Interview: Sicherheit beim Radeln

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Veröffentlicht am 05. September 2024

Seit Anfang 2023 ist das Veloweggesetz VWG in Kraft. Es nimmt Kantone und Bund bei der Planung und Realisierung von Radwegen in die Pflicht. Radwegtrennungen können an besonders gefährlichen Stellen im Strassenverkehr einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit leisten. Über die Details dieser Barrieren sprach die Redaktion mit Sven Vock von der Velopa AG.

Sven Vock ist Leiter Produktmanagement bei Velopa.

Sven Vock ist Leiter Produktmanagement bei Velopa.

Sven Vock ist Leiter Produktmanagement bei Velopa.

Was wird im neuen Velowegegesetz genau geregelt?

Es soll für bessere und sicherere Fahrrad­wege sorgen. Kantone und Bund werden damit zur Planung und Realisierung ge­eigneter Velowegnetze verpflichtet. In Be­zug auf die Sicherheit spielen sowohl die objektive Sicherheit als auch das subjektive Empfinden eine Schlüsselrolle.

Welche Mängel sehen Sie bei den bestehenden Velowegen in der Schweiz im Zusammenhang mit dem Gesetz?

Eine generelle Antwort ist schwierig. Aber wenn man mit dem Velo unterwegs ist, fal­len zahlreiche Gegebenheiten auf, die aus Sicht der Fahrradfahrer*innen und der an­deren Verkehrsteilnehmenden nicht opti­mal sind. Das reicht von Mischverkehr mit Fussgänger*innen über fehlende Abgren­zungen zum Autoverkehr, keine fliessende Eingliederung vom Fahrradweg auf Velo­streifen bis hin zu nicht durchgehenden Velowegen. Das subjektive Sicherheitsemp­finden auf Radwegen spielt eine wichtige Rolle, denn es beeinflusst das tatsächliche Verhalten der Menschen auf Fahrrädern. Velofahrer*innen meiden Radwege, wenn sie sich auf ihnen nicht wohlfühlen – auch wenn diese messbar sicher sind. Dies führt dazu, dass Radfahrende beispielsweise auf Trottoirs ausweichen und dort Fuss­gänger*innen gefährden, oder sie nutzen andere Fortbewegungsmittel. Um den Ve­loverkehr zu fördern und mehr Menschen zum sicheren Fahrradfahren zu ermutigen, ist das Vertrauen in die Sicherheit der In­frastruktur ein massgebender Faktor. Rad­wege, auf denen sich Velofahrende sicher fühlen, sind daher bei der Umsetzung des Veloweggesetzes von grosser Bedeutung.

Pop up Bike Lanes können durch Leitschwellen mit Baken markiert werden. Sollen neue Radwege angelegt werden, kann mit diesem System vorab die Akzeptanz getestet werden. Es haftet auf der Fahrbahn und muss nicht verklebt oder verschraubt werden. | Foto: Velopa AG

Pop up Bike Lanes können durch Leitschwellen mit Baken markiert werden. Sollen neue Radwege angelegt werden, kann mit diesem System vorab die Akzeptanz getestet werden. Es haftet auf der Fahrbahn und muss nicht verklebt oder verschraubt werden. | Foto: Velopa AG

Pop up Bike Lanes können durch Leitschwellen mit Baken markiert werden. Sollen neue Radwege angelegt werden, kann mit diesem System vorab die Akzeptanz getestet werden. Es haftet auf der Fahrbahn und muss nicht verklebt oder verschraubt werden. | Foto: Velopa AG

Im Gesetz ist auch von Nutzergruppen die Rede. Welche Unterschiede gibt es unter den Velofahrenden?

Naheliegend ist eine Unterscheidung nach dem Alter. Velowege müssen so gestaltet sein, dass sie dem von einigen Gemein­den bereits verwendeten Modell «8 bis 80» Rechnung tragen. Gemäss diesem sollen sich sowohl Kinder als auch Senior*innen auf Velowegen sicher fühlen. Nur wenn Menschen jeden Alters und Erfahrungs­niveaus auf neu gebauten Radwegen wohl ist, nutzen sie diese auch tatsächlich. Dies steigert die Anzahl der Velofahrer*innen, dient der Gesundheitsförderung und schont die Umwelt. Zudem unterscheiden sich die Erwartung und die Ansprüche an sichere Velowege von einem gelegentlichen Frei­zeit­-Velofahrer zu einem aktiven Pendler, also jemandem, der täglich mit dem Fahr­rad unterwegs ist. Wer täglich fährt, bringt mehr Erfahrung und Routine mit – sein subjektives Sicherheitsempfinden ist ein anderes.

