoleum gleich in mehreren Hinsichten bezüglich der Nachhaltigkeit punkten können. Marmoleum wird aus bis zu 98 Prozent natürlichen Rohstoffen klimapositiv hergestellt, somit ist es der nachhaltigste elastische Bodenbelag auf dem Markt. Hinzu kommt, dass er mit einer Lebensdauer von über 20 Jahren und den Recyclingmöglichkeiten eine sehr gute Wahl bietet für ökologisches Bauen. Sei es in den Bereichen Minergie-ECO, LEED oder BREEAM – Marmoleum hilft Architekt*innen und Planenden ihre Ziele zu erreichen.
Zum Schluss möchte ich in die Zukunft blicken: Wie werden sich die Themen Wiederverwertung von Materialien, Urban Mining und Kreislaufwirtschaft in der Schweizer Baubranche entwickeln?
Die Herstellung von Baumaterialien, der Betrieb von Gebäuden inklusive deren Energieversorgung können erhebliche CO2-Emissionen verursachen. Somit ist klar, dass jeder seine Verantwortung wahrnehmen muss, auch wir als Industrie. Forbo engagiert sich schon seit vielen Jahren in Sachen Nachhaltigkeit und wird diesen Effort weiter intensivieren. Der Trend zur Kreislaufwirtschaft wird weiter steigen und ich bin überzeugt, dass in naher Zukunft echte nachhaltige Produkte und Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil haben werden. Heute gibt es leider zu viel Greenwashing. Das Bewusstsein und die Kenntnis der Kund*innen und Nutzenden steigen allerdings stetig und wir bei Forbo sind bereit für eine nachhaltige Zukunft.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Forbo-Giubiasco.