Betriebsgebäude Stade des Arbères

34 von 164

 
1217 Meyrin,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2023
FAZ architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
11/Avenue Louis Rendu, 1217 Meyrin, Schweiz
Fertigstellung
09.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
59'092 m²
Geschossfläche
110 m²
Nutzfläche
243 m²
Gebäudevolumen
1189 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,7 Mio. CHF

Beschreibung

Das Betriebsgebäude dient der Instandhaltung der Fussballplätze von Meyrin. Es befindet sich am Rande des Ökoviertels Les Verger. Es handelt sich um einen massiven Fichtenholzbau, dessen beheiztes Stockwerk an der Fassade mit Kork verkleidet wurde.

Ausgangslage

Zwischen den Fussballfeldern und in Verlängerung der Tribüne stand ein kleines Grundstück zur Verfügung, auf dem das für die Instandhaltung der Stadien erforderliche Programm untergebracht werden konnte. Die Stadt Meyrin wollte, dass das Gebäude ein Beispiel setzt für nachhaltiges, energie- und ressourcenschonendes Bauen mit gesunden, biologischen Materialien.

Projektierung

Die einfache Beziehung zwischen Struktur und Hülle verankert sich in einer massiven, fast archaischen Bauweise, die mit einer zeitlosen Sprache einen geringen ökologischen Fussabdruck garantiert. Die beheizten Räume im Obergeschoss sind mit Holzwolle gedämmt und an der Fassade mit Kork verkleidet. Die Böden und das Dach wurden mit Sägemehl gedämmt, das zwischen die Balken geblasen wurde. Somit konnte ein Abfallprodukt der Zimmerei weiterverwendet werden. Trennwände aus Lehmfliesen verleihen dem Gebäude thermische Trägheit und regulieren gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit. Auch bei den Innenausbauarbeiten wurde ein traditionelles Design aus Holzverbindungen und massivem Fichtenholz verwendet. Dadurch wird das Know-how der Handwerker aufgewertet. Die Wiederverwendung ist auch im Innenausbau präsent: Waschbecken, Spülbecken, Wasserhähne, Stühle und Tische sind aus zweiter Hand ebenso wie der Lift im Arbeitshof. Durch seine Materialität verwebt sich das Gebäude optisch mit den benachbarten landwirtschaftlichen Flächen.

Realisierung

Die Gemeinde unterstützte die richtungsweisenden Vorgehensweisen bei diesem Bau. So wurde die Bodenplatte des Innenhofs und des Erdgeschosses aus wiederverwendeten Betonelementen erstellt. Die CO₂-Bilanz zeigt die Relevanz und die Auswirkungen solcher Baumassnahmen: 81% der CO₂-Emissionen im Vergleich zu einem neu gegossenen Betonboden vermieden werden. Die Umfassungsmauer des Arbeitshofs wurde mit dem überschüssigen Beton aus den Kreiseln der Fahrmischer gegossen. Neben den Einsparungen CO₂ vermeidet diese Vorgehen aber auch die Gewinnung von Rohstoffen, die natürliche Lebensräume zerstören. Der ökologische Wandel braucht widerstandsfähige Bauwerke mit kurzen Kreisläufen, die auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basieren. Städte befinden sich im stetigen Wandel und deren Umgestaltung setzt haufenweise Materialien frei, welche sich zum Weiterbauen anbieten. Jahrtausendelang war die Wiederverwendung eine primäre Ressource für Gebäude, nun ist es an der Zeit, diese Praxis wieder aufleben zu lassen.
Die Struktur des Gebäudes wurde aus massiver Schweizer Fichte entworfen und kommt ohne Leim oder Nägel aus. Ein System aus nebeneinander liegenden Brettern, die mit Dübeln aus Hartholz (Buche) zusammengehalten werden, bildet die tragenden Wände. Die Böden und der Dachstuhl bestehen aus Balken und Lattenrosten, die traditionell mit schwalbenschwanzförmig geschnitzten Zapfen und Zapfenlöchern zusammengebaut werden.

Besonderheiten

Der Fonds d'Art Contemporain de Meyrin erwarb das Werk, das die Lausanner Künstler Héloïse Gailling und Marc Rickling für den Bahnhof von Lausanne entworfen hatten. Die grosse Scheibe, die sie aus der Bodenplatte des Rasude-Gebäudes herausgeschnitten hatten, stellte die Frage, was mit den Materialien des zum Abriss bestimmten Gebäudes geschehen sollte. Durch die Einfügung in das Opus incertum des Bodenbelags in Les Arbères kann sie ihren Lebenszyklus in mehrfacher Hinsicht in einem Kreislauf fortsetzen.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst.

192174761