Velopa führt Radwegtrenner im Produktsortiment. Können Sie erklären, welche Vorteile eine physische Barriere gegenüber einer einfachen Fahrbahnmarkierung hat?

Die klare Trennung von Radwegen von an­deren Verkehrswegen spielt eine entschei­dende Rolle bei der Verbesserung der objek­tiven Sicherheit für Velofahrende und ihres subjektiven Sicherheitsempfindens. Gerade an Stellen, an denen keine baulichen Mass­nahmen zur Trennung des Veloverkehrs vom übrigen Verkehr möglich sind, bieten physische Radwegtrenner eine gute Lösung. Diese am Boden platzierten Komponenten schaffen eine Barriere, die Velofahrende vor potenziell gefährlichen Interaktionen mit Autos schützt. Dadurch sinkt das Un­fallrisiko deutlich und gleichzeitig steigt die Nutzungsfrequenz der Velowege.

Der Wert von Radwegtrennern für die Fahrradfahrenden liegt also auf der Hand. Aber gibt es auch Nachteile, wenn zum Beispiel Einsatz- oder Rettungsfahrzeuge in Notsituationen auf die Radstreifen ausweichen müssen?

Radwegtrenner der neuesten Generation sorgen für Sicherheit, indem sie Autofah­rer*innen intuitiv davon abhalten, sie zu überqueren. Bei Bedarf können sie aber von Notfalldiensten überfahren werden, ohne dass die Trenner oder die Fahrzeu­ge Schaden nehmen. Diese Flexibilität ist ausschlaggebend, um die Anforderungen aller Verkehrsteilnehmenden zu berück­sichtigen.

Welche Möglichkeiten der Installation von Radwegtrennern gibt es bei temporären Velowegen, den sogenannten Pop-up-Bike-Lanes?

Bei einigen Produkten ist keine Veranke­rung im Boden notwendig, was die Instal­lation und die Entfernung einfach macht.

Besonders nachts und bei schlechten Lichtverhältnissen erhöht sich das Unfallrisiko. Lassen sich die Radwegtrenner auch beleuchten oder anderweitig besser kenntlich machen?

Eine Beleuchtung bieten wir nicht an, aber über die Reflexion des Lichts der Verkehrs­teilnehmenden sind sie sehr gut sichtbar. Bei erhöhten Sicherheitsanforderungen können die Radwegtrenner mit ergänzen­den Elementen wie flexiblen Pollern, die mit reflektierenden Streifen versehen sind oder mit Leitboys oder Glaskuppeln ergänzt werden. Diese sorgen für eine noch bessere Sichtbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen.

Das Foto zeigt eine beidseitig mit Flex Orca abgegrenzte Velofahrbahn. Die Elemente werden mit Ankern im Belag befestigt. | Foto: Velopa AG

Das Foto zeigt eine beidseitig mit Flex Orca abgegrenzte Velofahrbahn. Die Elemente werden mit Ankern im Belag befestigt. | Foto: Velopa AG

Das Foto zeigt eine beidseitig mit Flex Orca abgegrenzte Velofahrbahn. Die Elemente werden mit Ankern im Belag befestigt. | Foto: Velopa AG

Aus welchen Materialien werden die Velopa- Radwegtrenner gefertigt? Und können sie wiederverwertet werden?

Zeitgemässe Radwegtrenner sind komplett aus rezykliertem Material hergestellt, zum Beispiel alten Lkw­Reifen, die zu Gummi­granulat verarbeitet und danach in Form gepresst und gebacken werden. Andere sind aus 100 Prozent recyceltem Plastik.

Danke für das spannende Gespräch. Wenn wir morgen wieder mit den Velos in die Redaktion radeln, werden wir einen anderen Blick auf die bestehende Radweginfrastruktur haben.

Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit der Velopa AG.

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